Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Dieser Einsatz kostet 150000 Euro
Fußball Das enorme Polizei-aufgebot beim Viertliga-derby zwischen dem FC Augsburg II und 1860 München kommt die Steuerzahler teuer zu stehen. Was die Randalierer jetzt erwartet
Augsburg Es war ein martialisches Bild, dass sich am Sonntag gegen 19 Uhr in der Augsburger Maximilianstraße bot. Dort wo sonst Ps-protzer mit ihren Autos Aufmerksamkeit erregen wollen, stand alles voll mit Fahrzeugen des Bayerischen Roten Kreuzes, Polizei-einsatzwägen und einem Sanitätsbus der Feuerwehr. Grund: Pöbeleien zwischen rund 40 Ultras des FC Augsburg und des TSV 1860 München. Die Polizei ging dazwischen, um Schlimmeres zu verhindern. Bei der folgenden Schlägerei, hauptsächlich mit Fca-ultras, mussten sie Pfefferspray und Schlagstöcke einsetzen. Am Ende war der Zwischenfall nicht ganz so dramatisch. 23 Fans und Beamte erlitten Augenreizungen, die Polizei protokollierte acht Verletzte und nahm bei 42 Personen die Personalien auf.
Die beiden traditionell verfeindeten Fanlager hatten das Regionalligaspiel zwischen dem FC Augsburg II und dem TSV 1860 München als Bühne genützt, um ihre Feindschaft offen auszutragen. Damit hielten rund 200 Fca-ultras und 350 Löwen-anhänger Teile der Innenstadt und ein großes Polizeiaufgebot einen Tag lang in Atem. Die anderen knapp 21000 friedlichen Zuschauer bekamen davon so gut wie nichts mit, denn in und rund um die Wwk-arena war es bis auf derbe Gesänge und eine Pyroshow der 60er-fans friedlich geblieben.
Wie fällt die Bilanz des Spiels aus?
60 Strafanzeigen, hauptsächlich wegen Landfriedensbruchs (Gewalttätigkeiten gegen Menschen oder Sachen oder Bedrohungen von Menschen mit einer Gewalttätigkeit, die aus einer Menschenmenge (...) mit vereinten Kräften begangen werden) und eine gefährliche Körperverletzung, ein durch 60er-fans beschädigter Stadtwerke-bus, eine vermüllte Straßenbahn und eine durch einen Augsburger Fan mit einem Flaschenwurf zerstörte Fensterscheibe einer Straßenbahn. „Mit diesem Ergebnis können wir natürlich nicht zufrieden sein. Aber wir sind froh, dass nicht mehr passiert ist mit unserem Kräfte-einsatz, der knapp bemessen war“, erklärte der Einsatzleiter der Augsburger Polizei, Bernd Waitzmann. Er verwies dabei auch darauf, dass beide Fanlager bewusst und gewollt das Aufeinandertreffen suchten und sehr aggressiv dabei auftraten. „In der Ausprägung und der Vehemenz war das herausragend“, sagt er.
Welche Strafen erwarten die angezeigten Krawallmacher?
Wie bei jeder anderen Straftat auch, muss die Polizei nun Fakten und Beweise sammeln, die der Staatsanwaltschaft vorlegen, die dann entscheidet, ob das Verfahren gegen den Verdächtigen eingestellt wird oder Anklage erhoben wird. Land- wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe geahndet. Die Stadt Augsburg kann in Zusammenarbeit mit der Polizei auch Betretungsverbote für öffentliche Räume aussprechen. Zusätzlich kann der Verein ein bundesweites Stadionverbot verhängen. Dies gilt von der Bundesliga bis einschließlich Regionalliga.
Gilt die Augsburger Ultra-szene als gewalttätig?
Eigentlich nicht. In der vergangenen Saison gab es bei Gewaltstraftaten wie Körperverletzung (neun) oder Raubdelikte (vier) in Vergleich zur Vorsaison sogar einen Besserung. Der Ultraszene werden rund 200 Mitglieder in verschiedenen Gruppierungen wie zum Beispiel der „Legio Augusta“oder „Augsburg loyal“zugeordnet. Derzeit hat der Verein rund ein Dutzend Stadioverbote ausgesprochen.
Warum gerieten die Fanlager aneinander?
Die Augsburger Ultras haben eigentlich keine Fan-feindschaften, außer mit den Löwen-ultras. Diese tiefe Abneigung gibt es schon seit Jahrzehnten und sie wird von Ultrageneration zu Ultra-generation weitergeben. In der Bundesliga gibt es Animositäten eigentlich nur mit den Ultras des FSV Mainz 05. Im Gegensatz dazu pflegen die Augsfriedensbruch burger Fan-freundschaften zu den Würzburger Kickers und zur aktiven Fanszene des österreichischen Zweitligisten Austria Lustenau.
Wie groß fiel der Polizeieinsatz aus?
Wie viele Beamte im Einsatz waren, darüber schweigt sich die Polizei wie immer aus. Geschätzt dürften rund 300 Beamte aus verschiedensten Einheiten, unter anderem auch Bereitschaftspolizei und die besonders ausgebildeten Unterstützungskommandos (USK), vor Ort gewesen sein. Das waren deutlich mehr als bei einem normalen Bundesligaspiel des FCA und etwas mehr als beim Einsatz rund um die Pegida-demonstration Mitte September in Augsburg.
Wie hoch sind die Kosten?
Wie viel so ein Einsatz kostet, ist schwer zu beziffern. Die Polizei selbst gibt darüber keine Auskünfte. Doch ein Rechenbeispiel verdeutlicht die Dimensionen. Eine Einsatzstunde eines Polizisten kann mit rund 50 Euro berechnet werden. Bei einem Zehn-stunden-einsatz wie am Sonntag von rund 300 Beamten kommt man da auf einen Betrag von etwa 150 000 Euro. Kosten für Fahrzeuge oder Equipment sind nicht eingerechnet. Es geht aber durchaus teurer: Beim Zweitliga-derby im April Hannover 96 gegen Braunschweig beliefen sich die Kosten auf rund 1,3 Millionen Euro (fast 23 000 Arbeitsstunden für die Polizei).
Wer zahlt den Einsatz?
Der Steuerzahler. Wie bei anderen Demonstrationen auch. „Die Polizei muss im öffentlichen Raum für Recht und Sicherheit sorgen. Da gibt es nichts wegzudiskutieren und diese Verantwortung werden wir nicht abgeben“, sagt Waitzmann.
Welche Folgen hat die Pyroshow?
Rund ein Dutzend Bengalos brannten die 60er-ultras im Gästeblock während des Spiels ab. Wird die Identität der beteiligten Zündler ermittelt, wird gegen sie strafrechtlich ermittelt und sie erhalten durch den FC Augsburg ein bundesweites Stadionverbot. Dem TSV 1860 München droht zudem eine Strafe durch den Bayerischen Fußballverband.