Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Pfand Kaffeebech­er vor dem Scheitern

Umwelt Mehrweg-system für Augsburg findet bei Bäckereien und Cafébetrei­bern keinen Beifall. Was die Stadt nun plant

- VON STEFAN KROG

Die Bemühungen der Stadt, die Zahl der Einweg-kaffeebech­er zu reduzieren, haben einen herben Dämpfer erlitten. Die Einführung eines Pfandsyste­ms mit Mehrwegbec­hern in Bäckereien und Cafés, wie es etwa in Freiburg schon vorhanden ist, scheint in nächster Zeit nicht umsetzbar.

Die Stadt hatte das Start-up-unternehme­n Recup, das in Rosenheim ein Pfandsyste­m eingeführt hat und in München gerade ebenfalls Fuß fasst, zu einem Gespräch mit Augsburger Bäckereien eingeladen. Laut Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne) hätten sich die Betriebe interessie­rt gezeigt, waren aber nicht bereit, dem Pfandsyste­m beizutrete­n. Grund: Recup verwendet Becher mit eigener Kennzeichn­ung, die Gastro-betriebe wollten aber am eigenen Werbeaufdr­uck auf dem Becher festhalten. Gespräche mit einem anderen Start-up-unternehme­n, das eine Lösung anbieten möchte, kamen

Bei einem Mehrwegbec­herpfandsy­stem verkaufen die teilnehmen­den Betriebe den Kaffee in recycelbar­en Kunststoff­bechern gegen ein Pfand von einem Euro. Diese Becher können danach bei jedem Unternehme­n, das bei dem System mitmacht, wieder zurückgege­ben werden. Der Pfandsyste­m-betreiber organisier­t den Bechernach­schub und auf Wunsch auch das Spülen. In Augsburg war beabsichti­gt, mit der Uni zusammen zu erforschen, wie Mehrweg-plastikbec­her im Vergleich zu den Pappeeinwe­gbechern ökologisch abschneide­n. Studien gibt es dazu bislang wenige, die Deutsche Umwelthilf­e geht davon aus, dass sich der Mehrwegbec­her schon nach fünfmalige­m Gebrauch ökologisch gelohnt hat.

Hintergrun­d der Problemati­k ist, dass die Zahl der Einweg-becher in den vergangene­n Jahren deutlich zugenommen hat. Die auf der In- erst gar nicht zustande. beschichte­ten Pappbecher – häufig mit einem Trinkaufsa­tz aus Plastik versehen – werden im Schnitt gerade einmal 15 Minuten benutzt, bevor sie im Müll landen. Das in der lokalen Agenda 21 organisier­te „Forum plastikfre­ies Augsburg“schätzt, dass in der Stadt täglich um die 27 000 Einwegbech­er ausgegeben und kurz darauf wieder weggeworfe­n werden. Sie landen im günstigste­n Fall in Abfalleime­rn auf der Straße, im ungünstigs­ten Fall auf der Straße selbst. Zuletzt hatten Grüne und SPD in Anträgen die Stadt aufgeforde­rt, etwas gegen die Pappbecher zu unternehme­n.

Doch ohne rechtliche Handhabe, die es nicht gibt, sei das nicht so einfach, sagt Umweltrefe­rent Erben. Es gebe weder eine Grundlage für ein Verbot von Einwegbech­ern noch die Möglichkei­t, eine örtliche Zusatzsteu­er zu erheben. Versucht werden soll nun, die Firmen zum unverbindl­ichen Beitritt zu einem Pfandsyste­m zu bewegen. Zudem haben mehrere Augsburger Unternehme­n schon angekündig­t, selbst nach einer eigenen Lösung zu suchen. Mcdonald’s schenkt beispielsw­eise schon Kaffee in mitgebrach­te Tassen ein. Aus hygienisch­en Gründen wird der Kaffee in einem Stahlkännc­hen ausgeschen­kt, sodass die mitgebrach­te Tasse nicht hinter die Theke wandert. Auch andere Cafés und Bäcker in Augsburg bieten diesen Service – teils sogar gegen Rabatt – an.

Das Umwelt- und Verbrauche­rschutzmin­isterium sieht darin kein Problem, rät Betrieben aber, den Kaffeebech­er nach Möglichkei­t mit einem separaten Kännchen auf der Theke zu befüllen, sodass dieser nicht mit der Kaffeemasc­hine in Berührung kommt. Eine Selbstvers­tändlichke­it sei, dass nur saubere Tassen oder Becher infrage kommen.

Das „Forum plastikfre­ies Augsburg“bündelt diese Aktivitäte­n unter dem Motto „Bring your own cup“. Der städtische Abfallwirt­schaftsbet­rieb unterstütz­t die Aktinensei­te on. Allerdings dürfte diese Lösung nicht die große Masse an Müll einsparen. Schließlic­h kommt sie nur für Stammkunde­n infrage, die sich beispielsw­eise jeden Tag einen Kaffee vom Bäcker ins Büro holen. Spontan-kunden, so das Umweltrefe­rat, würden kaum in weiser Voraussich­t ständig eine Tasse in der Tasche haben.

Immerhin will die Stadt nun versuchen, bei Gastronomi­e in eigenen Einrichtun­gen und städtische­n Immobilien im Zuge von neuen Mietund Pachtvertr­ägen die Verwendung von To-go-bechern zu verbieten. Momentan läuft auch eine Erhebung darüber, in welchen städtische­n Ämtern Getränkeau­tomaten mit Einwegbech­ern stehen.

Info Eine Übersicht des Umweltmini­s teriums zu Cafés, die Kaffeetass­en zur Befüllung annehmen, gibt es unter: http://tinyurl.com/ybscpzls. Auch unter: http://plastikfre­ies augs burg.de gibt es eine Liste mit Betrie ben.

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Foto: Patrick Seeger, dpa In Freiburg gibt es Pfandbeche­r für den Kaffee zum Mitnehmen. In Augsburg wird es in absehbarer Zeit kein ähnliches System geben.

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