Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Die Roten bei i den Rothosen
Zum 105. Mal treffen der HSV und die ie Bayern in der Bundesliga aufeinander
Was war das für ein Fest in Blau-weißschwarz: Am 23. April 1982 reiste der Hamburger SV zum Klassiker nach München. Die Voraussetzungen: Die Bayern hatten am 28. Spieltag bei der Frankfurter Eintracht verloren, die Norddeutschen waren dank eines 3:1-Heimsieges gegen Bielefeld am amtierenden Meister aus dem Süden vorbeigezogen. Nun gastierten sie also als Tabellenführer bei ihrem ärgsten Verfolger. Vor 78 000 Zuschauern im Olympiastadion machte sich der FCB von Anpfiff an daran, die Spitzenposition zurückzuerobern. Nach gut einer Stunde Spielzeit schien klar, dass das Vorhaben auch gelingen sollte, 3:1 führte der Gastgeber. Doch kurz nach dem vermeintlich vorentscheidenden Bayern-treffer in der 64. Minute legten die Gäste einen Zahn zu: Dank der Tore von Horst Hrubesch (2) und Thomas von Heesen drehten sie die Partie noch und erhöhten ihren Vorsprung auf die Bayern. Nun waren ihnen allerdings auch die Kölner im Nacken, die nur einen Punkt weniger auf dem Konto hatten. Im Titelrennen ließen die Hamburger aber nichts mehr anbrennen und feierten am Ende der Saison ihren vierten Meistertitel. 36 Partien ohne Niederlage Die Episode fällt in die bisher erfolgreichste Zeit des Hanseaten. In der Bundesliga blieben die Rothosen vom Mitte Januar 1982 saisonübergreifend 36 Spiele in Folge ungeschlagen, ein Rekord, der erst 30 Jahre später gebrochen wurde – natürlich von den Bayern. Auf solch eine Serie hofft heute in Hamburg niemand mehr. Da wäre man schon froh, wenn die aktuelle
Negativreihe von fünf Niederlagen gestoppt werden könnten. Ob das aber gerade an diesem Wochenende klappt? Schließlich kommt der alte Widersacher aus dem Süden ins Volksparkstadion. Welche Welten die Klubs mittlerweile trennen, belegen einige so simple wie aus Hamburger Sicht bittere Zahlen: In diesem Jahrzehnt har der HSV in sieben Partien fünf oder mehr Tore von den Bayern eingefangen. Der Tiefpunkt: Die 2:9-Klatsche im März 2013. Und in den 14 Ligaspielen seit 2010 holte man lediglich drei von 42 möglichen Punkten, gewonnen wurde nicht eine Begegnung. Die Torbilanz einschließlich zweier Pokalpartien: 6:46. Dennoch: Hsv-sportchef Jens Todt will nicht schon im Vorfeld die Punkte herschenken: „Man darf nicht in die Rolle verfallen, dass man mit einer knappen Niederlage schon zufrieden ist. Wir wollen uns nicht vorher kleinmachen und sind außerdem in einer Situation, in der wir jeden Punkt brauchen.“Schließlich sind die Norddeutschen wieder dort angekommen, wo seit Jahren ihr natürlicher Lebensbereich zu sein scheint: im Tabellenkeller. Doch wie der HSV aktuell gegen den Rekordmeister bestehen soll, ist nicht ganz klar. Immerhin haben die Hamburger am vergangenen Samstag gegen Mainz nach 450 Minuten wieder einmal ins gegnerische Tor getroffen. In der 9. Minute war Wallace der Ausgleich gelungen, in der Nachspielzeit erzielte Salihovic sogar einen zweiten Treffer per Handelfmeter. Doch bis dahin hatte der FSV vor allem aufgrund individueller Fehler der Hsv-profis bereits dreimal ins Tor getroffen. Ein 4:3-Sieg gegen die Bayern wie vor gut 35 Jahren – das wäre in der momentanen Situation eine wahre Sensation.