Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wenn der Tacho 500 anzeigt
Technik Der Bugatti Chiron hat 1500 PS und kostet über zwei Millionen Euro. Capito durfte sich den Rekordsportwagen genauer ansehen
Bei diesem Auto wird einem schnell etwas schwindelig, denn es bricht einige Rekorde: Der Bugatti Chiron ist der leistungsstärkste, schnellste und luxuriöseste Serien-supersportwagen der Welt. Capito durfte ihn sich mal ansehen. Mit seinen 1500 Pferdestärken beschleunigt er in etwas mehr als zwei Sekunden auf Tempo 100 und in 32 Sekunden auf Tempo 400. Du hast richtig gesehen: 400 km/h! Dieses Auto kann sogar noch schneller. Wie schnell genau, das wird die Weltrekordfahrt im kommenden Jahr zeigen. Der Tachoanzeige jedenfalls reicht bis 500. Zum Vergleich: Auf der Autobahn fahren viele Autos ungefähr 130 km/h.
Bei 420 km/h ist im normalen Verkehr Schluss
Für den normalen Straßenverkehr bleibt es bei 420 km/h, sagt Bugatti-präsident Wolfgang Dürheimer, ein gebürtiger Allgäuer. Er lud uns in die Manufaktur ein. Das ist eine Fabrik, in der alles per Hand hergestellt wird. Gebaut wird der Supersportwagen in Molsheim im Elsass nahe Straßburg. Das Gelände ist auch besonders: Dort gibt es ein Schloss, einen großen Wintergarten, zwei andere Gebäude und eine Werkstatt, die Atelier genannt wird. Dort arbeiten 20 Fachleute, die jede Woche ein bis zwei Autos aus 1800 Einzelteilen fertigen. Alles in Handarbeit. Das hat seinen Preis. Ein Bugatti Chiron kostet mindestens zweieinhalb Millionen Euro.
„Uns liegen schon 300 Bestellungen vor“, verrät Dürheimer. Das sind Aufträge für die nächsten drei Jahre. Bei weltweit 34 Händlern kann man den Bugatti bestellen. In Deutschland zum Beispiel in München, Frankfurt, Düsseldorf und Hamburg. Bestellt ein Kunde so einen Wagen, muss er gleich 200 000 Euro anzahlen. Das ist schon viel mehr, als ein neues Auto kostet. „Dann dauert es neun Monate bis zur Auslieferung“, sagt Produktionsleiter Christophe Piochon, als er uns durch die Traumfabrik führt. Die Bauteile kommen aus ganz Europa, die Motoren von VW aus Salzgitter. Für Sitze, Lenkrad und Innenverkleidung werden die Häute von 16 Kühen verarbeitet. Die kommen aus höher gelegenen Regionen in den Alpen, weil es dort weniger Mückenstiche gibt. Ein Mückenstich macht die Kuhhaut uneben.
Ein Modellauto gibt es dazu
74 Mitarbeiter sind mit der Herstellung, dem Teilebestellen, der Qualitätssicherung und dem Kundendienst beschäftigt. Jedes Auto ist per Funk mit Molsheim verbunden. Gibt es ein Problem, können Experten von dort aus mithilfe eines Computers nachschauen, was dem Auto fehlt. Notfalls kommen die „Flying Doctors“mit dem hubschrauber und reparieren den Schaden.
Und wer kauft so ein Auto? Superreiche. „Ein durchschnittlicher Kunde hat 42 Autos in seiner Garage“, sagt Dürheimer. Einer hat bereits 13 Bugattis. Damit die Zeit bis zur Auslieferung nicht zu lang wird, gibt es vorab ein kleines Modellauto in genau der farblichen Zusammensetzung, wie sie der Kunde bestellt hat.