Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Mord und Meuchelei
In die Abgründe eines Sereientäters
Kindheitserlebnisse können prägend sein. Dies gilt im Positiven wie auch für alle denkbaren menschlichen Abgründe, unsere Süchte, unsere Leidenschaften. Wie es einem Mann ergeht, der in einer Apotheke aufgewachsen ist, umgeben von Medikamenten und Giften, hiervon erzählt der heiter abgründige Liederabend „Mit Feuer und Flamme“der Theaterwerkstatt Augsburg im Sensemble Theater.
Während sich der Barraum nach und nach mit Zuschauern füllte, klimperte Pianist Tom Gratza ein buntes Potpourri heiterer Melodien. Kaum jedoch betrat Schauspieler Matthias Klösel alias Apothekersohn Engel im offenen Hemd und mit Bierflasche in der Hand die kleine Bühne, schlug die Tonart in hinterhältig, derb, bösartig um. Wurden eben noch „Tulpen aus Amsterdam“musikalisch feilgeboten, machte sich nun Klösel heimtückisch ans Meucheln und Morden. Dies freilich ebenso nur mit musikalischen Mitteln.
Für Engel ist klar, dass einzig seine Kindheit Schuld hat an all seinem fatalen Handeln. Eigentlich hätte Engel Astronaut werden wollen, doch dann hatte ihm Neil Armstrong mit seiner ihm zuvorgekommenen Mondlandung jegliche Ambitionen hierfür geraubt. Und dann war da noch die Angestellte Anna mit ihren langen Beinen und dem grandiosen Hinterteil. Als die ihn eines Tages hinter der Ladentheke verführte, war es schließlich ganz um ihn geschehen. Doch wehe, wenn Liebe erkaltet. Schon war Georg Kreislers Schauerballade „Bidla Buh“angestimmt und eine der verflossenen Liebsten nach der anderen mit Strychnin, Blei oder Gas gemordet.
Im fließenden Wechsel ging es zwischen Engels Biographie und düsteren Liebesliedern hin und her. Und wie die Frauen war auch das Publikum von Engel längst höchst verzückt, sodass es vom ihm gerne ein wenig Vogelfutter zum Knabbern nahm. Ob dies jedoch für jeden ohne Folgen blieb, ist nicht verbürgt, denn schon machte er sich just mit diesen Körnern auf zum „Tauben vergiften im Park“.
Nein, am Ende konnten alle Gäste bei bester Gesundheit herzlich applaudieren, denn nicht nur an diesem Abend wurde ebenso offensichtlich, dass allen Verdächtigungen zum Trotz schließlich doch immer der Butler der Mörder ist.