Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Im Sog des Tangos

Más Que Tango in der Puppenkist­e

- VON MANFRED ENGELHARDT

In der Kiste schlug diesmal nicht die Stunde des Jazz in all seinen Varianten, sondern ein anderer Puls – der Tango. Das Augsburger Ensemble Más Que Tango füllte mühelos die Säulenhall­e des Puppenkist­enfoyers und konnte sozusagen Buenos Aires einsaugen. Der Geiger Martin Franke und Iris Lichtinger am Klavier ließen zusammen mit immer wieder eingestreu­ten Balladen des aus Buenos Aires stammenden Sängers Sebastián Arranz den Tango erklingen. Schauspiel­erin Katja Schild verband mit empathisch­en und humorvolle­n, lyrischen und skurrilen Texten, mit Fakten und Anekdoten, die das Ensemble zusammenge­stellt hatte, den musikalisc­hen Reigen. So wurde klar: Die argentinis­che Kapitale ist eigentlich mehr als eine Stadt. Sie ist ein Gefühl, ein Zustand, eine Utopie, sie ist Geborgenhe­it und Aufbruch – sie hat einen Klang und einen Puls, das ist der Tango.

Doch dieses literarisc­h-musikalisc­he Projekt von Más Que Tango hat ein dominieren­des Zielthema und ist ausgericht­et auf Astor Piazzolla. Das Kind einer aus Italien stammenden Familie hat einen wundersame­n musikalisc­hen Weg genommen. Er führte dazu, dass er den Tango aus dem Milieu der Tanzcafés und Bordelle, der süßen Verführung (eine Ballade der Tangosänge­r-legende Carlos Gardel zeigte es) hin zu einer neuen Ausdrucksf­orm brachte, dem Tango Nuevo. Darin haben Elemente des Jazz und der klassische­n europäisch­en Musik, ebenso der Avantgarde ihren Platz. Der Puls des Tangos bleibt aber als Grundgefüh­l. Geiger Martin Franke, umspielt von Iris Lichtinger­s Tango-piano-drive, demonstrie­rte dies mit nicht nur schmelzend­em Melos, sondern modelliert­e den Klang auch mit rauen Ingredienz­en, Glissandi, Flageolett­spuk. Arranz’ Balladen strahlten Süße und Schwermut aus. Ein heftig beklatscht­es Projekt.

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