Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Junge Union fordert Verjüngung

Seehofer droht scharfer Gegenwind

- VON HENRY STERN

München Die Junge Union erhöht den Druck auf CSU-CHEF Horst Seehofer, sich einem personelle­n Neuanfang an der Parteispit­ze nicht länger zu verschließ­en: In einer „Erlanger Erklärung“, die auf der JULandesve­rsammlung an diesem Wochenende in der mittelfrän­kischen Universitä­tsstadt verabschie­det werden soll, verlangt die Nachwuchso­rganisatio­n der CSU ausdrückli­ch auch personelle Konsequenz­en aus den herben Stimmenver­lusten bei der Bundestags­wahl Ende September. „Wir fordern deshalb auf allen parlamenta­rischen Ebenen, im Bundes- und im Landeskabi­nett sowie in den Führungsgr­emien der Partei eine spürbare Verjüngung“, heißt es in dem vierseitig­en Papier. Und: „Wir müssen der Bevölkerun­g mit einer Mannschaft mit Zukunft klare Ideen für die Zukunft übermittel­n.“

Geht es nach der Csu-jugend, sollte wohl vor allem Seehofer in dieser Zukunftsma­nnschaft eher keinen Platz mehr finden. Zumindest hinter vorgehalte­ner Hand berichtete­n jedenfalls zuletzt JUFunktion­äre aus fast allen Landesteil­en von einer Basis-stimmung pro personelle­n Wechsel an der Führungssp­itze. Vor diesem Hintergrun­d darf sich Seehofer bei seinem für Samstagnac­hmittag geplanten Besuch in Erlangen wohl auf scharfen Gegenwind der Jungen Union einstellen. „Ich wünsche mir, dass es eine ehrliche Bestandsau­fnahme wird und wir dann auch eine ehrliche Analyse ziehen“, formuliert der JULandesvo­rsitzende Hans Reichhart, der sich bereits am Freitagabe­nd zur Wiederwahl stellen will. Das JUTreffen könne einen Anstoß geben für die von Seehofer kurz nach der Bundestags­wahl selbst angekündig­te offene Diskussion mit der Parteibasi­s über die künftige CSU-FÜHrungsma­nnschaft: „Das Stimmungsb­ild, das am Wochenende in Erlangen rüberkommt, kann da sehr prägend sein“, glaubt der JU-VORsitzend­e.

Ob es an der Csu-spitze oder im Amt des Ministerpr­äsidenten am Ende doch noch mit Seehofer weitergehe­n könne, wollte Reichhart nicht kommentier­en: „Wir halten uns an die Vorgabe des Parteivors­tandes, dass es jetzt keine Personalsp­ekulatione­n gibt“, sagte er ausweichen­d. Diese Vorgabe gilt allerdings nur bis zum für Mitte November erwarteten Ende der Berliner Sondierung­sgespräche. Deshalb erhöht der Landtagsab­geordnete aus Schwaben gleichzeit­ig den Zeitdruck: „Ich bin überzeugt, dass wir die Personalfr­age bis Ende November geklärt haben müssen“, sagte Reichhart. Denn mit unklaren Fronten in Sachen Führungsma­nnschaft in den für Mitte Dezember in Nürnberg geplanten Csu-parteitag zu gehen, wäre aus seiner Sicht „sehr schwierig“für die Partei.

Völlig unklar ist bislang allerdings auch der Csu-vorstandse­tage, ob Seehofer überhaupt bereit ist, ernsthaft über einen geordneten Wechsel in den bislang von ihm bekleidete­n Spitzenämt­ern zu diskutiere­n – vor allem, wenn dabei sein ärgster Widersache­r Markus Söder als aussichtsr­eichster Nachfolger bereitsteh­t.

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Hans Reichhart

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