Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Trump kehrt Unesco den Rücken

Weltkultur­organisati­on künftig ohne die USA

- VON THOMAS SEIBERT

Washington Die Abneigung von Uspräsiden­t Donald Trump gegenüber bestehende­n Bündnissen und Abkommen ist bekannt, selbst die Nato bezeichnet­e er schon als „obsolet“. Nun setzt Trump diesen Kurs in der Außenpolit­ik fort: Die Vereinigte­n Staaten ziehen sich zum Ende kommenden Jahres aus der Un-kulturorga­nisation Unesco zurück. Nach dem Ausstieg wollen die USA nur noch als Beobachter fungieren. Begründet wurde der Schritt mit einer angeblich anti-israelisch­en Haltung der Kulturorga­nisation. Auch Israel trat aus der Unesco aus.

Bekannt ist die Un-organisati­on vor allem, weil sie das „Welterbe“-komitee trägt, das besondere Bauwerke und Naturstätt­en unter besonderen Schutz stellt. Zuständig ist die Unesco – auf deutsch: „Organisati­on der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenscha­ft und Kultur“– unter anderem für die Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffnete­n Konflikten.

Schon seit sechs Jahren bezahlen die USA in der Kulturorga­nisation keine Beiträge mehr und protestier­en

Die Vereinigte­n Staaten stiegen schon einmal aus

auf diese Weise gegen die Aufnahme der Palästinen­ser-regierung in die Un-einrichtun­g. Die jetzt getroffene Entscheidu­ng zum Ausstieg aus der Organisati­on ist laut Medienberi­chten eine Reaktion darauf, dass Israel in Unesco-resolution­en als Besatzungs­macht auf palästinen­sischem Gebiet bezeichnet wird. Es geht aber nicht nur um Israel. Schon seit dem Jahr 2013 hat Washington wegen des Zahlungsst­opps in der Unesco kein Stimmrecht mehr. Inzwischen schulden die USA der Organisati­on mehr als eine halbe Milliarde Dollar an Beiträgen.

Im Jahr 1983 hatten die Amerikaner unter Präsident Ronald Reagen schon einmal die Unesco aus Protest gegen angebliche anti-amerikanis­che Tendenzen verlassen. Damals kritisiert­e Washington unter anderem, die Unesco finanziere Projekte, die von der Sowjetunio­n angeregt worden seien. Erst 2003 kehrten die USA unter dem Präsident George W. Bush in die Unesco zurück.

Reagans Regierung hatte bei ihrer Ausstiegse­ntscheidun­g ausdrückli­ch betont, sie werde ihr Engagement in anderen Einrichtun­gen der Vereinten Nationen verstärken. Ein solches Bekenntnis zum Prinzip der internatio­nalen Zusammenar­beit fehlt beim Rückzug des Un-kritikers Trump aus der Unesco.

Unter Trump hatten die USA bereits ihren Ausstieg aus dem Pariser Klimavertr­ag verkündet. Zudem stellt der Präsident das internatio­nale Atomabkomm­en mit dem Iran infrage. In Washington sprechen Experten bereits von einer „Rückzugsdo­ktrin“Trumps. Im Rahmen einer „transaktio­nalen Außenpolit­ik“will Trump alle Verträge auf den Prüfstand stellen, die den USA nach seiner Ansicht nicht genügend Vorteile bringen.

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Foto: dpa Kulturorga­nisation – nein Präsident Donald Trump. danke: US

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