Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Zwischen großem Luxus und echten Gefahren
Erlebnissammler Eberhard Baer aus Königsbrunn hat etwa 100 Länder bereist. Dabei gönnt er sich gerne Abstecher in die teuersten Hotels der Welt. Woher er die Inspiration für seine Reisen nimmt und was er von Urlaub am Gardasee hält
Königsbrunn Die Freude am Entdecken hat Eberhard Baer aus Königsbrunn schon seit seiner Schulzeit immer angetrieben. Ein Englischlehrer weckte seine Leidenschaft fürs Reisen. Mehr als 100 Länder hat er seitdem besucht und einige Abenteuer erlebt. Von einer verflossenen Liebe hat er die Begeisterung für die ganz großen Luxushotels dieser Welt mitgenommen – und gelernt, wie man in diesen Herbergen zu einem halbwegs bezahlbaren Preis übernachten kann.
Der Prunk in den Hotels ist für Baer immer wieder faszinierend – zum Beispiel beim Emirates Palace in Abu Dhabi: „Das ist fast schon zu pervers. Die Lobby ist turmhoch und überall mit Gold verziert. Im Restaurant kann man sich für 28 Euro einen Kaffee mit Goldstaub bestellen“, sagt Baer. Einen bleibenderen Eindruck haben bei dem 69-Jährigen aber die Hotels mit großer Geschichte hinterlassen. Ehemalige indische Fürstenpaläste etwa, die zu Luxusherbergen umfunktioniert wurden. Oder Gebäude, die die Kolonialzeit widerspiegeln, sagt Baer: „In Rangun in Myanmar war ich in einem Strandhotel, das 1910 von den britischen Kolonialherren gebaut worden war. Um 17 Uhr traf sich dort die bessere Gesellschaft. Ein Streichquartett spielte, man ließ die alten Zeiten für ein paar Stunden aufleben.“Ähnliche Erfahrungen machte er in Afrika, wo die Hotelinnenhöfe riesige Rasenflächen boten, auf denen sich die Briten von der Umgebung abkapselten.
Auf den Geschmack brachte Eberhard Baer eine Frau: „Sie arbeitete als Modedesignerin in Mailand und stieg deshalb immer wieder in Luxushotels ab“. Die Beziehung endete irgendwann, doch die Begeisterung blieb. Bei vielen Reisen leistet sich Eberhard Baer einen in einem der Top-häuser: „Aber dort bleibe ich nur ein oder zwei Nächte, danach geht es wieder in ein günstigeres Hotel. Ich bin ja kein Millionär.“Er vertreibt als selbstständiger Unternehmer Stanzbleche für Druckmaschinen. Wer in der Nebensaison reisen kann, bekommt ein 800-Euro-zimmer schon mal für 150 Euro pro Nacht.
Inspiration für neue Reisen zieht Eberhard Baer oft aus Filmen oder Büchern. So besuchte er die Vulkaninsel Krakatau, die 1883 bei einem Ausbruch explodiert und im Meer versunken war. Weiterhin strömt an der Stelle zwischen den indonesischen Inseln Sumatra und Java heiße Lava aus dem Boden – und die Insel wächst von Neuem. Eberhard Baer brauchte mehrere Anläufe, um dort einen Fuß an Land setzen zu können. Zweimal musste sein Boot wie- umdrehen, weil der Vulkan so aktiv war, dass eine Landung zu riskant gewesen wäre.
Brenzlige Situationen begegneten Baer auf seinen Reisen immer wieder. Im afrikanischen Land Dschibuti wollte er sich besondere Vulkane am Meer ansehen, doch die Gegend galt als sehr unsicher. Über eine Agentur bekam er aber Kontakt zu einer Einheit der französischen Fremdenlegion, die in dieselbe Region unterwegs war und durfte die Soldaten begleiten, sagte Baer: „Mit ihnen war das kein Problem, das waren wirklich hart gesottene Burschen“.
Keine Helfer hatte er in Harare, der Hauptstadt Zimbabwes. Dort machte er in der Innenstadt Fotos, als er plötzlich von hinten angegangen und von mehreren Männern weggeschleppt wurde: „Wie sich herausstellte, waren das Geheimaufenthalt polizisten von Machthaber Robert Mugabe. Es standen Wahlen an und ich habe wohl das Hauptquartier einer anderen Partei fotografiert“, sagt Baer. Letztlich nahm man ihm die Kamera ab, ließ ihn aber schnell gehen. Nicht alle, die in die Fänge der Häscher des Diktators gerieten, hatten so viel Glück, weiß Baer.
Doch die meisten Erinnerungen an seine Reisen sind mehr als positiv. Angefangen von einer Tour per Anhalter durch Südeuropa 1966 zusammen mit einem Schulfreund. 1972 bestieg er gemeinsam mit seiner damaligen Freundin ein Auswandererschiff, dass Menschen nach Australien brachte. Auf diesem Weg lernte er viele Häfen auf der Strecke kennen. Dort nahm das Schiff Rückreisewillige auf und fuhr wieder nach Hause. Fasziniert haben ihn viele Orte auf der Welt. Als Favoriten nennt er die Vielfalt Madader gaskars mit seinen Reisfeldern, Wüsten, Gebirgen und Dschungeln, die Freundlichkeit der Menschen in Algerien oder dem Jemen und Weltkulturerbe-stätten wie das Taj Mahal oder die Osterinseln: „Aber ich habe auch immer den Familienurlaub am Gardasee genossen. Der gehört zu meinen Lieblingsorten in Europa.“Seinen letzten Reisewunsch wird Eberhard Baer sich aber wohl nicht mehr erfüllen: eine Reise auf die Insel Pitcairn, wo die Nachfahren der Meuterer von der „Bounty“leben. Doch das kleine Pazifik-eiland wird nur selten von Kreuzfahrt- oder Versorgungsschiffen angesteuert und bleibt bei ungünstigem Wellengang trotzdem für Landeboote unerreichbar. Diesen Aufwand will sich Baer nicht mehr antun: „Ich habe alles gesehen, was mir wichtig war. Jetzt reichen mir zwei Wochen Gardasee.“