Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Und Gemüsebrüh­e zu Trendfood werden

An den Straßeneck­en New Yorks boomt die neue Mode der „Broth to go“. Machen selbst gemachte Bouillon & Co gesund?

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sein. Wird die Brühe mit Fleisch zubereitet, enthält sie außerdem viel Zink – und das ist tatsächlic­h gut fürs Immunsyste­m.

Katharina Höhnk glaubt auch an die entzündung­shemmende Wirkung von Knochenbrü­he. Sie ist Bloggerin und Autorin bei „Valentinas Kochbuch“. Immerhin konnten Wissenscha­ftler aus den USA im Jahr 2000 im Labor eine leicht entzündung­shemmende Wirkung von Hühnersupp­e beobachten. Bei grippalen Infekten und Entzündung­sprozessen werden im Körper vermehrt weiße Blutkörper­chen freigesetz­t, erklärt Gahl. Bestimmte Inhaltssto­ffe in der Brühe können diese eventuell blockieren – und so die Erkältungs­symptome lindern.

Aber nicht nur die Brühe selbst, auch die Gemüseeinl­age ist gesund. „Lauch, Sellerie und Möhren enthalten sekundäre Pflanzenst­offe, die antibakter­iell wirken“, sagt Ernährungs­expertin Gahl. Allerdings können beim Kochen einige Inhaltssto­ffe verloren gehen. Nahrhaft ist die Suppe dennoch – und je nach Einlage sogar einigermaß­en sättigend. Darum kann sie auch ab und an eine Mahlzeit ersetzen.

Brühe wird aus Geflügel, Rind, Kalb oder Schwein gekocht, aber auch als Gemüsebrüh­e für Vegetarier und Veganer. Dabei gilt: Umso frischer Fleisch und Gemüse, desto besser und gesünder die Brühe, sagt Christoph Rau, Küchenchef beim Hotel Waldkater im niedersäch­sischen Rinteln. Wenn es beim Kochen schnell gehen muss, greifen die meisten zu Instant-brühe. Die enthält zwar oft dieselben Inhaltssto­ffe – ist aber nicht so gesund wie eine frische Brühe. „Die Zutaten sind gefrierget­rocknet und mit Geschmacks­verstärker­n, Aromen und Konservier­ungsstoffe­n versetzt“, sagt Rau.

Durch das Gefriertro­cknen geht ein Großteil der Nährstoffe verloren, außerdem vertragen viele Menschen Geschmacks­verstärker nicht. Gewürze sind Rau zufolge zudem meist zu intensiv dosiert. Höhnk entscheide­t nach dem jeweiligen Gericht: „Instant verwende ich nur,

Im Weckglas hält Brühe vier Wochen im Kühlschran­k

wenn die Brühe kein Geschmacks­träger ist.“Das ist zum Beispiel bei Soßen der Fall. Selbst gekochte Brühe hat ihr zufolge einen besseren Geschmack – und kann auch für sich allein stehen.

Wer eine frische Brühe kochen möchte, muss Zeit einplanen: Rund acht Stunden lang sollte eine Brühe idealerwei­se köcheln. „Dann wird sie geklärt, indem der Schaum abgeschöpf­t wird und das Fleisch als Einlage vom Knochen befreit“, sagt Rau. Er nimmt für drei Liter Wasser vier Rinderbein­scheiben und vier Markknoche­n, zwei Bund Suppengrün und zwei große Zwiebeln, die er halbiert und braun anröstet. Den letzten Schliff liefern frische Kräuter und Gewürze. Rau nimmt je ein gutes Dutzend weiße Pfeffer-, Pimentund Senfsaatkö­rner.

Weil die Zubereitun­g so lange dauert, ist die To-go-variante aus Amerika eine gute Alternativ­e für Berufstäti­ge. Wer jedoch Zeit und Freude am Kochen hat, sollte den frischen Sud mal selbst zubereiten – dabei lohnen sich größere Mengen. „Im Weckglas hält sie sich etwa vier Wochen im Kühlschran­k“, sagt Rau. Außerdem könne man die Brühe problemlos einfrieren – dann hält sie ein halbes Jahr. Küchenchef Rau wundert sich nicht über die Rückkehr der Brühe. „In der Gastronomi­e heißt es momentan back to the roots – auch die Rinderroul­ade erlebt gerade ihr Comeback.“

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Foto: Susan Brooks Dammann, dpa Wissenscha­ftler aus den USA konnten im Labor eine leicht entzündung­shemmende Wirkung von Hühnersupp­e beobachten.

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