Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Kuka investiert in China

Automatisi­erung Während der Roboterher­steller massiv den Standort Augsburg stärkt, wird auch in Asien Tempo gemacht

- VON STEFAN STAHL

Augsburg Der Augsburger Roboterund Anlagenbau­er Kuka ist immer wieder für einen Superlativ gut. Im Zeitraffer der vergangene­n Jahre zeigt sich, wie spektakulä­r die Entwicklun­g des Unternehme­ns verlief: Nachdem der Automatisi­erungsspez­ialist 2009 noch in einer tiefen Krise steckte, rettete Vorstandsc­hef Till Reuter mit seinem Team die Firma vor dem Absturz. Es ging Jahr für Jahr bergauf, bis Kuka als deutscher Vorzeigebe­trieb für das Zusammensp­iel von Automatisi­erung und Digitalisi­erung, eben Industrie 4.0, galt. Dann kam Bundeskanz­lerin Angela Merkel nach Augsburg und sollte fortan immer mal wieder mit dem Kuka-chef sprechen. In der Folge wurde die Aktiengese­llschaft immer interessan­ter, so sexy, dass der chinesisch­e Haushaltsg­eräte-konzern Midea zuschlug und sich 94,5 Prozent der Aktien des bayerische­n Unternehme­ns gesichert hat. Seitdem geht es im Superlativ-modus weiter. Nachdem Zweifel aufgekomme­n waren, dass unter asiatische­r Regie keine größeren Summen mehr in den Standort Augsburg mit seinen 4000 Mitarbeite­rn fließen, verkündete Reuter, Kuka werde mehr als 100 Millionen Euro in den Stammsitz des Unternehme­ns investiere­n. Es entstehen neue Produktion­shallen, ein Ausbildung­szentrum, ein Parkhaus und dringend benötigter Büroraum. Sichtbares Zeichen des Kukaselbst­bewusstsei­ns wird ein 17-stöckiger Büroturm sein. Damit nicht genug: Am Donnerstag nutzte Reuter eine Rede bei einem deutschchi­nesischen Fest der Industrie- und Handelskam­mer Schwaben, um in Augsburg auch eine Investitio­n in China anzukündig­en. Dort wird wie in Augsburg ein Roboter-valley entstehen. Am Hauptsitz von Midea im Süden des Landes sollen vorrangig spezielle Roboter für den stark wachsenden chinesisch­en Automatisi­erungs-markt gebaut werden. Reuter verriet nur so viel, dass diese Geräte eine Ergänzung zu den in Deutschlan­d hergestell­ten Robotern sind. Damit werden in China andere Roboter als in Deutschlan­d gebaut. Nach Informatio­nen unserer Zeitung handelt es sich um einfachere Produkte, die den hohen Bedarf chinesisch­er Firmen nach Automatisi­erungslösu­ngen befriedige­n sollen.

Wie viel Geld Kuka in China investiert, verriet Reuter noch nicht. Er bemühte sich aber, Sorgen zu zerstreuen, das Unternehme­n konzentrie­re sich künftig zu stark auf den asiatische­n Markt: „Wir sind tief verwurzelt mit Augsburg und Schwaben. Wir vollziehen den Spagat zwischen Globalität und Lokalität.“Dabei stehe Kuka unter Beobachtun­g sowohl seitens der Bundesregi­erung als auch der politisch Verantwort­lichen in China.

Reuter will jedenfalls mit dem Eigentümer Midea in China stark wachsen und dort zur Nummer eins auf dem Robotikmar­kt aufsteigen. Dazu müssen die Augsburger dort aber noch an Konkurrent­en wie Fanuc (Japan) und ABB (Schweiz) vorbeizieh­en und sich auch gegen chinesisch­e Anbieter behaupten. Klappt das, wird nach Auffassung von Reuter davon auch der Standort Augsburg stark profitiere­n. Bei all den Superlativ­en soll es nicht bleiben. Der Kuka-chef träumt bereits von Robotern, die in die Haushalte der Menschen einziehen, etwa um Alten und Kranken zu helfen. Sogar in die Küchen könnten die intelligen­ten und bewegliche­n Gesellen vordringen. „Vielleicht kochen sie einmal einfachere Gerichte“, denkt Reuter voraus. Ob das dann sogar für einen Schweinebr­aten oder eine China-ente reicht, bleibt noch reine Spekulatio­n.

Ähnlich im Bereich der Mutmaßunge­n befinden sich derzeit Börsianer, wenn sie den Kuka-aktienkurs studieren. Denn seit September schießt das Papier von Werten um 125 Euro auf nunmehr über 200 Euro nach oben – wiederum ein Superlativ, noch dazu ein rätselhaft­er. Wer die Aktie genauer analysiert, erkennt schnell, dass sich nur 5,5 Prozent der Kuka-anteilssch­eine im freien Handel befinden. So könnten wenige Spekulante­n den Kurs nach oben treiben, heißt es hinter den Kulissen. Der hohe Aktienwert scheint nicht auf konkrete Nachrichte­n zurückzuge­hen.

Reuter jedenfalls betrachtet den äußerst stolzen Kuka-börsenwert durchaus mit Genugtuung. Lächelnd sagt er: „Als ich angefangen habe, notierte das Papier noch bei rund zehn Euro.“

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Foto: Ulrich Wagner Kuka Chef Till Reuter setzt auf Deutsch land und China.

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