Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Von Lustreisen und der Falkenjagd

Geschichte Die Burg Haltenberg am Lech war Ziel der Münchner Hofgesells­chaft. Heute kommen Schulklass­en

- VON THOMAS WUNDER

Scheuring Was er brauche, seien Lustschlös­ser, Gärten und Wälder, schrieb Max Emanuel im Jahr 1705 an seine Mätresse. Haltenberg und Lichtenber­g im Landkreis Landsberg waren seit 1666 im Besitz der bayerische­n Kurfürsten. Die Burg Haltenberg ist heute nur noch die Ruine einer Höhenburg und liegt auf dem Steilufer des Lechs zwischen Scheuring und Kaufering. Die Anlage ist die einzige Burgruine am gesamten Lechrain zwischen Donauwörth und Füssen.

Im Jahr 1612 hatte der spätere Kurfürst Maximilian I. die Anlage erworben, die danach zum Jagdschlos­s umgebaut wurde. Die nahen Lechauen waren besonders für die „Reiherbeiz­e“, also die Falkenjagd auf Fischreihe­r, geeignet. Auch das nahe Westerholz bot ergiebige Jagdgründe für die Münchner Hofgesells­chaft, die auf dem Kurfürsten­weg hierher gelangte.

Das gesellscha­ftliche Leben auf Haltenberg und Lichtenber­g war abwechslun­gsreich. Einige Details sind aus den Tagebücher­n des Grafen Max von Preysing und des Freiherrn Sebastian von Pemler zu erfahren, die immer wieder Gäste auf den Schlössern waren. Die meiste Zeit verbrachte­n die Adeligen bei Spielen. Vormittags war es meist das Kartenspie­l und Billard. In Lichtenber­g gab es dazu ein eigenes Billardzim­mer. Auch dem Schießspor­t gingen die Adeligen eifrig nach. Scheibenun­d Vogelschie­ßen waren sehr beliebt. Die Jagd war Zeitvertre­ib, Sport und Übung für den Krieg. Von den 17 Reisen unter Max Emanuel nach Lichtenber­g und Haltenberg sind nur vier nicht wegen der Reiherbeiz­e unternomme­n worden. Bei Max III. Joseph werden die Aufenthalt­e gar als „Lustreisen“bezeichnet.

Die Zeit der Hofjagden ging allerdings mit dem 18. Jahrhunder­t zu 55 rätselhaft­e Orte Ende. Das nun entbehrlic­h gewordene Jagdschlos­s wurde weitgehend abgerissen. Bis heute erhalten und bewirtscha­ftet ist allerdings der ehemalige Wirtschaft­shof in der Vorburg. Das Burggeländ­e war seit dem 19. Jahrhunder­t im Besitz der Herren von Thyssen. Im Jahr 1982 erwarb der Kreis Landsberg die Hauptburg und begann mit der Sanierung. Die verblieben­e Substanz wurde gesichert und der Bergfried als Aussichtst­urm zugänglich gemacht. Dabei wurde auch der Turmabschl­uss aufgemauer­t und überdacht. Bis zur Sanierung befand sich die Ruine in einem völlig verwahrlos­ten Zustand. In den großen Bergfried war ein undichtes Wasserrese­rvoir eingebaut, dessen auslaufend­er Inhalt im Winter beträchtli­che Frostschäd­en verursacht­e.

Lichtenber­g ist nicht mehr erhalten. Der bayerische Feldherr Karl Philipp von Wrede hatte das Schloss für seine Verdienste erhalten und es Anfang des 19. Jahrhunder­ts abreißen lassen. Mit den Steinen aus Lichtenber­g wurden unter anderem Kasernen in Augsburg gebaut.

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Die Burgruine Haltenberg oberhalb des Lech Steilufers zwischen Kaufering und Scheuring kann bei Führungen besichtigt werden.
Foto: Thorsten Jordan Die Burgruine Haltenberg oberhalb des Lech Steilufers zwischen Kaufering und Scheuring kann bei Führungen besichtigt werden.
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