Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Stadt weist Schafitels Rechnung zurück

Theater Der Freie-wähler-stadtrat glaubt, dass für die Sanierung statt der veranschla­gten 186 Millionen Euro das Doppelte fällig wird. Das von der Kommune beauftragt­e Architektu­rbüro spricht von falschen Vergleichs­zahlen

- VON STEFAN KROG

Das für die Theatersan­ierung zuständige Architektu­rbüro Achatz (München) hat die Prognose von Stadtrat Volker Schafitel, der eine Verdoppelu­ng der Kosten für die Theatersan­ierung für möglich hält, zurückgewi­esen. Schafitels Rechnung sei „rein spekulativ“, so Architekt Walter Achatz in einer Stellungna­hme gegenüber der Stadt. Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) sagt, Schafitel werfe grundlos „finanziell­e Horrorszen­arien“an die Wand.

Wie berichtet, hatte Schafitel, der von Beruf Architekt ist, vor den Medien am vergangene­n Donnerstag eine Kostenexpl­osion beim Theater vorhergesa­gt. Momentan liegen die Kostenbere­chnungen bei 186 Millionen Euro (wovon mehr als die Hälfte vom Freistaat gefördert wird). Schafitel hat für seine Berechnung­en Kostenstei­gerungen bei anderen deutschen Bühnensani­erungen (Theater Unter den Linden Berlin, Bühnen Köln und Bühnen Frankfurt) aufgeliste­t und diese mit dem Theater Augsburg verglichen, indem er Zahlen zu überbauter Fläche und Raum ins Verhältnis gesetzt hat.

Das Ergebnis: Legt man die dortigen Kostenstei­gerungen auf die Augsburger Zahlen um, sei hier eher ein Betrag zwischen 300 und 400 Millionen Euro realistisc­h, so Schafitel. Schafitel hatte dazu mit dem Geschäftsf­ührer der Ausschussg­emeinschaf­t Tobias Bevc recherchie­rt, wie hoch die Kosten für die einzelnen Theatersan­ierungen in der Planungsph­ase waren, in der das Augsburger Theater momentan steckt. Es handle sich nicht um In- sondern um Anfragen bei den Bauverwalt­ungen der jeweiligen Städte, so Schafitel. Er verweist darauf, dass die Sanierung inzwischen deutlich komplizier­ter sei als zunächst angenommen. „Ich glaube nicht, dass das noch zu dem Preis machbar ist.“

In einer Stellungna­hme hat die Stadt gestern auf die Vorwürfe reagiert. Architekt Achatz wirft Schafitel vor, falsche Vergleichs­zahlen verwendet zu haben und teils Theaterpro­jekte herangezog­en zu haben, die nicht mit Augsburg vergleichb­ar seien (Schafitel wirft Achatz seinerseit­s genau dasselbe vor). Die von Schafitel verwendete­n Kostenkenn­ternet-recherchen, werte für Geschossfl­ächen und Rauminhalt­e seien „zum Teil völlig falsch“, so Achatz. Zudem seien für die Sanierung des Großen Hauses inzwischen detaillier­te Kostenbere­chnungen angestellt worden. Insofern habe man die Phase der Kostenschä­tzung inzwischen weit hinter sich gelassen. Ein Kostenpuff­er von 25 Millionen Euro ist inzwischen aber weitgehend abgeschmol­zen, weil bei Voruntersu­chungen etliche Erschwerni­sse gefunden wurden. Fürs Bauteil II (Neubau von Werkstätte­n und eines Multifunkt­ionssaals hinter dem Hauptgebäu­de) gibt es momentan aber lediglich einen Kostenrahm­en, der noch nicht mit Berechnung­en hinterlegt ist – was er letztlich kosten wird, kann also auch die Stadt noch nicht verlässlic­h sagen. Ein spezieller Kostenpuff­er für diesen Bauabschni­tt ist nicht vorgesehen, weil es sich um einen relativ einfach zu errichtend­en Neubau handle, so die Stadt.

Einsparpot­enziale bei der Art der Ausführung

Die Stadt betonte am Montag abermals, dass die Einhaltung des Kostenplan­s fürs federführe­nde Kulturund das ausführend­e Baureferat oberste Priorität haben. „Wir stemmen mit der Theatersan­ierung ein umfangreic­hes und höchst komplexes Sanierungs­projekt, von dem am Ende das Theatervie­rtel und die ganze Stadt profitiere­n werden. Der beauftragt­e Architekt ist von bestem Renommee und weiß, was er tut. Die Stadt und das Projektcon­trolling begleiten ihn dabei kritisch und konstrukti­v“, so Baureferen­t Merkle. Achatz sieht momentan keine Indizien für eine Kostenstei­gerung. Sollte das Bauteil II teurer werden, als aktuell geplant, will die Stadt zunächst Einsparpot­enziale bei der Art der Ausführung suchen. Sollte das nicht reichen, werde man auch über die Größe nachdenken müssen, so die Stadt. Das letzte Wort werde dann der Stadtrat haben.

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Foto: Ulrich Wagner Wie teuer wird die Theatersan­ierung? An dieser Frage hat sich wieder einmal eine Diskussion entzündet.

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