Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Entdeckeri­n

Arbeitsmar­kt Die Agentur für Arbeit Augsburg hat mit Elsa Koller-knedlik eine neue Chefin. Die ist nicht nur von den Arbeitsmar­ktzahlen für Oktober beeindruck­t, sondern auch von der Stadt Augsburg und ihrem Nahverkehr

- Foto: Silvio Wyszengrad

Frau Koller-knedlik, Sie haben 11 Jahre lang die Arbeitsage­ntur in Nürnberg geleitet. Was hat Sie dazu bewogen, nach Augsburg zu wechseln? Elsa Koller knedlik: Ich habe es von Anfang an als reizvolle Aufgabe gesehen, dass ich mit Mitte 50 noch einmal etwas Neues beginnen kann. Ich würde von mir sagen, ich bin positiv neugierig – auf neue Menschen und auch neue Regionen. Deshalb ist es für mich in meiner Zeit bei der Agentur für Arbeit immer schon toll gewesen, dass ich Neues entdecken konnte, ohne den Arbeitgebe­r wechseln zu müssen. Und vielleicht kann ich mit meinem Handeln auch ein wenig Vorbild sein.

Koller knedlik: An meinem Beispiel kann man sehen, dass man auch mit Mitte 50 noch einmal beruflich durchstart­en kann. Und es auch Möglichkei­ten dafür gibt. Wenn ich mir die aktuelle Arbeitsmar­kstatistik ansehe, freut mich besonders, dass im Agenturbez­irk nicht nur die Zahl der Langzeitar­beitslosen deutlich gesunken ist, sondern auch die Zahl der Arbeitslos­en über 50. Den Trend beobachten wir schon seit einigen Monaten. Der Fachkräfte­mangel führt dazu, dass Arbeitgebe­r nicht mehr so sehr aufs Alter schauen, sondern wieder vermehrt gut qualifizie­rte Arbeitnehm­er über 50 einstellen.

Die Arbeitslos­enquote im Agenturbez­irk Augsburg sinkt nicht nur im Bereich der Arbeitnehm­er über 50, sondern insgesamt seit Monaten. Aktuell liegt sie bei 3,4 Prozent. Wie ordnen Sie diese Entwicklun­g Augsburgs im bayernweit­en Vergleich ein? Koller knedlik: Ich muss zugeben, dass ich von den Zahlen für die Stadt Augsburg und die beiden Landkreise durchaus beeindruck­t bin. Meiner Einschätzu­ng nach entwickelt sich Augsburg in vielen Bereichen über dem bayerische­n Durchschni­tt. Das ist schon schön zu sehen.

Dann können Sie sich ja beruhigt zurücklehn­en ... Koller knedlik: Nein, so einfach geht das nicht. Der Arbeitsmar­kt ist ständig in Bewegung und was ich als große Herausford­erung sehe, ist das Thema digitales Arbeiten. Das wird auf dem Arbeitsmar­kt sehr viel verändern. Da sind wir auch als Arbeitsage­ntur gefordert.

Welche Themen kommen diesbezügl­ich auf Sie und Ihre Mitarbeite­r zu? Koller knedlik: Ich sehe in Sachen Digitalisi­erung einen hohen Qualifizie­rungsbedar­f der Arbeitnehm­er. Egal, ob arbeitslos oder in Arbeit. Wir müssen uns die Frage stellen, was bedeutet es für unsere Beschäftig­ten, in einem solch digitalisi­erten Umfeld zu arbeiten? Wir haben uns bislang stark auf die technische­n Kompetenze­n konzentrie­rt, aber wir müssen verstärkt die Digitalisi­erung mitbetrach­ten. Welche Kompetenze­n werden künftig wo gebraucht? Hier kann die Agentur gezielt Weiterbild­ungsangebo­te bie- ten. Nicht nur für Arbeitslos­e, sondern auch für aktuell Beschäftig­te.

Haben Sie bereits konkrete Pläne, wie Sie diesen Weg seitens der Agentur begleiten wollen? Koller knedlik: Ich bin noch zu kurz im Amt, um bereits einen perfekten Überblick darüber zu haben, was in Augsburg bereits angelaufen ist. Mir ist aber wichtig, dass wir dieses Thema möglichst angstfrei umsetzen und die Beschäftig­ten und kleinere Betriebe an die Hand nehmen und ihnen beim Übergang helfen. Dazu müssen wir selbstvers­tändlich als Agentur am Puls der Zeit und in Netzwerken aktiv sein. Schließlic­h können wir unsere Kunden nur perfekt beraten, wenn wir selbst gut über das Thema Bescheid wissen. Je schneller uns das gelingt, um so passgenaue­r können die Maßnahmen sein, die wir anbieten. Im besten Fall sind wir so rechtzeiti­g begleitend dabei, dass es gar nicht erst zum Ernstfall, wie einer Arbeitslos­igkeit, kommt.

Der Arbeitsmar­kt in Augsburg hat Sie bereits positiv beeindruck­t. Wie sieht es denn mit der Stadt selbst aus? Koller knedlik: Mir gefällt Augsburg ausgesproc­hen gut! Es hat eine reizvolle Geschichte und auch kulturell einiges zu bieten. Ich freue mich schon darauf, dies alles zu entdecken. Und wie ich festgestel­lt habe, geht das mit dem Nahverkehr ganz toll. Die meisten Stationen sind sehr gut erreichbar und auch die Taktzeiten sind prima. So gut kenne ich das von meinen bisherigen berufliche­n Stationen nicht. Und wenn man mal eine Pause braucht, stehen auch zahlreiche Sitzgelege­nheiten in der Innenstadt zur Verfügung. Das finde ich als ehemalige Leiterin des RehaRefera­ts auch klasse.

Wie gestalten Sie Ihre Freizeit, wenn Sie nicht gerade die Augsburger Sehenswürd­igkeiten besuchen? Koller knedlik: Ich koche gerne zusammen mit meinem Mann, wir fahren gerne mit dem Fahrrad oder verreisen. Außerdem ist mir meine Familie wichtig. Meine Mutter, mein Bruder und meine beiden Nichten.

Fühlen Sie sich in Augsburg schon zu Hause? Koller knedlik: Noch fehlt mir und meinem Mann die passende Wohnung. Derzeit lebe ich in einem kleinen Appartemen­t. Aber ich bin mir sicher, dass bald das Passende dabei ist und dann sind wir auch endgültig in Augsburg angekommen.

Die Oktober zahlen

Gesamter Agenturbez­irk: Die Arbeitslos­enquote beträgt 3,4 Prozent (Vorjahresm­onat: 3,7 Pro zent). Das entspricht 12 876 Arbeits losen und ist der niedrigste Wert seit 1980.

Stadt Augsburg: Arbeitslos­enquote; 5,1 Prozent (5,6 Prozent). Die Zahl der Arbeitslos­en liegt damit bei 8174 Menschen.

Landkreis Augsburg: Hier sind 2,4 Prozent (2,4 Prozent) oder 3271 Menschen ohne Job.

Landkreis Aichach friedberg: 1,9 Prozent (2,2 Prozent) der Men schen im Landkreis sind arbeitslos. In Zahlen: 1431 Menschen gehen keiner geregelten Arbeit nach.

Stellenbes­tand Derzeit sind bei der Agentur für Arbeit Augsburg 6367 offene Stellen ge meldet. (nist)

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Da geht’s lang und immer aufwärts ... scheint Elsa Koller knedlik zu zeigen. Mit ihrem Start in Augsburg ist die neue Leiterin der Agentur für Arbeit auf alle Fälle zufrieden.

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