Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mehr als elf Jahre Haft für Eric X.

Urteil Der abgelehnte Asylbewerb­er überfällt im April bei Bonn ein zeltendes Paar, bedroht es mit einer Astsäge und vergewalti­gt eine 23-Jährige. Vor Gericht verhöhnt er sie dann noch

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Bonn Die „goldene Brücke“, sagt der Richter gestern, habe der Angeklagte Eric X. ignoriert. Die goldene Brücke, das wäre im Prozess um die Vergewalti­gung einer jungen Camperin bei Bonn ein Geständnis gewesen. Dann hätte der ohnehin schon traumatisi­erten Studentin und ihrem Freund eine Aussage in der Verhandlun­g erspart werden können, und dann hätte die Kammer zumindest einen Punkt gefunden, der sich für Eric X. strafmilde­rnd hätte auswirken können. Hätte…

So befindet das Bonner Landgerich­t, dass – abgesehen von fehlenden Vorstrafen – kaum etwas für den 31-jährigen abgelehnte­n Asylbewerb­er aus Ghana spreche. Dafür eine ganze Menge gegen ihn, wie es Richter Marc Eumann formuliert. Er verurteilt den Angeklagte­n zu elfeinhalb Jahren Haft wegen besonders schwerer Vergewalti­gung und räuberisch­er Erpressung.

Hinter den juristisch­en Begriffen verbirgt sich ein unvorstell­bar grausames Geschehen, von dem man vor Gericht allenfalls eine Ahnung bekommt. Mehrfach betont das Gericht, dass die Opfer bei dem Überfall in Todesangst waren. Immer wieder habe die 23-Jährige den Täter angefleht, sie am Leben zu lassen. Das aus Baden-württember­g stammende Paar habe im April dieses Jahres eine Horrornach­t erlebt. „Keine Strafe der Welt kann wiedergutm­achen, was geschehen ist“, sagt Nebenklage-anwältin Gudrun Roth nach der Verhandlun­g.

Und der Täter? Der 31-Jährige, der wie an allen anderen Verhandlun­gstagen Hand- und Fußfesseln tragen muss, hört sich das Urteil ohne sichtbare Regung an. Zu Beginn des Prozesses war er mehrfach geworden, sprach von Lügen und „Märchenges­chichten“, verhöhnte die 23-Jährige sogar als Prostituie­rte.

Die Studentin und ihr 26 Jahre alter Freund hatten in der romantisch­en Siegaue in Troisdorf bei Bonn gezeltet. Als die beiden gegen Mitternach­t in ihren Schlafsäck­en lagen, hörten sie draußen eine Stimme. Plötzlich schlitzte jemand mit einer langen Astsäge ihr Zelt auf, steckte seinen Kopf herein und schrie auf Englisch: „Ich will hier schlafen!“Der Täter verlangte Geld, fuchtelte mit der machetenäh­nlichen Waffe vor den Gesichtern seiner hilflosen Opfer herum. „In dem engen Zelt fühlten sie sich in dem Moment wie Tiere im Käfig“, sagt Richter Eumann.

Die beiden überließen dem Angreifer etwas Kleingeld und eine Lautsprech­erbox. Dann aber forderte er die 23-Jährige auf, das Zelt zu verlassen, um Sex mit ihr zu haben. Das Paar habe keinen anderen Ausweg gesehen, als zu gehorchen – in der Hoffnung, so zu überleben, so Eumann weiter.

Nach der Tat kehrte der 31-Jährige zurück in die nicht weit entausfall­end fernte Flüchtling­sunterkunf­t in Sankt Augustin, wo er seit einigen Wochen untergebra­cht war. Wenige Tage später wurde er festgenomm­en. Ein Passant hatte ihn anhand eines Phantombil­des erkannt. Dna-spuren überführte­n ihn eindeutig als Täter.

Der 31-Jährige war nach eigenen Angaben über Libyen und Italien Anfang Februar 2017 nach Deutschlan­d gekommen. Kurz vor der Tat wurde sein Asylantrag abgelehnt. Nun kommt er ins Gefängnis, ehe er dann abgeschobe­n wird. Er will in Revision gehen.

 ?? Foto: Henning Kaiser, dpa ?? Der Angeklagte Eric X. kurz vor der Urteilsver­kündung. Das Bonner Landgerich­t sprach ihn gestern schuldig – der besonders schweren Vergewalti­gung einer Camperin und der räuberisch­en Erpressung.
Foto: Henning Kaiser, dpa Der Angeklagte Eric X. kurz vor der Urteilsver­kündung. Das Bonner Landgerich­t sprach ihn gestern schuldig – der besonders schweren Vergewalti­gung einer Camperin und der räuberisch­en Erpressung.

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