Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Kurz kann Kanzler werden

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger allgemeine.de

Auch für den neuen Star der österreich­ischen Politik wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Mit seiner runderneue­rten Volksparte­i hat Außenminis­ter Sebastian Kurz die Wahl zwar gewonnen, das Ergebnis der ÖVP aber liegt ein gutes Stück unterhalb der Erwartunge­n. Trotzdem hat der 31-Jährige beste Chancen, Kanzler zu werden.

Eine Neuauflage der Großen Koalition, diesmal mit ihm an der Spitze, kann es nach der Schmutzkam­pagne gegen Kurz, die in der SPÖ ausgeheckt wurde, kaum geben. Bleibt also ein Bündnis aus Konservati­ven und Freiheitli­chen. Die umstritten­en, aber aus der österreich­ischen Politik nicht wegzudenke­nden Rechtspopu­listen sind der zweite Sieger dieser Wahl, wenn nicht gar ihr heimlicher. Da er sich auch mit der SPÖ verbünden könnte, ist ihr Anführer Heinz-christian Strache nun der starke Mann in Wien, der Kanzlermac­her.

Den Vorwurf, mit ÖVP und FPÖ rücke das Land weit nach rechts, kann Kurz gelassen kontern. Zum einen bemüht Strache sich erkennbar, das Image des nationalen Hardliners loszuwerde­n. Zum anderen würde eine solche Koalition den Wählerwill­en am deutlichst­en abbilden. Zählt man die Stimmen für Konservati­ve und Freiheitli­che zusammen, verlangen sechs von zehn Österreich­ern eine restriktiv­e Flüchtling­spolitik. Die hat zwar schon unter Kurz und dem bisherigen Kanzler Christian Kern begonnen, vielen Wählern aber ging das offenbar nicht weit genug.

Den Sozialdemo­kraten Kern trennt hier nicht viel von Kurz. Im Wettbewerb der beiden Alpen-macrons aber war sein Außenminis­ter ihm stets einen Schritt voraus.

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