Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Flugzeug kollidiert mit Drohne

Luftfahrt Bei dem Zusammenst­oß in Kanada wird der Jet leicht beschädigt. Experten warnen, dass es viel schlimmer hätte kommen können. Auch in Deutschlan­d war es manchmal schon knapp

- VON STEPHANIE SARTOR

Québec Für den Piloten im Cockpit muss es ein riesengroß­er Schreck gewesen sein: Gerade als er zur Landung ansetzen wollte, stieß das Passagierf­lugzeug über dem internatio­nalen Flughafen von Québec mit einer Drohne zusammen. Pilot und Fluggäste hatten aber Glück: Die Kollision in 450 Metern Höhe verursacht­e nur kleinere Schäden an der Maschine der Fluggesell­schaft Skyjet, teilte das kanadische Verkehrsmi­nisterium mit.

Es sei in Kanada der erste Zusammenst­oß eines Passagierf­lugzeugs mit einer Drohne gewesen, sagt Verkehrsmi­nister Marc Garneau. Er sei „extrem erleichter­t“, dass das Flugzeug sicher habe landen können. Dem Minister zufolge hätte der Unfall, der erst jetzt bekannt wurde, sich aber bereits am 12. Oktober ereignet hatte, auch katastroph­ale Folgen haben können, wenn die Drohne mit dem Cockpit oder den Triebwerke­n kollidiert wäre. Um was für eine Drohne es sich genau handelte, ist bislang nicht klar.

Kanada hat im März dieses Jahres die Vorschrift­en verschärft: Dem- nach dürfen Drohnen nicht mehr näher als 5,5 Kilometer an Flughäfen heranflieg­en und eine Höhe von 90 Metern nicht überschrei­ten. Zuwiderhan­dlungen können mit bis zu 25 000 kanadische­n Dollar (16 900 Euro) oder einer Gefängniss­trafe geahndet werden.

Auch im deutschen Luftraum werden Flugzeugpi­loten immer häufiger durch die fliegenden Hightech-geräte behindert. Nach Zahlen der Deutschen Flugsicher­ung (DFS) meldeten Piloten im Umfeld großer Flughäfen bis Ende September 71 „Behinderun­gen durch Drohnen“in diesem Jahr. Im gesamten Vorjahr gab es 64 Vorfälle, 2015 waren es 14. Kollisione­n gab es bislang aber noch nicht. Die meisten Behinderun­gen wurden im Großraum des Frankfurte­r Flughafens gemeldet. „Wir haben hier ein radikal zunehmende­s Problem und rechnen für das gesamte Jahr mit einer Verdopplun­g der Behinderun­gen gegenüber dem Vorjahr“, prognostiz­iert der Vorsitzend­e der Deutschen Flugsicher­ung, Klaus-dieter Scheurle. Drohnen müssten für die Flugsicher­ung sichtbar gemacht werden, fordert er. Bisher seien Hobby-drohnen nicht zu erkennen.

Im April hat das Bundesverk­ehrsminist­erium eine Drohnenver­ordnung verabschie­det. Geregelt ist dort unter anderem, dass die Geräte im An- und Abflugbere­ich von Flughäfen nicht betrieben werden dürfen. Für Drohnen ab einem Startgewic­ht von zwei Kilo ist eine Art Führersche­in Pflicht. Außerdem müssen auf Geräten ab einem Gewicht von 0,25 Kilogramm Name und Anschrift des Halters auf einer Plakette vermerkt sein.

Der DFS reicht das noch nicht. „Die Verordnung ist uns nicht scharf genug. Wir wünschen uns einen Führersche­in auch für leichtere Geräte und eine amtliche Registrier­ung für alle Drohnen“, sagt Kristina Kelek, Sprecherin der DFS. So könnte man im Schadensfa­ll immer feststelle­n, wer der Halter der Drohne ist und man hätte eine bessere Übersicht, wie viele Geräte eigentlich im Umlauf sind. Bislang gibt es dazu nur grobe Schätzunge­n. Die DFS geht davon aus, dass es Ende des Jahres knapp eine Million Drohnen in Deutschlan­d geben wird. für das Radar

Wie groß das Risiko eines Zusammenst­oßes im deutschen Luftraum ist, könne sie nicht einschätze­n, sagt Kelek. Aber man sei seit etwa zwei, drei Jahren „alarmiert“. Kelek glaubt, dass eine Kollision zwischen einem Flugzeug und einer Drohne viel schlimmer ausgehen könnte als ein Vogelschla­g – und welch drastische Folgen der haben kann, zeigte die Notlandung eines Flugzeuges auf dem Hudson River in New York im Januar 2009. Die Triebwerke waren ausgefalle­n, nachdem Wildgänse in sie hineingefl­ogen waren.

Weltweit kommt es immer wieder zu gefährlich­en Begegnunge­n zwischen Drohnen und Passagierf­lugzeugen. Über Paris etwa konnte im vergangene­n Jahr nur durch ein Ausweichma­növer des Co-piloten eine Kollision einer Air-francemasc­hine mit einer Drohne verhindert werden. Und ebenfalls im vergangene­n Jahr ist ein Lufthansa-jet im Landeanflu­g auf den Flughafen München nur knapp einem Zusammenst­oß entgangen: Eine Drohne war gerade einmal zehn Meter von der Flügelspit­ze des mit mehr als 110 Menschen besetzten Flugzeugs unterwegs gewesen.

 ?? Foto: Julian Stratensch­ulte, dpa ?? Immer mehr Drohnen sind am Himmel unterwegs. Sollten sie mit einem Flugzeug kollidiere­n, könnte das dramatisch­e Folgen haben. In Kanada ist ein Zusammenst­oß vor we nigen Tagen glimpflich ausgegange­n.
Foto: Julian Stratensch­ulte, dpa Immer mehr Drohnen sind am Himmel unterwegs. Sollten sie mit einem Flugzeug kollidiere­n, könnte das dramatisch­e Folgen haben. In Kanada ist ein Zusammenst­oß vor we nigen Tagen glimpflich ausgegange­n.

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