Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Komödien? Eine Notwendigkeit!
Ruf nach war der französische Film ernst und – Pardon – etwas langweilig. Woher kommt die Komödien-welle? Clavier: Die junge Generation möchte lachen. Ihr Leben ist schwierig. In den 1970ern war das Leben für jedermann sehr viel leichter. Ich verstehe das aktuelle Bedürfnis der jungen Generation nach Komödien. Der Kontext hat sich völlig verändert, die Welt von heute ist chaotisch. Wenn es früher ein angenehmer Zeitvertreib war, sich eine Komödie anzuschauen, ist es heutzutage geradezu eine Notwendigkeit. Man kann anderthalb Stunden lang frei durchatmen. Wenn man die Abendnachrichten einschaltet, weiß man nie, was wieder passiert ist. Das ist schrecklich.
Haben Sie dennoch einen optimistischen Blick auf die Zukunft? Clavier: Ich bin weder ein Optimist noch ein Pessimist. Aber ich kann sagen, dass die Gegenwart sehr hart ist. Und schwierig. Der Krieg ist ein großes Thema. Wir in Europa haben jetzt lange Zeit in Frieden gelebt. Nun sehen wir uns einer Situation gegenüber, die sehr bedrohlich ist.
Wäre es in Ordnung für Sie, nur noch Komödien zu drehen? Clavier: Mit zunehmendem Alter will ich mich vorwiegend der Komödie widmen. Ich bin sehr glücklich damit.
Gibt es eine Charakterrolle, von Sie noch träumen? Clavier: Man wird sich an meine Komödien erinnern. Viele von ihnen genießen in Frankreich Kultstatus. Das macht mich glücklich. Ansonsten schert mich wenig, was von mir bleiben wird. Wenn ich schon drei Monate meines Lebens mit einer Filmfigur zubringen muss, dann möchte ich auch lachen können und mit den Leuten eine gute Zeit haben, mit denen ich arbeite. Ehrlich gesagt, würde es mich nicht sehr interessieren, drei Monate lang in der Haut eines Serienkillers zu stecken. Das ist eine zu lange Zeit.
Sind Sie in diesem Geschäft ein glücklicher Mensch? Clavier: Ich teile einen sehr klugen Ausspruch von meinem Freund Gérard Depardieu: „Es ist ein außergewöhnliches Geschäft. Es ist fantastisch, zu spielen. Aber das ganze Drumherum kann dich verblöden. Sei also vorsichtig!“Das ist ein wenig derb ausgedrückt, aber es stimmt.
Gibt es eine Fortsetzung von „Monsieur Claude“? Clavier: Ja. Philippe de Chauveron schreibt ein neues Drehbuch und ist wohl schon halb fertig. Aber ich weiß gar nichts darüber.