Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Stadt weist Schafitels Rechnung zurück
Theater Der Freie-wähler-stadtrat glaubt, dass für die Sanierung statt der veranschlagten 186 Millionen Euro das Doppelte fällig wird. Das von der Kommune beauftragte Architekturbüro spricht von falschen Vergleichszahlen
Das für die Theatersanierung zuständige Architekturbüro Achatz (München) hat die Prognose von Stadtrat Volker Schafitel, der eine Verdoppelung der Kosten für die Theatersanierung für möglich hält, zurückgewiesen. Schafitels Rechnung sei „rein spekulativ“, so Architekt Walter Achatz in einer Stellungnahme gegenüber der Stadt. Baureferent Gerd Merkle (CSU) sagt, Schafitel werfe grundlos „finanzielle Horrorszenarien“an die Wand.
Wie berichtet, hatte Schafitel, der von Beruf Architekt ist, vor den Medien am vergangenen Donnerstag eine Kostenexplosion beim Theater vorhergesagt. Momentan liegen die Kostenberechnungen bei 186 Millionen Euro (wovon mehr als die Hälfte vom Freistaat gefördert wird). Schafitel hat für seine Berechnungen Kostensteigerungen bei anderen deutschen Bühnensanierungen (Theater Unter den Linden Berlin, Bühnen Köln und Bühnen Frankfurt) aufgelistet und diese mit dem Theater Augsburg verglichen, indem er Zahlen zu überbauter Fläche und Raum ins Verhältnis gesetzt hat.
Das Ergebnis: Legt man die dortigen Kostensteigerungen auf die Augsburger Zahlen um, sei hier eher ein Betrag zwischen 300 und 400 Millionen Euro realistisch, so Schafitel. Schafitel hatte dazu mit dem Geschäftsführer der Ausschussgemeinschaft Tobias Bevc recherchiert, wie hoch die Kosten für die einzelnen Theatersanierungen in der Planungsphase waren, in der das Augsburger Theater momentan steckt. Es handle sich nicht um In- sondern um Anfragen bei den Bauverwaltungen der jeweiligen Städte, so Schafitel. Er verweist darauf, dass die Sanierung inzwischen deutlich komplizierter sei als zunächst angenommen. „Ich glaube nicht, dass das noch zu dem Preis machbar ist.“
In einer Stellungnahme hat die Stadt gestern auf die Vorwürfe reagiert. Architekt Achatz wirft Schafitel vor, falsche Vergleichszahlen verwendet zu haben und teils Theaterprojekte herangezogen zu haben, die nicht mit Augsburg vergleichbar seien (Schafitel wirft Achatz seinerseits genau dasselbe vor). Die von Schafitel verwendeten Kostenkennternet-recherchen, werte für Geschossflächen und Rauminhalte seien „zum Teil völlig falsch“, so Achatz. Zudem seien für die Sanierung des Großen Hauses inzwischen detaillierte Kostenberechnungen angestellt worden. Insofern habe man die Phase der Kostenschätzung inzwischen weit hinter sich gelassen. Ein Kostenpuffer von 25 Millionen Euro ist inzwischen aber weitgehend abgeschmolzen, weil bei Voruntersuchungen etliche Erschwernisse gefunden wurden. Fürs Bauteil II (Neubau von Werkstätten und eines Multifunktionssaals hinter dem Hauptgebäude) gibt es momentan aber lediglich einen Kostenrahmen, der noch nicht mit Berechnungen hinterlegt ist – was er letztlich kosten wird, kann also auch die Stadt noch nicht verlässlich sagen. Ein spezieller Kostenpuffer für diesen Bauabschnitt ist nicht vorgesehen, weil es sich um einen relativ einfach zu errichtenden Neubau handle, so die Stadt.
Einsparpotenziale bei der Art der Ausführung
Die Stadt betonte am Montag abermals, dass die Einhaltung des Kostenplans fürs federführende Kulturund das ausführende Baureferat oberste Priorität haben. „Wir stemmen mit der Theatersanierung ein umfangreiches und höchst komplexes Sanierungsprojekt, von dem am Ende das Theaterviertel und die ganze Stadt profitieren werden. Der beauftragte Architekt ist von bestem Renommee und weiß, was er tut. Die Stadt und das Projektcontrolling begleiten ihn dabei kritisch und konstruktiv“, so Baureferent Merkle. Achatz sieht momentan keine Indizien für eine Kostensteigerung. Sollte das Bauteil II teurer werden, als aktuell geplant, will die Stadt zunächst Einsparpotenziale bei der Art der Ausführung suchen. Sollte das nicht reichen, werde man auch über die Größe nachdenken müssen, so die Stadt. Das letzte Wort werde dann der Stadtrat haben.