Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Es war einmal ein Gletscher
Kunstsammlungen Für Ankäufe fehlt das Geld. Dennoch gibt es einige neue Kostbarkeiten
schließende Hand der Mäzene unverzichtbar.
Die jetzt präsentierten Neuerwerbungen des Freundeskreises zeigen 13 Beispiele aktueller Kunst. Die meisten Arbeiten waren bereits im Sommer im H2 zu sehen, als die Kunstsammlungen zum achten Mal eine umfänglichere, in der Qualität (zumal der Fotos) durchaus schwankende Einsicht in ihr Depot gaben.
Zu den Wiederbegegnungen im Höhmannhaus zählen Videos von Natalija Ribovic und Elham Rokni, die gleichsam über Kulturbarrieren springen, einmal ins syrische Palmyra, das andere Mal nach Teheran. Als Großmeister der Malerei firmiert der Däne Per Kirkeby mit einem Ölbild von 2005, einem dicht verklammerten Farbsatz, der Landschaftsanklänge zulässt. Florian Balze überführt die Grundform eines Sitzmöbels in ein eigenständiges, massives Kunstobjekt (2011) aus Beton und Keramik.
Maximilian Prüfers Schmetterlingsdrucke auf Papier (2017) erscheinen als aktueller Kommentar zur jüngsten Schreckensnachricht vom massiven Insektensterben in Deutschland. Die Schwarz-weißblätter inszenieren die sukzessiv verblassende Erinnerung an das, was einmal ein Schmetterling war. An den Insekten (und ihren Spuren und Hinterlassenschaften) liest der Augsburger Künstler ab, wie es um uns steht. Um implizite Zeitlichkeit geht es auch im Lightjet Print (2011) von Olaf Unverzart, einer Ansicht des Schweizer Morteratschgletschers an der Nordflanke der Berninagruppe. Wer heute auf einen Gletscher schaut, hat sogleich Phasenbilder im Kopf, Bilder vom Vorher und Nachher, Bilder des Schmelzens und Vergehens.
Laufzeit im Höhmannhaus (Maximili anstraße 48) bis 26. November; geöff net Dienstag bis Sonntag, 10 – 17 Uhr