Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Sportunterricht ist viel wert
Manche lieben ihn, andere hassen ihn: Sportunterricht polarisiert schon in der Grundschule. Muss man schon Erstklässler mit verschiedenen Sportarten behelligen? Ja – und zwar im besten Fall in dreistatt zweimal 45 Minuten.
Die Staatsregierung hat Sport zur Privatsache erklärt, sie will dafür nicht mehr Geld ausgeben. Und es stimmt: Im Wahlunterricht oder in Vereinen finden Schüler eine Menge Sportangebote. Sie können frei nach ihren Neigungen eine Disziplin wählen, sie intensivieren und vielleicht sogar Leistungssportler werden. Allein aus dem Schulsport wird man nicht zum Medaillensieger.
Aber: Um einige Kinder überhaupt zu bewegen, ist Sportunterricht unverzichtbar. Nur er bietet allen Schülern die Vielfalt der Disziplinen, er weckt Interesse und lehrt die Kinder damit umzugehen, dass ihnen manches mehr und anderes weniger liegt. Er schafft ein Bewusstsein für den eigenen Körper und hat das Potenzial, auch die zu verbinden, die wenig gemein haben.
Sportunterricht sollte es uns wert sein – vor allem im reichen Bayern. ger bewegen als früher und offenbar ungesünder essen, bestätigte gestern eine Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO: 2016 waren etwa sieben Prozent der Mädchen und elf Prozent der Jungs zwischen fünf und 19 Jahren stark übergewichtig.
Staatssekretär Georg Eisenreich (CSU) glaubt, dass sich den Schülern auch fern des Unterrichts ausreichend Gelegenheit zum Sport biete. Er gab zu bedenken, dass das Kultusministerium vor einer großen bildungspolitischen Gesamtaufgabe stehe. Investitionen seien in vielen anderen Bereichen nötiger, etwa in der Sprachförderung, der Integration und der Ausweitung der Ganztagsangebote.
Ein weiteres Defizit an Grundschulen sieht Michael Piazolo (FW) im fehlenden Schwimmunterricht. Ihm gehe es nicht so sehr um Bewegung, sagte er. „Es geht darum, die Fähigkeit zu erlernen, die das eigene Leben rettet.“Bis zur sechsten Klasse sollte jeder Schüler das Schwimmabzeichen Bronze erwerben, forderte Piazolo. Diana Stachowitz pflichtete ihm bei. Das „Seepferdchen“reiche nicht, warnte sie: „Die Schüler von heute sind die Lehrer von morgen. Lernen sie nicht gut schwimmen, werden sie nie Schwimmunterricht geben.“