Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Hilfe für Menschen mit Lernschwierigkeiten
Soziales Die Behindertenhilfe der Caritas startet ein bundesweites Projekt in Augsburg
Seit Jahren arbeiten Frauen und Männer mit Lernschwierigkeiten in Übersetzungsbüros und Fachzentren als Prüfer für Leichte Sprache mit. Werkstätten für Menschen mit Behinderungen stellen sie für diese Aufgabe frei. Diese Frauen und Männer sitzen und diskutieren über Texte aus der Alltags- und Schriftsprache, aus der Wissenschaft und aus den staatlichen und kommunalen Behörden. Diesem Einsatz wird nun mit einer beruflichen Anerkennung Rechnung getragen.
Die Behindertenhilfe der Caritasbetriebsträger-gesellschaft CAB in Augsburg wird in den kommenden vier Jahren das Berufsbild „Fachkraft für Leichte Sprache“entwickeln, entfalten, die Ausbildungsinhalte in Zusammenarbeit mit einem unabhängigen staatlich anerkannten Bildungsträger erarbeiten und als erste die entsprechende Ausbildung in Augsburg durchführen. „Es freut uns und wir wissen um unsere Verantwortung, dass wir die Idee zu dieser Fachkraftausbildung des Netzwerkes Leichte Sprache hier in Augsburg als Pilotprojekt für ganz Deutschland umsetzen können“, sagt Christine Borucker, Leiterin des Fachzentrums für Leichte Sprache der CAB.
Das Projekt wird vier Jahre laufen. Offizieller Beginn ist am 1. Januar. Insgesamt werden elf Personen darin beschäftigt sein – eine Leitungskraft und zehn Projektmitarbeiter. Zwei davon sind Menschen mit Lernschwierigkeiten. Da Bundesmittel für das Projekt zur Verfügung gestellt werden, wird es nicht nur ein Büro in Augsburg, sondern auch eines in Berlin geben. Die CAB hat dabei die Rolle des Trägers und damit der Leitung. Das Netzwerk Leichte Sprache, auf das die Idee zu dieser Ausbildung zurückgeht, ist für die bundesweite Vernetzung verantwortlich. Zwölf Personen mit Lernschwierigkeiten werden an der ersten Ausbildung zur Fachkraft für Leichte Sprache teilnehmen und danach als erste in Deutschland diesen Ausbildungsabschluss in den Händen halten.
Die Un-behindertenrechtskonvention fordert die Inklusion der Menschen mit Behinderung ein. Die Leichte Sprache ist dafür ein wesentliches Mittel. Internetseiten werden deshalb mehr und mehr auch in Leichte Sprache übersetzt. So hat der Bund ein eigenes Interesse an diesem Projekt. 2,6 Millionen Euro hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales für das Projekt bewilligt. Die Mittel stammen aus dem „Ausgleichsfonds für überregionale Vorhaben zur Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben“. Die Gesamtkosten des Projektes, so der Plan, hat die CAB auf 2,8 Millionen Euro veranschlagt. In den ersten 18 bis 24 Monaten wird gemeinsam mit Betroffenen im inklusiven Sinn das gesamte Ausbildungsprogramm entwickelt. Es sollen die Ausbildungsinhalte Politik, Soziologie, Recht, Kommunikationsund Beratungstechniken und Computerkenntnisse vermittelt werden. 12 Monate soll die Ausbildung schließlich dauern. Diese wird nach den Vorarbeiten des Projektes im dritten Jahr der Laufzeit des Projektes erfolgen. Im vierten Jahr erfolgt dann mit allen Partnern die Auswertung und Validierung der Ergebnisse.