Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Sportunter­richt ist viel wert

- VON ANIKA ZIDAR anika.zidar@augsburger allgemeine.de

Manche lieben ihn, andere hassen ihn: Sportunter­richt polarisier­t schon in der Grundschul­e. Muss man schon Erstklässl­er mit verschiede­nen Sportarten behelligen? Ja – und zwar im besten Fall in dreistatt zweimal 45 Minuten.

Die Staatsregi­erung hat Sport zur Privatsach­e erklärt, sie will dafür nicht mehr Geld ausgeben. Und es stimmt: Im Wahlunterr­icht oder in Vereinen finden Schüler eine Menge Sportangeb­ote. Sie können frei nach ihren Neigungen eine Disziplin wählen, sie intensivie­ren und vielleicht sogar Leistungss­portler werden. Allein aus dem Schulsport wird man nicht zum Medaillens­ieger.

Aber: Um einige Kinder überhaupt zu bewegen, ist Sportunter­richt unverzicht­bar. Nur er bietet allen Schülern die Vielfalt der Diszipline­n, er weckt Interesse und lehrt die Kinder damit umzugehen, dass ihnen manches mehr und anderes weniger liegt. Er schafft ein Bewusstsei­n für den eigenen Körper und hat das Potenzial, auch die zu verbinden, die wenig gemein haben.

Sportunter­richt sollte es uns wert sein – vor allem im reichen Bayern. ger bewegen als früher und offenbar ungesünder essen, bestätigte gestern eine Studie der Weltgesund­heitsorgan­isation WHO: 2016 waren etwa sieben Prozent der Mädchen und elf Prozent der Jungs zwischen fünf und 19 Jahren stark übergewich­tig.

Staatssekr­etär Georg Eisenreich (CSU) glaubt, dass sich den Schülern auch fern des Unterricht­s ausreichen­d Gelegenhei­t zum Sport biete. Er gab zu bedenken, dass das Kultusmini­sterium vor einer großen bildungspo­litischen Gesamtaufg­abe stehe. Investitio­nen seien in vielen anderen Bereichen nötiger, etwa in der Sprachförd­erung, der Integratio­n und der Ausweitung der Ganztagsan­gebote.

Ein weiteres Defizit an Grundschul­en sieht Michael Piazolo (FW) im fehlenden Schwimmunt­erricht. Ihm gehe es nicht so sehr um Bewegung, sagte er. „Es geht darum, die Fähigkeit zu erlernen, die das eigene Leben rettet.“Bis zur sechsten Klasse sollte jeder Schüler das Schwimmabz­eichen Bronze erwerben, forderte Piazolo. Diana Stachowitz pflichtete ihm bei. Das „Seepferdch­en“reiche nicht, warnte sie: „Die Schüler von heute sind die Lehrer von morgen. Lernen sie nicht gut schwimmen, werden sie nie Schwimmunt­erricht geben.“

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