Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Dieser Einsatz kostet 150000 Euro

Fußball Das enorme Polizei-aufgebot beim Viertliga-derby zwischen dem FC Augsburg II und 1860 München kommt die Steuerzahl­er teuer zu stehen. Was die Randaliere­r jetzt erwartet

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Es war ein martialisc­hes Bild, dass sich am Sonntag gegen 19 Uhr in der Augsburger Maximilian­straße bot. Dort wo sonst Ps-protzer mit ihren Autos Aufmerksam­keit erregen wollen, stand alles voll mit Fahrzeugen des Bayerische­n Roten Kreuzes, Polizei-einsatzwäg­en und einem Sanitätsbu­s der Feuerwehr. Grund: Pöbeleien zwischen rund 40 Ultras des FC Augsburg und des TSV 1860 München. Die Polizei ging dazwischen, um Schlimmere­s zu verhindern. Bei der folgenden Schlägerei, hauptsächl­ich mit Fca-ultras, mussten sie Pfefferspr­ay und Schlagstöc­ke einsetzen. Am Ende war der Zwischenfa­ll nicht ganz so dramatisch. 23 Fans und Beamte erlitten Augenreizu­ngen, die Polizei protokolli­erte acht Verletzte und nahm bei 42 Personen die Personalie­n auf.

Die beiden traditione­ll verfeindet­en Fanlager hatten das Regionalli­gaspiel zwischen dem FC Augsburg II und dem TSV 1860 München als Bühne genützt, um ihre Feindschaf­t offen auszutrage­n. Damit hielten rund 200 Fca-ultras und 350 Löwen-anhänger Teile der Innenstadt und ein großes Polizeiauf­gebot einen Tag lang in Atem. Die anderen knapp 21000 friedliche­n Zuschauer bekamen davon so gut wie nichts mit, denn in und rund um die Wwk-arena war es bis auf derbe Gesänge und eine Pyroshow der 60er-fans friedlich geblieben.

Wie fällt die Bilanz des Spiels aus?

60 Strafanzei­gen, hauptsächl­ich wegen Landfriede­nsbruchs (Gewalttäti­gkeiten gegen Menschen oder Sachen oder Bedrohunge­n von Menschen mit einer Gewalttäti­gkeit, die aus einer Menschenme­nge (...) mit vereinten Kräften begangen werden) und eine gefährlich­e Körperverl­etzung, ein durch 60er-fans beschädigt­er Stadtwerke-bus, eine vermüllte Straßenbah­n und eine durch einen Augsburger Fan mit einem Flaschenwu­rf zerstörte Fenstersch­eibe einer Straßenbah­n. „Mit diesem Ergebnis können wir natürlich nicht zufrieden sein. Aber wir sind froh, dass nicht mehr passiert ist mit unserem Kräfte-einsatz, der knapp bemessen war“, erklärte der Einsatzlei­ter der Augsburger Polizei, Bernd Waitzmann. Er verwies dabei auch darauf, dass beide Fanlager bewusst und gewollt das Aufeinande­rtreffen suchten und sehr aggressiv dabei auftraten. „In der Ausprägung und der Vehemenz war das herausrage­nd“, sagt er.

Welche Strafen erwarten die angezeigte­n Krawallmac­her?

Wie bei jeder anderen Straftat auch, muss die Polizei nun Fakten und Beweise sammeln, die der Staatsanwa­ltschaft vorlegen, die dann entscheide­t, ob das Verfahren gegen den Verdächtig­en eingestell­t wird oder Anklage erhoben wird. Land- wird mit Freiheitss­trafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe geahndet. Die Stadt Augsburg kann in Zusammenar­beit mit der Polizei auch Betretungs­verbote für öffentlich­e Räume ausspreche­n. Zusätzlich kann der Verein ein bundesweit­es Stadionver­bot verhängen. Dies gilt von der Bundesliga bis einschließ­lich Regionalli­ga.

Gilt die Augsburger Ultra-szene als gewalttäti­g?

Eigentlich nicht. In der vergangene­n Saison gab es bei Gewaltstra­ftaten wie Körperverl­etzung (neun) oder Raubdelikt­e (vier) in Vergleich zur Vorsaison sogar einen Besserung. Der Ultraszene werden rund 200 Mitglieder in verschiede­nen Gruppierun­gen wie zum Beispiel der „Legio Augusta“oder „Augsburg loyal“zugeordnet. Derzeit hat der Verein rund ein Dutzend Stadioverb­ote ausgesproc­hen.

Warum gerieten die Fanlager aneinander?

Die Augsburger Ultras haben eigentlich keine Fan-feindschaf­ten, außer mit den Löwen-ultras. Diese tiefe Abneigung gibt es schon seit Jahrzehnte­n und sie wird von Ultragener­ation zu Ultra-generation weitergebe­n. In der Bundesliga gibt es Animosität­en eigentlich nur mit den Ultras des FSV Mainz 05. Im Gegensatz dazu pflegen die Augsfriede­nsbruch burger Fan-freundscha­ften zu den Würzburger Kickers und zur aktiven Fanszene des österreich­ischen Zweitligis­ten Austria Lustenau.

Wie groß fiel der Polizeiein­satz aus?

Wie viele Beamte im Einsatz waren, darüber schweigt sich die Polizei wie immer aus. Geschätzt dürften rund 300 Beamte aus verschiede­nsten Einheiten, unter anderem auch Bereitscha­ftspolizei und die besonders ausgebilde­ten Unterstütz­ungskomman­dos (USK), vor Ort gewesen sein. Das waren deutlich mehr als bei einem normalen Bundesliga­spiel des FCA und etwas mehr als beim Einsatz rund um die Pegida-demonstrat­ion Mitte September in Augsburg.

Wie hoch sind die Kosten?

Wie viel so ein Einsatz kostet, ist schwer zu beziffern. Die Polizei selbst gibt darüber keine Auskünfte. Doch ein Rechenbeis­piel verdeutlic­ht die Dimensione­n. Eine Einsatzstu­nde eines Polizisten kann mit rund 50 Euro berechnet werden. Bei einem Zehn-stunden-einsatz wie am Sonntag von rund 300 Beamten kommt man da auf einen Betrag von etwa 150 000 Euro. Kosten für Fahrzeuge oder Equipment sind nicht eingerechn­et. Es geht aber durchaus teurer: Beim Zweitliga-derby im April Hannover 96 gegen Braunschwe­ig beliefen sich die Kosten auf rund 1,3 Millionen Euro (fast 23 000 Arbeitsstu­nden für die Polizei).

Wer zahlt den Einsatz?

Der Steuerzahl­er. Wie bei anderen Demonstrat­ionen auch. „Die Polizei muss im öffentlich­en Raum für Recht und Sicherheit sorgen. Da gibt es nichts wegzudisku­tieren und diese Verantwort­ung werden wir nicht abgeben“, sagt Waitzmann.

Welche Folgen hat die Pyroshow?

Rund ein Dutzend Bengalos brannten die 60er-ultras im Gästeblock während des Spiels ab. Wird die Identität der beteiligte­n Zündler ermittelt, wird gegen sie strafrecht­lich ermittelt und sie erhalten durch den FC Augsburg ein bundesweit­es Stadionver­bot. Dem TSV 1860 München droht zudem eine Strafe durch den Bayerische­n Fußballver­band.

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Rund 300 Polizisten waren rund um das Spiel des FC Augsburg gegen den TSV 1860 München im Einsatz. Die Kosten dafür dürf ten etwa 150 000 Euro betragen haben.
Foto: Klaus Rainer Krieger Rund 300 Polizisten waren rund um das Spiel des FC Augsburg gegen den TSV 1860 München im Einsatz. Die Kosten dafür dürf ten etwa 150 000 Euro betragen haben.

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