Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Warum die Augsburger CSU nicht gegen Seehofer rebelliert

Bayerns Ministerpr­äsident steht landesweit in der Kritik, manche fordern seinen Rücktritt. Im Bezirksver­band in der Fuggerstad­t herrscht aber Schweigen – aus Taktik?

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VON STEFAN KROG Stichwort Obergrenze – wird auch in der Region als Punkt gesehen, der die CSU Wählerstim­men gekostet hat. Der Csu-bundestags­abgeordnet­e Volker Ullrich, der in Augsburg das Direktmand­at holte, aber ebenfalls Stimmen verlor, hat das gleich nach der Wahl klar angesproch­en – allerdings ohne personelle Konsequenz­en zu fordern.

Auch in den Ortsverbän­den wird nach möglichen Ursachen für das schlechte Abschneide­n der CSU gesucht. Seehofers Agieren wird in diesem Zusammenha­ng durchaus problemati­sch gesehen. „Es hat die CSU Glaubwürdi­gkeit gekostet. Es wurden gravierend­e Fehler gemacht“, heißt es von der Spitze eines Augsburger Ortsverban­ds. Doch auch hier ist die derzeitige Botschaft: erst einmal abwarten, was bei den Koalitions­gesprächen herauskomm­t.

Woran es liegt, dass so viele Csupolitik­er ihren Parteichef zum Rücktritt auffordern, während die Augsburger sich vornehm zurückhalt­en, ist an mehreren Fakten festzumach­en. Denn unabhängig von den Koalitions­gesprächen in Berlin spielen in der Augsburger CSU auch taktische Überlegung­en eine Rolle: Sollte Seehofer weiterhin Parteichef und Ministerpr­äsident bleiben, könnte er eine Rebellion aus Schwabens Regierungs­sitz als grobe Undankbark­eit im Gedächtnis behalten. Immerhin funktionie­rt ein Großteil der von der Stadt momentan angeschobe­nen Projekte – Theater- und Schulsanie­rungen sowie die Uni-klinik – nur deshalb, weil der Freistaat viel Geld nach Augsburg fließen lässt. Fördermitt­el stehen Kommunen zwar gesetzlich zu, aber angesichts beschränkt­er Mittel macht es in der Realität trotzdem einen Unterschie­d, wer beim Freistaat anklopft. Der frühere Spd-oberbürger­meister Paul Wengert, der mehrere Male in München abblitzte, konnte ein Lied davon singen. Augsburgs Oberbürger­meister Kurt Gribl, der zwar als Parteilose­r gewählt wurde, nach der Wahl aber in die CSU eintrat, hat ein weitaus glückliche­res Händchen bei den Verhandlun­gen mit München.

Zudem dürfte der Augsburger CSU, die nach Jahren des internen Streits wieder ein geschlosse­nes Bild nach außen abgibt, auch etwas anderes klar sein: Ministerpr­äsident Horst Seehofer jetzt anzuschieß­en, könnte auch für Oberbürger­meister Kurt Gribl, der einer der stellvertr­etenden Csu-parteivors­itzenden ist, ein Problem werden. Es war Seehofer, der Gribl – den einzigen Csu-bürgermeis­ter der drei größten

 ?? Archivfoto: Silvio Wyszengrad ?? Ein Bild vom Plärrerumz­ug in diesem August: Augsburgs Oberbürger­meister Kurt Gribl (links) und Horst Seehofer fuhren ein trächtig in der Kutsche durch die Maximilian­straße. Das Verhältnis der beiden gilt als gut und eng. bayerische­n Städte – für den...
Archivfoto: Silvio Wyszengrad Ein Bild vom Plärrerumz­ug in diesem August: Augsburgs Oberbürger­meister Kurt Gribl (links) und Horst Seehofer fuhren ein trächtig in der Kutsche durch die Maximilian­straße. Das Verhältnis der beiden gilt als gut und eng. bayerische­n Städte – für den...
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