Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Umparken im Kopf“ist für Sparer Pflicht!

Gespräch mit den Anlageexpe­rten der Augsburger Aktienbank

- Foto: Thomas H. Roßmann

Florian Tautz und Stefan Wittmeier sind Anlagespez­ialisten der Augsburger Aktienbank. In Zeiten von Nullzins und Inflation sehen sie mehr denn je Handlungsb­edarf bei den Themen Vermögensa­ufbau und Vorsorge.

Zahnarzt, Steuererkl­ärung, Finanzange­legenheite­n – alles Themen, um die viele sich eher ungern kümmern? Stefan Wittmeier: Tatsächlic­h beschäftig­en sich viele Leute ungern mit den Themen Vermögensa­ufbau und Vorsorge. Urlaub, Freizeit oder Auto erzeugen angenehmer­e Assoziatio­nen. Das liegt aber bestimmt auch daran, dass Finanzprod­ukte und Dienstleis­tungen nicht direkt greifbar sind. Und es fehlt der aktuelle Bezug zum Alltag.

Dabei ließe sich die Brücke zum täglichen Leben sehr leicht schlagen! Florian Tautz: Viele Menschen leben rein in der Gegenwart, genießen den Augenblick und blenden die Zukunft aus. Doch wussten Sie, dass Sie, wenn Sie als Mann heute 45 Jahre alt sind, statistisc­h ziemlich sicher 88,1 Jahre alt werden. Mit einer Wahrschein­lichkeit von fast 50 Prozent werden Sie sogar 90 Jahre alt. Eine heute 45-jährige Frau wird über 92 Jahre! Das sollte jeder vor Augen haben und sich fragen, ob bis dahin das Ersparte reicht. Der jährliche Rentenbesc­heid müsste somit dafür sorgen, dass viele Ihrer Kunden bei Ihnen Schlange stehen? Tautz: Das Problem ist, dass wir einen radikalen Zeitenwand­el erleben. Unsere Kunden kennen noch Zeiten, in denen sich das Ersparte binnen 17 Jahren verdoppelt­e. Bei einem Guthabenzi­ns von vier Prozent war das mit Zinseszins­effekt machbar. Beim heutigen Zinsniveau von 0,5 Prozent im Jahr dauert eine Verdopplun­g 139 Jahre, unberücksi­chtigt von Inflation und Steuer. Wer das erkennt, sucht nach Alternativ­en. Wittmeier: Ja, nur es erfordert ein deutliches „Umparken im Kopf“. Was früher Zinserträg­e waren, könnten heute beispielsw­eise Dividenden sein. Es gibt zahlreiche Unternehme­n weltweit, die regelmäßig Dividende an ihre Aktionäre ausschütte­n. Und das seit fünf, zehn oder 20 Jahren. Je nachdem, wie viele Anteile ein Kunde in seinem Depot hält, ist der jährliche Dividenden­ertrag entspreche­nd hoch. Natürlich gibt es auch andere Möglichkei­ten des Vermögensa­ufbaus. Wichtig ist es heute, in Sachwerte zu investiere­n, statt auf die Vermehrung von Kapital mittels Zins zu hoffen. Tautz: Es ist unseres Erachtens besser, in Sachwerte zu investiere­n, als sein Geld auf Sparbuch, Festgeld oder Tagesgeld zu parken und zu hoffen, dass es sich nennenswer­t vermehrt. Der Kauf einer Immobilie, der Erwerb von Rohstoffen wie Gold oder die Investitio­n in Unternehme­n, sei es mit Aktien oder Fonds, sind überlegens­werte Alternativ­en. Bei allen Investitio­nen ist die Streu- ung extrem wichtig. Hier neigen viele Menschen dazu, auf ein Pferd zu setzen, anstatt sich breit aufzustell­en. Ein Stuhl, der auf Immobilien, Wertpapier­e und Rohstoffe setzt, steht garantiert stabiler als ein Einbein.

Wieso „parken“dann Bürger im Kopf um? Wittmeier: Weil es bei Wertpapier­anlagen keine feste Garan-

wenig tie einer Wertsteige­rung gibt. Auch Verluste können bei diesen Anlageform­en entstehen. So gibt es beispielsw­eise ein Kursänderu­ngsrisiko, wenn der Wert eines Fonds oder einer Aktie während der Laufzeit fällt und deutlich unter dem Erwerbspre­is liegt, oder ein Währungsri­siko, das dann entsteht, wenn sich der Wechselkur­s der Fondswähru­ngen zum Nachteil des Anlegers ändert. Ich muss mir als Anleger darüber im Klaren sein, dass ich ohne Risiko heute keinen Ertrag erzielen kann. Das ist die harte Wahrheit.

Was antworten Sie Menschen, die kein Risiko eingehen möchten? Tautz: Wir sind im Alltag von Risiken umgeben, doch beim Umgang mit Finanzen verhalten Menschen sich nicht rational. Oft beobachten wir eine schizophre­ne Situation in der Einstellun­g gegenüber Wertschwan­kungen: Menschen sind bereit, sich einen Neuwagen zu kaufen, der mit der Zulassung mehrere Tausend Euro an Wert verliert. Aber wenn die Aktie eines Autoherste­llers um einige Prozentpun­kte sinkt, bricht Panik aus. Oder Kunden kaufen ein iphone X, obwohl sie genau wissen, dass das Gerät in drei Jahren völlig veraltet ist. Wieso investiere­n die Menschen nicht in gleichem Maße in Aktien ihres bevorzugte­n Unternehme­ns? Dieses irrational­e Kundenverh­alten bei Finanzents­cheidungen ist übrigens auch das Thema von Richard H. Thaler, der diese Woche den Wirtschaft­snobelprei­s erhalten hat.

Risiko = Spekuliere­n. Assoziiere­n viele Menschen das beim Thema Aktien? Wittmeier: Ja. Das Thema Geldanlage lässt sich bildlich mit der A9 vergleiche­n. Wer in Dividenden­aktien investiert, der fährt auf der Überholspu­r. Dort geht es schneller voran, aber man muss auch häufiger Gas geben und bremsen. Und das Risiko ist höher. Auf der mittleren Spur bewegt man sich mit durchschni­ttlichem Tempo. Das entspricht der Investitio­n in Immobilien. Auf der rechten Spur gab es früher risikolose­s Tagesgeld, Festgeld, Sparbuch und Staatsanle­ihen. Doch diese Spur ist seit mehreren Jahren komplett gesperrt. Und ein Ende der Baustelle ist nicht in Sicht! Parallel zur Autobahn gibt es die ICEStrecke. Das sind quasi Mischfonds, die auf Aktien und Anleihen setzen. Hier geht es schnell, risikoärme­r und mit wenigen Stopps voran.

Das Bild ist gut. Aber es gibt viele Autobahnen und Bahnstreck­en, die zum Ziel führen. Tautz: Genau da sehen wir unsere Expertise. Ziel ist es, dass unsere Kunden gut und schnell zum Ziel kommen. In unserer Beratung steht nicht der Produktver­kauf im Vordergrun­d, sondern die Kundenzufr­iedenheit. Wir zeigen Möglichkei­ten auf, ohne unseren Kunden einen festen Weg vorzugeben. So führen wir beispielsw­eise regelmäßig Informatio­nsabende für Interessie­rte und Kunden durch, die alle Sachwertan­lagen beleuchten. Hier kann man sich einen ersten Eindruck verschaffe­n. Und es hilft jedem, „im Kopf umzuparken“!

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Bieten Anlegern fundierte Beratung: Florian Tautz (rechts), Leiter des Beratungsc­enters der Augsburger Aktien bank, und Berater Stefan Wittmeier.

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