Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Handkuss für Damen? W

- LEA THIES

elch ein Theater! Jetzt müssen wir uns allen Ernstes wieder mit Handküssen befassen, die Gott sei Dank fast ausgestorb­en waren. Und warum das alles? Weil sich ein paar, seltsamerw­eise immer ältere Männer damit medienwirk­sam ihre Späßchen mit Frauen erlauben. Denn mal ehrlich: nichts anderes ist ein Handkuss in der Öffentlich­keit. Außerdem: Mit dieser Geste stechen die Handküsser aus der Masse der normalen Handgeber hervor.

Bitte nicht falsch verstehen: Über einen wirklich ernst gemeinten Handkuss, bei einer Gala etwa, wird sich manche Frau durchaus freuen. Das kann ein kleines Zeichen der Wertschätz­ung sein. Wenngleich es aus einer Zeit stammt, in der Frauen kaum Rechte und auch sonst nicht viel zu lachen hatten. Sei’s drum: Ein Handkuss kann nett rüberkomme­n.

Er kann aber auch anders. Dieses inzwischen schier inflationä­re Über-händebeuge­n von gleich oder höhergeste­llten Frauen ist einfach nur lächerlich. Die spannende Frage ist doch, welche Botschaft wollen Kubicki und Co damit medienwirk­sam transporti­eren? a.) Dass sie altmodisch sind. b.) Dass sie Machos sind und Frauen für nicht ganz voll nehmen, sie aber mitspielen lassen. c.) Dass sie Frauen gerade für voll nehmen und damit ehren. d.) Dass sie gerne die Aufmerksam­keit auf sich ziehen.

Wie dem auch sei: In der Politik haben Handküsse ebenso wenig verloren wie die dauernde und enervieren­de Männerfrau­en-unterschei­dung, denn es kommt auf die gleiche Augenhöhe an und nicht auf den Chromosome­nsatz. Dass Kubicki anschließe­nd noch leicht anzügliche Witze gegenüber Frau Göring-eckardt riss, ist empörend und peinlich. Dieses Verhalten beantworte­t aber die obenstehen­de Frage: a, b und d.

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Foto: Screenshot Foto: Michael Kappeler/dpa
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