Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Der Strom stammt aus Kohle
VON MICHAEL KERLER ber die Zukunft des Automobils wird nicht in Europa entschieden. Sondern in Asien, vor allem in China. Das sagen Experten häufig. Sie könnten recht haben. Wenn China als größter Automarkt der Welt auf das Elektroauto setzt, werden sich die deutschen Hersteller dem nicht entziehen können. Selbst dann nicht, wenn es ihnen gelingt, den Diesel sauber zu bekommen. China ist für sie ein zu wichtiger Absatzmarkt geworden.
Steuert China auf planwirtschaftliche Weise Richtung E-auto, ist dies deshalb eine Nachricht, die deutsche Autobauer und Beschäftigte nicht kaltlässt. Ob der Plan aber auch für die Umwelt aufgeht, ist nicht sicher.
Elektroautos werden helfen, die Luft in den Städten sauberer zu bekommen. Chinas Metropolen leiden unter massiver Luftverschmutzung. Der Strom für die Fahrzeuge stammt in China aber zum größten Teil aus Kohlekraftwerken. Deren Co2-emissionen gelten als Gift für den weltweiten Klimaschutz. Und selbst für die regenerative Stromerzeugung hat China gigantische Staudämme gebaut. Die Wasserkraft dort ist ein Desaster für Fluss-ökosysteme.
Damit das E-auto zu einer sauberen Alternative wird, muss deshalb auch der Strom sauber sein. rium in Peking. Gemeint sind damit rein batteriegetriebene Modelle und Hybridmodelle, die zusätzlich noch einen Benzinmotor haben.
Marktführer bei Elektroautos ist in China BYD, der im vergangenen Jahr weltweit über 100 000 Stück davon abgesetzt hat. In China haben vergangenes Jahr rund 355000 Autos mit neuer Antriebsform einen Käufer gefunden. Diese Zahl ist für 2017 bereits übertroffen worden: Bis August lag der Absatz bereits bei 346000 E-autos. Der deutsche Anteil daran ist vernachlässigbar.
Volkswagen hatte 2016 mit knapp vier Millionen verkauften Autos am chinesischen Gesamtmarkt in China zwar einen hohen Marktanteil von 14 Prozent – doch das waren alles Benziner. Bis 2020 will das Unternehmen dort jedoch 400000 Steckdosenautos pro Jahr verkaufen. Das würde der geforderten Quote schon recht nahe kommen.
Der ursprüngliche Plan einer Umstellung in dieser Größenordnung schon bis 2018 wäre jedoch völlig unmöglich gewesen, wie Automanager zugeben. Ihr wichtigstes Argument: Die Regelung kommt viel zu überraschend. Die deutschen Anbieter engagieren sich intensiv in China, haben Milliarden investiert, tausende Jobs geschaffen und zahlreiche Kröten geschluckt. Sie akzeptieren es, in Zwangsehen mit chinesischen Konkurrenten gesteckt zu werden, denen sie ihre Technik offenbaren müssen. Die Einführung der Elektroauto-quote ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse der Deutschen sei da rücksichtslos.