Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Eine Art von Liebe

Gerhard Falkner Es knistert unentwegt

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Merkwürdig­e Geschichte­n beginnen oft mit einer seltsamen Begebenhei­t. Im Roman „Romeo oder Julia“von Gerhard Falkner ist es ein Büschel langer schwarzer Haare. Die entdeckt Kurt Prinzhorn bei der Rückkehr in sein Hotelzimme­r in Innsbruck am Wannenrand. Jemand hat gebadet, eine Frau. Außerdem sind seine Schlüssel weg. Bei Kurt Prinzhorn, dem Alter Ego Falkners, stellt sich Panik ein. Natürlich ist „Romeo oder Julia“eine Liebesgesc­hichte, doch findet die Liebe nicht – wie bei Shakespear­e – im gemeinsame­n Tod der beiden Helden ihre Vollendung. Bei Falkner läuft es zwangsläuf­ig auf den High Noon hinaus: du oder ich, Romeo oder die stalkende Julia. Das Geheimnis des Ganzen liegt in Kurts Vergangenh­eit, denn der Ich-erzähler lässt in Sachen Frauen nichts anbrennen. Unentwegt knistert es im Roman. Das wird dem Schwerenöt­er zum Verhängnis. Die Handlung wird immer panischer und dichter ... bis der Roman gegen Ende doch etwas uninspirie­rt wegplätsch­ert. Das seltsame Mysterium findet ein allzu konstruier­tes und saftloses Ende.

» Gerhard Falkner: Romeo oder Julia Berlin Verlag, 272 S., 22 ¤ Als Vorspiel kommenden Mittwoch beginnen den Buchmesse wird heute in Frank furt der Deutsche Buchpreis verliehen. Nominiert sind sechs Romane, neben den vier hier be sprochenen auch der Österreich­er Franzobel (links im Bild) mit seinem bereits im Frühjahr erschienen­en „Das Floß der Medusa“und das am Samstag im Wochenend Journal be sprochene „Die Hauptstadt“von Robert Menasse (rechts). Für das Publikum hat die weltweit wichtigste Leitmesse der zur am Branche von 11. bis 15. Oktober geöffnet. Rund 1000 Autoren kommen dieses Jahr, darunter Pro minente wie Dan Brown, Ken Follett und Margaret Atwood – aus dem diesjährig­en Gastland Frankreich Stars wie Michel Houellebec­q und Yasmina Reza, aber auch weitere aus der gesam ten frankophon­en Welt bis nach Afrika oder Haiti. Für die erwarteten 7000 Aussteller aus rund 100 Ländern steht aber wie immer das Geschäft im Vordergrun­d. (dpa/ws)

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