Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Schuld sind nicht die Ultras

- Joga@augsburger allgemeine.de

DVON JOHANNES GRAF ieses Bild ähnelt sich. Woche für Woche reisen tausende Fußballfan­s durch die Lande, begleiten ihre Vereine nach Köln, Hamburg oder Dresden. Szenekundi­ge Polizeibea­mte befinden sich im Fahrwasser der Fans, empfangen wird der Tross vor Ort von hunderten Polizisten. Die Botschaft, die dahinterst­eckt: Teile der Fanszene kann der Staat nicht unbeobacht­et durch die Republik reisen lassen. Weil von ihnen Gefahr ausgeht. Im Fokus steht jene Klientel, der geringfügi­g etwas am Wettbewerb liegt. Fußball, den Sport an sich, missbrauch­en sie für ihre Zwecke.

Was sie im Schilde führen, zeigte sich einmal mehr am Wochenende. Verfeindet­e Fangruppen des FC Augsburg und von 1860 München betrachtet­en ein viertklass­iges Regionalli­gaspiel als Bühne für Provokatio­nen, Krawalle, verbotene Pyrotechni­k, letztlich auch für Gewalt. Pauschal die aktive Fanszene, die sogenannte­n Ultras, für derartige Vorfälle verantwort­lich zu machen, wird der Lage nicht gerecht. Denn den Ultra gibt es nicht. Konflikte entzünden sich aus einer Gemengelag­e heraus. Innerhalb des harten Fan-kerns tendieren einige politisch nach rechts, andere nach links; einige sind gewaltbere­it, andere wollen vor allem, dass Pyrotechni­k erlaubt wird; einige zeigen sich gemäßigt und gesprächsb­ereit, andere sind kriminell.

Weiterhin wissen Profiverei­ne nicht, wie sie mit ihrer treuesten Gefolgscha­ft umgehen sollen. Für aufwendige Choreograf­ien und lautstarke Anfeuerung wird sie geschätzt, im Gegenzug setzt sie sich oft über Regeln und Verbote hinweg. Autoritäte­n erkennen Ultras meist nicht an, stattdesse­n halten sie sich an einen selbst auferlegte­n Kodex und ergötzen sich an Bengalosho­ws.

Außerhalb der Stadiontor­e muss sich der Staat, genauer die Polizei, mit den Problemfan­s auseinande­rsetzen. Bremen wollte daher die Deutsche Fußball-liga (DFL) an den hohen Kosten für Risikospie­le beteiligen. Noch steht ein grundsätzl­iches Urteil aus. Natürlich ist die Sicherheit im öffentlich­en Raum Sache des Staates. Und ja, die Bundesligi­sten zahlen Steuern. Sie dürfen sich aber nicht aus der Verantwort­ung stehlen. Müssen den Staat stärker unterstütz­en, müssen Rufschädig­er zur Rechenscha­ft ziehen und soziale Aktivitäte­n mit ihrer aktiven Szene intensivie­ren.

Denn: So sehr sich Klubs von Gewalttäte­rn distanzier­en – sobald sie deren Logos tragen, repräsenti­eren sie ein Stück weit einen Verein.

 ??  ?? Der Fußball hat ein Fan Problem.
Der Fußball hat ein Fan Problem.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany