Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Usbekistan – Heimat des Terrors?

Anschläge Warum sich Männer aus der Ex-sowjetrepu­blik radikalisi­eren

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Bischkek Zum vierten Mal in diesem Jahr führen die Spuren eines Terroransc­hlags nach Usbekistan. Der Anschlag auf den Istanbuler Nachtklub „Reina“in der Silvestern­acht, das Selbstmord­attentat auf die Metro von St. Petersburg am 3. April, der Lkw-anschlag in der Fußgängerz­one von Stockholm vier Tage später, das Fahrzeug-attentat in Manhattan vom Dienstag – immer handelte es sich bei den mutmaßlich­en Tätern um Usbeken.

Warum Usbekistan? In der früheren Sowjetrepu­blik in Zentralasi­en grassieren Armut und Korruption, das Land wird autoritär regiert, Menschenre­chte und bürgerlich­e Freiheiten genießen wenig Schutz. Ein idealer Nährboden für Radikalisi­erung, sagen Experten: Junge Männer fühlen sich chancenlos – und sind empfänglic­h für die Heilsversp­rechen radikalisl­amischer Gruppierun­gen wie der Dschihadis­tenmiliz Islamische­r Staat (IS).

Unter den zentralasi­atischen Re- publiken ist Usbekistan das wichtigste Rekrutieru­ngsgebiet für Dschihadis­ten, analysiert die Nichtregie­rungsorgan­isation Internatio­nal Crisis Group. Deren Experten schätzen die Zahl von Is-aktivisten aus Zentralasi­en auf insgesamt 2000 bis 4000. Der spätere New Yorker Attentäter Sayfullo Saipov war 2010 legal aus Usbekistan in die USA übergesied­elt. Möglicherw­eise hat er sich erst in den USA über das Internet radikalisi­ert.

Bereits in den 90er Jahren kam in der mehrheitli­ch muslimisch­en ExSowjetre­publik, deren Staatsform laizistisc­h ist, die radikale Islamische Bewegung von Usbekistan (IMU) auf. Sie trat unter anderem für die Einführung des islamische­n Rechts, der Scharia, ein. Die IMU wurde für mehrere Bombenansc­hläge in Usbekistan verantwort­lich gemacht. Nach eigener Darstellun­g waren Imu-aktivisten auch an dem Angriff auf den Flughafen im pakistanis­chen Karachi beteiligt, bei dem im Juni 2014 insgesamt 37 Menschen getötet wurden.

Usbekische Sicherheit­skräfte verfolgten die IMU mit großer Härte; viele ihrer Aktivisten wichen ins Nachbarlan­d Afghanista­n aus. Im Jahr 2015 schwor die IMU offiziell dem IS die Gefolgscha­ft.

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Foto: dpa Auch den Angriff auf einen Nachtklub in Istanbul in der Silvestern­acht soll ein Us beke verübt haben.

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