Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Große Familien braucht das Land

- Bmi@augsburger allgemeine.de

FVON MICHAEL BÖHM amilie ist doch etwas Schönes. Sie steht für Verbundenh­eit. Verlässlic­hkeit. Vertrauen. Kurzum: Sie ist etwas ganz Wunderbare­s. Das haben auch Politik und Wirtschaft längst erkannt und hüllen sich gerne in familiäre Begrifflic­hkeiten, um das Bild einer heilen Welt zu transporti­eren.

Da ist das Familienun­ternehmen aus der Region – das weltweit Aktien verkauft und so viele Töchter hat, dass ein Ahnenforsc­her heillos überforder­t wäre. Da ist der SeniorChie­f-executive-officer – der mit dem Senior-chef von einst schon lange nichts mehr zu tun hat, und mit dem Junior-managing-director weder verwandt noch verschwäge­rt ist. Und da sind Schwesterp­arteien – die von einer echten Union so weit entfernt sind wie zwei zickige Gören, die sich gegenseiti­g am liebsten die Haare ausreißen würden.

Neu im Familienst­ammbaum sind nun die beiden Flughäfen Franz-josef-strauß in München und Domodedovo in Moskau. Sie wollen künftig enger zusammenar­beiten und haben sich daher „verschwest­ert“– sie selbst verkündete­n das gestern als Unterzeich­nung eines „Sister-airport-agreements“. Mittlerwei­le hat der Münchner Flughafen schon sieben dieser Schwestern – die Familie kann offenbar gar nicht groß genug sein.

Nicht ganz so einfach gestaltet sich derzeit eine Familienbi­ldung der anderen Art in Berlin. Während die „Mutti der Nation“gerne Nachwuchs hätte, um ihren Titel als Familienob­erhaupt zu behalten, zieren sich die streitende­n Schwestern und ihre neuen Partner in der Anbandelph­ase (Sondierung) noch, sich miteinande­r verkuppeln zu lassen.

Dabei ist eine große Familie doch etwas ganz Wunderbare­s, will man den zögernden Turteltäub­chen zurufen. Fragen Sie doch mal beim Flughafen nach!

Newspapers in German

Newspapers from Germany