Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
„Ich weiß besser, was ich kann“
Mögen Sie Ihre Stimme heute als vor zehn, fünfzehn Jahren? Bruni: Ich bin überzeugter von meiner Stimme als früher. Ich habe viel an meinem Gesang gearbeitet und und die Stimme trainiert wie einen Muskel. Das Komponieren von Musik kannst du nicht lernen, das Singen aber schon. Und so fühle ich mich alles in allem viel sicherer und wohler auf der Bühne als früher. lieber
Bruni: Nein, verschwunden ist die Angst nicht. Aber ich weiß heute besser, was ich kann. Früher musste ich gegen die Angst immer Bier trinken bevor ich mich auf die Bühne traute. Jetzt brauche ich das nicht mehr.
Sie werden bald 50. Freuen Sie darauf? Bruni: Ach, das ist einfach nur… total ärgerlich. Als Meilenstein kann ich das nicht ansehen, für mich gibt es da jetzt nichts zu bejubeln. Mir zeigt diese Zahl, wie schnell das Leben vorbeigeht. Wir leben, wir sterben, es ist so unaufhaltsam. Wir müssen das den jungen Leuten sagen.
Würden Sie sich freuen, wenn Ihre Kinder was Künstlerisches machen? Bruni: Aurélien will im Moment Paläontologe werden. Das ist jemand, der nach alten Steinen und Fossilen gräbt, Dinosaurier entdeckt. Das ist seine Leidenschaft. Er hat sogar einen Youtube-kanal, der sich der Paläontologie verschrieben hat, mit 30000 Abonnenten. Nicht schlecht, was? Niemand weiß, dass mein Sohn dahintersteckt.
Sind Sie erleichtert, nicht mehr Premiere Dame zu sein? Bruni: Ja, sehr sogar. Ich möchte dieses Leben nicht zurückhaben. Auch für meinen Mann ist es gut, fantastisch sogar. Wir beide waren noch nie so glücklich wie aktuell. Wir leben volle, spannende Leben. Die Zeit im Élyséepalast war schön und eine große Ehre. Aber ich bin froh, dass wir nicht wieder dort einziehen mussten. Sehr froh sogar. Mit dem Lebensabschnitt habe ich abgeschlossen.
Sie haben mit „Jimmy Jazz“von The Clash sogar einen Punk-song gecovert. Wie viel Punk steckt in Carla Bruni? Bruni: Hey, hey. Wir haben eine sehr weiche Version gemacht, auch im Original ist der Song für The Clash ja schon recht soft. Ich weiß, es ist verrückt, The Clash zu covern, aber ich liebe diesen Song nun einmal. Und: Bei der Nummer brauche ich eigentlich doch ein Bier auf der Bühne. Der ist fast nicht singbar, ohne ein bisschen einen sitzen zu haben. Wenn du dir das im Original anguckst, schon gar nicht. Da denke ich schon: „Was haben die genommen, und kann ich das auch bitte haben?“