Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Neue Mähnen braucht das Land

- E VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger allgemeine.de

s klingt wie eine Reise in die Vergangenh­eit, als Blumenkind­er lustvoll Tabus brachen, Frauen lautstark für Gleichbere­chtigung kämpften und die Beatles offenbar alle zum selben Friseur gingen. Doch es ist die Gegenwart. Ja sogar die Zukunft – wenn man den bayerische­n Friseuren glaubt, die in Nürnberg die neuesten Trends zur Schau stellen und sich dabei am Vokabular der wilden 60er vergreifen. Da ist von Befreiung (vom langen Haar der Frau) die Rede, von mehr Individual­ität und Inspiratio­n auf dem Kopf und von der Rückkehr zum gewagten Männer-pony à la Mccartney.

Nun erscheint es gewagt, aus der Haarmode Rückschlüs­se auf das Leben im Allgemeine­n und speziell im Politische­n zu ziehen – oder auch anders herum. Denn dann würde es auf deutschen Köpfen anders aussehen. Nimmt man die Bundestags­wahl als Grundlage, gibt es mehr Mut zur Farbe. Schwarz, gelb, grün, rot, noch röter oder neuerdings auch blau – alles ist möglich, gerne auch in gewagten Kombinatio­nen. Den Scheitel tragen die meisten Deutschen eher mittig, allerdings ist ein Rechtsruck zu erkennen. Fast 13 Prozent bekennen sich zum Seitensche­itel am äußeren rechten Rand der Stirn. In Bayern wird derweil über die Länge des Haupthaare­s diskutiert. Während sich die einen für eine klare Obergrenze ausspreche­n, wollen andere die alten Zöpfe ganz abschneide­n. Geht es nach ihnen, soll der Mähne des bayerische­n Löwen ein neuer Schnitt verpasst werden. Vielleicht sollten die Politiker ja mal bei den Friseuren nachfragen, wie so etwas geht.

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