Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Nazi Ausfälle: Geldstrafe für DFB
Zürich Der Fußball-weltverband Fifa hat nach den rechtsradikalen Ausfällen deutscher Fans beim Wm-qualifikationsspiel der Nationalmannschaft in Tschechien ein relativ mildes Urteil verhängt. Der Deutsche Fußball-bund muss 28 000 Euro Geldstrafe bezahlen. Die Fifa hätte auch einen Fan-ausschluss bei einem der nächsten Spiele verhängen können. Das unrühmliche Auftreten deutscher Stadionbesucher am 1. September in Prag hatte für Empörung und Entsetzen gesorgt. Die vermeintlichen Fans hatten unter anderem eine Schweigeminute für zwei gestorbene tschechische Fußballfunktionäre gestört, Pyrotechnik gezündet und „Sieg“rufe nach dem Treffer zum 2:1 mit „Heil“-rufen beantwortet. Tennis nach oben? Und warum soll ein Farbiger, dessen Vorfahren einst von weißen Sklavenhändlern nach Amerika verschleppt wurden, aufrecht die Us-hymne singen? Und wozu überhaupt die Hymne zum Spiel? Hymne und Fahne prägen den Sport auch hierzulande. Nicht mehr so wie 1954, als die sangesfreudigen Helden von Bern den Wm-sieg als nationale Aufgabe empfanden. Auch nicht mehr so wie 1990, als Franz Beckenbauer die Singpflicht eingeführt hat. Aber noch immer ist der Sport nationales Prestigeobjekt, das nicht nur bei uns patriotisch aufgeladen wird.
Hierzulande hat sich die Lage mit der WM 2006 entkrampft. Trotzdem gibt es noch immer Lippenleser, die darauf achten werden, ob Mustafi und Boateng mitsingen. Warum aber sollten sie? Sie spielen für sich, für die Mannschaft, für den Erfolg. Alles andere war 1954.