Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Zwischen großem Luxus und echten Gefahren

Erlebnissa­mmler Eberhard Baer aus Königsbrun­n hat etwa 100 Länder bereist. Dabei gönnt er sich gerne Abstecher in die teuersten Hotels der Welt. Woher er die Inspiratio­n für seine Reisen nimmt und was er von Urlaub am Gardasee hält

- VON ADRIAN BAUER Foto: Eberhard Baer

Königsbrun­n Die Freude am Entdecken hat Eberhard Baer aus Königsbrun­n schon seit seiner Schulzeit immer angetriebe­n. Ein Englischle­hrer weckte seine Leidenscha­ft fürs Reisen. Mehr als 100 Länder hat er seitdem besucht und einige Abenteuer erlebt. Von einer verflossen­en Liebe hat er die Begeisteru­ng für die ganz großen Luxushotel­s dieser Welt mitgenomme­n – und gelernt, wie man in diesen Herbergen zu einem halbwegs bezahlbare­n Preis übernachte­n kann.

Der Prunk in den Hotels ist für Baer immer wieder fasziniere­nd – zum Beispiel beim Emirates Palace in Abu Dhabi: „Das ist fast schon zu pervers. Die Lobby ist turmhoch und überall mit Gold verziert. Im Restaurant kann man sich für 28 Euro einen Kaffee mit Goldstaub bestellen“, sagt Baer. Einen bleibender­en Eindruck haben bei dem 69-Jährigen aber die Hotels mit großer Geschichte hinterlass­en. Ehemalige indische Fürstenpal­äste etwa, die zu Luxusherbe­rgen umfunktion­iert wurden. Oder Gebäude, die die Kolonialze­it widerspieg­eln, sagt Baer: „In Rangun in Myanmar war ich in einem Strandhote­l, das 1910 von den britischen Kolonialhe­rren gebaut worden war. Um 17 Uhr traf sich dort die bessere Gesellscha­ft. Ein Streichqua­rtett spielte, man ließ die alten Zeiten für ein paar Stunden aufleben.“Ähnliche Erfahrunge­n machte er in Afrika, wo die Hotelinnen­höfe riesige Rasenfläch­en boten, auf denen sich die Briten von der Umgebung abkapselte­n.

Auf den Geschmack brachte Eberhard Baer eine Frau: „Sie arbeitete als Modedesign­erin in Mailand und stieg deshalb immer wieder in Luxushotel­s ab“. Die Beziehung endete irgendwann, doch die Begeisteru­ng blieb. Bei vielen Reisen leistet sich Eberhard Baer einen in einem der Top-häuser: „Aber dort bleibe ich nur ein oder zwei Nächte, danach geht es wieder in ein günstigere­s Hotel. Ich bin ja kein Millionär.“Er vertreibt als selbststän­diger Unternehme­r Stanzblech­e für Druckmasch­inen. Wer in der Nebensaiso­n reisen kann, bekommt ein 800-Euro-zimmer schon mal für 150 Euro pro Nacht.

Inspiratio­n für neue Reisen zieht Eberhard Baer oft aus Filmen oder Büchern. So besuchte er die Vulkaninse­l Krakatau, die 1883 bei einem Ausbruch explodiert und im Meer versunken war. Weiterhin strömt an der Stelle zwischen den indonesisc­hen Inseln Sumatra und Java heiße Lava aus dem Boden – und die Insel wächst von Neuem. Eberhard Baer brauchte mehrere Anläufe, um dort einen Fuß an Land setzen zu können. Zweimal musste sein Boot wie- umdrehen, weil der Vulkan so aktiv war, dass eine Landung zu riskant gewesen wäre.

Brenzlige Situatione­n begegneten Baer auf seinen Reisen immer wieder. Im afrikanisc­hen Land Dschibuti wollte er sich besondere Vulkane am Meer ansehen, doch die Gegend galt als sehr unsicher. Über eine Agentur bekam er aber Kontakt zu einer Einheit der französisc­hen Fremdenleg­ion, die in dieselbe Region unterwegs war und durfte die Soldaten begleiten, sagte Baer: „Mit ihnen war das kein Problem, das waren wirklich hart gesottene Burschen“.

Keine Helfer hatte er in Harare, der Hauptstadt Zimbabwes. Dort machte er in der Innenstadt Fotos, als er plötzlich von hinten angegangen und von mehreren Männern weggeschle­ppt wurde: „Wie sich herausstel­lte, waren das Geheimaufe­nthalt polizisten von Machthaber Robert Mugabe. Es standen Wahlen an und ich habe wohl das Hauptquart­ier einer anderen Partei fotografie­rt“, sagt Baer. Letztlich nahm man ihm die Kamera ab, ließ ihn aber schnell gehen. Nicht alle, die in die Fänge der Häscher des Diktators gerieten, hatten so viel Glück, weiß Baer.

Doch die meisten Erinnerung­en an seine Reisen sind mehr als positiv. Angefangen von einer Tour per Anhalter durch Südeuropa 1966 zusammen mit einem Schulfreun­d. 1972 bestieg er gemeinsam mit seiner damaligen Freundin ein Auswandere­rschiff, dass Menschen nach Australien brachte. Auf diesem Weg lernte er viele Häfen auf der Strecke kennen. Dort nahm das Schiff Rückreisew­illige auf und fuhr wieder nach Hause. Fasziniert haben ihn viele Orte auf der Welt. Als Favoriten nennt er die Vielfalt Madader gaskars mit seinen Reisfelder­n, Wüsten, Gebirgen und Dschungeln, die Freundlich­keit der Menschen in Algerien oder dem Jemen und Weltkultur­erbe-stätten wie das Taj Mahal oder die Osterinsel­n: „Aber ich habe auch immer den Familienur­laub am Gardasee genossen. Der gehört zu meinen Lieblingso­rten in Europa.“Seinen letzten Reisewunsc­h wird Eberhard Baer sich aber wohl nicht mehr erfüllen: eine Reise auf die Insel Pitcairn, wo die Nachfahren der Meuterer von der „Bounty“leben. Doch das kleine Pazifik-eiland wird nur selten von Kreuzfahrt- oder Versorgung­sschiffen angesteuer­t und bleibt bei ungünstige­m Wellengang trotzdem für Landeboote unerreichb­ar. Diesen Aufwand will sich Baer nicht mehr antun: „Ich habe alles gesehen, was mir wichtig war. Jetzt reichen mir zwei Wochen Gardasee.“

 ??  ?? Das Taj Mahal Palace in Mumbai: 2008 gab es hier einen islamistis­chen Anschlag. In Indien wurden viele alte Fürstenpal­äste zu Hotels umfunktion­iert. Der Königsbrun­ner Eberhard Baer „sammelt“Luxushotel­s. NEUSÄSS
Das Taj Mahal Palace in Mumbai: 2008 gab es hier einen islamistis­chen Anschlag. In Indien wurden viele alte Fürstenpal­äste zu Hotels umfunktion­iert. Der Königsbrun­ner Eberhard Baer „sammelt“Luxushotel­s. NEUSÄSS
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