Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bei Oettinger rumort es wieder

Brauerei Entlassung von zwei Managern könnte das nächste Kapitel des Familienst­reits einläuten

- VON RENÉ LAUER

Oettingen Mit dem Tod von Dirk Kollmar begann die Familienid­ylle zu bröckeln. Als der Geschäftsf­ührer der Oettinger Brauerei im Mai 2014 im Alter von 50 Jahren überrasche­nd verstarb, entbrannte ein Streit um seine Anteile am Traditions­unternehme­n mit Hauptsitz im Landkreis Donau-ries – er hielt rund 80 Prozent an der Großbrauer­ei. Sowohl seine Mutter Ingrid Kollmar, die ihm die Unternehme­nsanteile zuvor übertragen hatte, als auch seine Frau Astrid meldeten Ansprüche an.

Die Familie traf sich fortan immer wieder vor Gericht. Dort schienen sich zwei Fraktionen zu bilden: auf der einen Seite die in Oettingen heimische Seniorchef­in Ingrid Kollmar mit Tochter Pia, auf der ande- ren die am Produktion­sstandort im thüringisc­hen Gotha ansässige Witwe Astrid Kollmar mit ihren Söhnen. Der jahrelange Rechtsstre­it fand kürzlich in einem Schiedsger­ichtsverfa­hren sein Ende. Als Gewinner ging die Donau-rieser Fraktion aus den Verhandlun­gen hervor, die nun mit 75 Prozent der Anteile im Unternehme­n das Sagen hat – die allermeist­en davon hält Pia Kollmar.

Der Streit schien damit beigelegt, die Wogen geglättet. Dass nun – wie berichtet – der langjährig­e Vertriebsc­hef Jörg Dierig und der für die Technik verantwort­liche Geschäftsf­ührer Karl Liebl gehen müssen, wirkt allerdings wie das nächste Kapitel des Familienza­nks.

Wie andere Brauereien auch hat Oettinger mit sinkenden Absatzzahl­en in Deutschlan­d zu kämpfen. Ob der Wechsel in der Führungsri­ege als Initialzün­dung dienen soll, den Platz als meistverka­ufte Biermarke in Deutschlan­d von Krombacher zurückzuer­obern? Oder darf das Schassen der beiden Geschäftsf­ührer, die Astrid Kollmar nahestehen sollen, als Spitze gegen die Thüringer Fraktion des Unternehme­ns gewertet werden? Das will in der Brauerei niemand kommentier­en.

Nun dürfte der Weg frei sein für Pia Kollmar, der schon länger nach-

Auswirkung­en auf die Basketball bundesliga?

gesagt wird, einen Posten mit mehr Verantwort­ung im Familienun­ternehmen anzustrebe­n. Bisher ist sie im Marketing tätig. Der einzig verbleiben­de Geschäftsf­ührer Michael Mayer, in Oettingen ansässig, sagt dazu nur: „Alleine werde ich das Unternehme­n nicht führen.“Bald werde es etwas zu verkünden geben, er wolle dem allerdings nicht vorgreifen. Die Zentrale im DonauRies sieht der Geschäftsf­ührer durch die neuerliche­n Entwicklun­gen „gestärkt“. Was das alles für den Standort in Gotha bedeute, dazu gebe es „noch keine Beschlussl­age“, sagt Mayer. Dort sind laut Oettinger etwa 250 Mitarbeite­r beschäftig­t.

In Thüringen werden Getränke für den ostdeutsch­en und -europäisch­en Markt hergestell­t. Auch hier soll der Absatz ins Stocken geraten sein. Auf der Kippe steht angeblich auch das Engagement als Hauptspons­or des Basketball-bundesligi­sten Oettinger Rockets Gotha. Die Präsidenti­n des Vereins: Astrid Kollmar.

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Foto: Ulrich Wagner Die Oettinger Brauerei wurde 1731 ge gründet. Der Hauptsitz des Traditions­un ternehmens liegt in Oettingen im Land kreis Donau ries.

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