Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Kevin Danso ist beim FCA zurück

Comeback In Österreich­s Nationalma­nnschaft ist der 19-Jährige gesetzt. In der Bundesliga dagegen war er zuletzt nur Ersatz. Das dürfte sich am Samstag gegen Hannover ändern

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Sein Debüt in der österreich­ischen Nationalma­nnschaft gab Kevin Danso im September beim Wm-qualifikat­ionsspiel gegen Wales (0:1). Seitdem stand er in den vier Länderspie­len 333 Minuten auf dem Platz. Beim FC Augsburg spielte er in dieser Saison erstmals am vergangene­n Wochenende beim 2:2 bei der TSG 1899 Hoffenheim 86 Minuten, ansonsten nur in der U23. Es klingt komisch, dass sich ein Bundesliga­profi seine Spielpraxi­s in der Nationalma­nnschaft oder in der Regionalli­ga holen muss.

Fca-trainer Manuel Baum erklärt, warum sich der gerade mal 19-jährige Österreich­er mit ghanaische­n Wurzeln erst mal gedulden musste. „Es ist für einen jungen Spieler, wenn der schon einmal Bundesliga­luft geschnuppe­rt hat, nicht so einfach, wieder auf ein stabiles Niveau zu kommen“, erklärte er Anfang der Woche. Soll heißen: Nach seinem Debüt in der vergangene­n Saison ist Danso in ein Loch gefallen. Sieben Spiele hatte Danso da ab Anfang März absolviert, ehe er, nachdem die Personalno­t abgeflaut war und er im Abiturstre­ss war, wieder seinen Stammplatz auf der Bank einnehmen musste. Jetzt ist Danso aber wieder da, wie er in Hoffenheim, als er Sandro Wagner in allen Belangen Paroli bot, zeigte. Ganz ohne Fehler blieb er zwar nicht, doch Danso ist ja noch Auszubilde­nder, wenn auch auf extrem hohem Niveau. Das weiß er auch selbst. „Ich habe in der Vorbereitu­ng nicht so gut trainiert. Aber ich gebe immer Gas und versuche, mich immer weiterzuen­twickeln, in jedem Spiel, in jedem Training“, sagt er bei der gestrigen Spieltags-pressekonf­erenz. Die fällt ihm schwerer als 90 Minuten Bundesliga.

Danso, der auf dem Spielfeld ohne Scheu agiert, der mit jeder Einladung zur Nationalma­nnschaft selbstbewu­sster wird, wirkt am Mikrofon fast schüchtern. Es ist erstaunlic­h, wie geerdet der Teenager trotz der raketenhaf­ten Entwicklun­g seiner Karriere geblieben ist.

Als Sechsjähri­ger war er mit seinen aus Ghana stammenden Eltern aus Voitsberg in der Steiermark nach Mittelengl­and gezogen, kickte dort bei Milton Keynes Dons. 2013 schickte sein Bruder Emmanuel dann eine E-mail an den österreich­ischen Fußballver­band. Inhalt: Der ÖFB solle Kevin doch mal einladen. „Wir wussten gar nicht, dass es ihn gibt. Über Spieler von kleineren englischen Vereinen haben wir ja keine Informatio­nen“, hat der damalige Öfb-u15-trainer, Manfred Zsak, später erzählt. Danso vorspielen und überzeugte.

Auch Augsburgs Chefscout Stephan Schwarz, als er Danso bei dessen erstem U15-länderspie­l für Österreich sah. 2014 wechselte Danso ins Fca-jugendinte­rnat. Ein kompletter Neuanfang. Er zog in eine Spieler-wg, musste wieder Deutsch lernen, das er vergessen hatte, und konnte ein Jahr nur trainieren, weil er keine Freigabe erhalten hatte. Doch Danso überwand alle Widrigkeit­en.

Er wohnt jetzt alleine in der Augsburger Innenstadt, kocht gerne, steht auch außerhalb des Platzes auf eigenen Beinen. Er ist Aushängesc­hild der Fca-nachwuchsa­bteilung. Sein jetziger Bundesliga­coach formte und förderte Danso als Cheftraine­r des Nachwuchsl­eistungsze­ntrums. Baum kennt ihn und seine Fortschrit­te genau. „Er hat vor allem im Defensivbe­reich seine Stärken und wird auch im Spielaufba­u immer solider.“Er prophezeit: „Er hat eine große sportliche Zukunft vor sich.“

Und auch die Gegenwart sieht gut für ihn aus. Es deutet alles darauf hin, dass Danso nicht nur beim Heimspiel am morgigen Samstag (15.30 Uhr, Wwk-arena) gegen Aufsteiger Hannover 96 in der Startelf stehen wird, sondern auch in durfte Foto:huebner/voelker den nächsten Wochen. Sein Nationalma­nnschaftsu­nd Innenverte­idigerkoll­ege Martin Hinteregge­r fällt nach seiner Sprunggele­nks-op die nächsten Wochen aus.

Was auch für einen Einsatz spricht: Danso kennt seinen möglichen Gegenspiel­er Martin Harnik, 30, aus der österreich­ischen Nationalma­nnschaft in- und auswendig. „Du weißt um seine Stärken, was er gut macht oder nicht so gut. Du versuchst natürlich, deine Stärken gegen seine Stärken einzusetze­n“, sagt Danso und gibt sich selbstbewu­sst. „Klar, er ist im Moment in einer Superform, aber ich glaube, gegen uns wird er es schwer haben.“

Zumal sich Trainer Baum seine Taktik gegen den Aufsteiger mit seiner flexiblen Spielweise, die auf Pässe in die Tiefe und körperlich­e Stärke ausgelegt ist, längst zurechtgel­egt hat. Verraten will er sie nicht, aber er warnt vor Hannover. „Das ist kein normaler Aufsteiger. Es ist ein Team, das in die Bundesliga gehört. Sie sind in der Lage, viel Geld in die Hand zu nehmen. Das hat man bei den Neuzugänge­n gesehen. Sie haben zwar aus den letzten vier Spielen nur zwei Punkte geholt, doch wir müssen 100 Prozent bringen, um gewinnen zu können.“Kevin Danso muss er das zweimal sagen. nicht

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