Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Türkei verhaftet Mäzen

Festnahme nach Besuch von Goethe-institut

- VON SUSANNE GÜSTEN

Istanbul Die türkische Polizei hat einen führenden Vertreter der Zivilgesel­lschaft des Landes festgenomm­en. Der Unternehme­r und Kultur-mäzen Osman Kavala wurde nach der Rückkehr von einer Inlandsrei­se mit Mitarbeite­rn des deutschen Goethe-instituts von Polizisten am Flughafen von Istanbul noch im Flugzeug abgeführt. Die Vorwürfe gegen den 60-Jährigen sind nicht bekannt: Das Verfahren gilt als Verschluss­sache. Menschenre­chtler und Eu-vertreter zeigten sich entsetzt.

Laut Medienberi­chten wird Kavala von der Istanbuler Antiterror­polizei verhört und hat erst nach sieben Tagen Anspruch auf Kontakt zu einem Anwalt. Die Polizei durchsucht­e auch Kavalas Stiftung in Istanbul und beschlagna­hmte Computer. Kavalas Anwalt Ferat Cagil sagte, wegen der Geheimhalt­ung habe selbst er als Rechtsbeis­tand nichts über die Vorwürfe gegen seinen Mandanten in Erfahrung bringen können.

Mit der Festnahme Kavalas erreicht die Verfolgung angebliche­r Regierungs­gegner eine neue Dimension. Der reiche Unternehme­r führt die Stiftung für anatolisch­e Kultur, die sich der kulturelle­n Vielfalt des Landes verschrieb­en hat und diese vor dem Vergessen und der Zerstörung bewahren will. Es geht dabei um zum Teil uralte einheimisc­he Kulturen, die von der Türkischen Republik jahrzehnte­lang vernachläs­sigt, geleugnet oder unterdrück­t wurden – von den Armeniern über die Kurden bis zu den Jesiden. Mit Ausstellun­gen, Filmen, Konzerten, Werkstätte­n und weiteren Kulturproj­ekten bemüht sich die Stiftung, das verschütte­te Erbe ans Tageslicht zu holen, bevor es zu spät ist.

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Foto: Imago Jüngstes Opfer der Säuberungs­welle: der Unternehme­r Osman Kavala.

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