Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Handkuss für Damen? W
elch ein Theater! Jetzt müssen wir uns allen Ernstes wieder mit Handküssen befassen, die Gott sei Dank fast ausgestorben waren. Und warum das alles? Weil sich ein paar, seltsamerweise immer ältere Männer damit medienwirksam ihre Späßchen mit Frauen erlauben. Denn mal ehrlich: nichts anderes ist ein Handkuss in der Öffentlichkeit. Außerdem: Mit dieser Geste stechen die Handküsser aus der Masse der normalen Handgeber hervor.
Bitte nicht falsch verstehen: Über einen wirklich ernst gemeinten Handkuss, bei einer Gala etwa, wird sich manche Frau durchaus freuen. Das kann ein kleines Zeichen der Wertschätzung sein. Wenngleich es aus einer Zeit stammt, in der Frauen kaum Rechte und auch sonst nicht viel zu lachen hatten. Sei’s drum: Ein Handkuss kann nett rüberkommen.
Er kann aber auch anders. Dieses inzwischen schier inflationäre Über-händebeugen von gleich oder höhergestellten Frauen ist einfach nur lächerlich. Die spannende Frage ist doch, welche Botschaft wollen Kubicki und Co damit medienwirksam transportieren? a.) Dass sie altmodisch sind. b.) Dass sie Machos sind und Frauen für nicht ganz voll nehmen, sie aber mitspielen lassen. c.) Dass sie Frauen gerade für voll nehmen und damit ehren. d.) Dass sie gerne die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Wie dem auch sei: In der Politik haben Handküsse ebenso wenig verloren wie die dauernde und enervierende Männerfrauen-unterscheidung, denn es kommt auf die gleiche Augenhöhe an und nicht auf den Chromosomensatz. Dass Kubicki anschließend noch leicht anzügliche Witze gegenüber Frau Göring-eckardt riss, ist empörend und peinlich. Dieses Verhalten beantwortet aber die obenstehende Frage: a, b und d.