Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Dieser Hilferuf ist berechtigt
Jeden Tag werden in Deutschland im Schnitt zwischen sechs und sieben Bahnmitarbeiter so attackiert, dass sie eine Verletzung erleiden. Mehr als 2300 Körperverletzungen wurden voriges Jahr gezählt. Noch vor wenigen Jahren waren es „nur“etwa halb so viele. Wie oft Bahnmitarbeiter bedroht und beleidigt werden, kann man nur erahnen. Die Dunkelziffer dürfte hoch sein. Das muss alarmieren. Der Hilferuf der Zugbegleiter ist berechtigt. Sie benötigen Unterstützung. Gefordert sind die Bahnunternehmen – und die Politik. Sie müssen noch mehr für die Sicherheit tun. Auch wenn das Geld kostet.
Gerade die Politik ist in der Pflicht. Die Bundespolizei ist zu schwach besetzt. Mit den Grenzkontrollen kam noch eine Aufgabe dazu, obwohl das Personal zuvor schon knapp war. Zugbegleiter berichten, dass es immer wieder viel zu lange dauert, bis die für den Bahnverkehr zuständigen Beamten kommen. In ihrer Not wenden sie sich auch an die Landespolizei – doch die ist ebenfalls oft ausgelastet. Es ist eigentlich nicht zumutbar, dass Zugbegleiter in Regionalzügen allein eingesetzt sind. Selbst in Bussen und Straßenbahnen sind Kontrolleure stets als Gruppe unterwegs. Der Freistaat hätte es in der Hand, das zu ändern. Er bestellt den Regionalverkehr und könnte vorgeben, dass wenigstens Zweierteams eingesetzt werden. Tut er das nicht, fühlen sich die Zugbegleiter zurecht alleine gelassen.