Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Pflege in Not: Besser handeln als jammern

- VON ANIKA ZIDAR anika.zidar@augsburger allgemeine.de

Wird das Thema Pflege in der Politik diskutiert, stellt sich schnell der immer gleiche, ritualisie­rte Ablauf ein: Alle sehen den Mangel, jeder möchte so einiges verbessern, und die meisten fordern mehr Geld für das Pflegesyst­em. Doch kurz darauf tauchen neue politische Themen auf, andere Interessen­gruppen rufen die Politik lautstark zum Handeln in anderen Belangen auf. An der Situation der Pflege ändert sich im Grunde nichts.

Mit kleineren Reformen hat sich freilich für einige Pflegebedü­rftige bereits etwas verbessert. Demenzerkr­ankungen etwa erkennt das jüngste Pflegestär­kungsgeset­z besser an. Doch mit Blick auf die Herausford­erungen, die in den kommenden Jahren auf das Pflegesyst­em zukommen, sind die Reformen nur Kosmetik. Denn die Frage ist: Wer soll in Zukunft jene betreuen, die selbst nicht zurechtkom­men?

Pflegende Angehörige werden es nicht tun – zumindest nicht mehr in diesem Ausmaß. Denn gerade Frauen, die sich traditione­ll in der Pflege engagiert haben, investiere­n mehr Zeit ins Berufslebe­n. Auch Freizeitak­tivitäten spielen jetzt eine größere Rolle. Diesen Wandel kann man bedauern oder beklagen.

Auf jeden Fall muss man aber versuchen, einen Übergang zu organisier­en. Denn ein System, das so stark von ehrenamtli­cher Arbeit abhängig ist, kann in der heutigen Dienstleis­tungsgesel­lschaft nicht mehr zeitgemäß sein. Die Politik täte gut daran, es zu reformiere­n. Und die Bürger sind gefragt, das Wort zu ergreifen und mitzugesta­lten. Sagen sie klar, wo es fehlt, wird die Politik sie auch hören.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany