Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
In Oberhausen entsteht ein neues Viertel
Stadtteilentwicklung Das Gaswerk-areal war für die Bürger viele Jahre lang eine abgeriegelte Brache. Ab 2018 wird dort Theater gespielt. Das ist jedoch nicht die einzige Veränderung, die für mehr Leben sorgen soll
Wer über das Gaswerk in Oberhausen spricht, denkt in erster Linie an den 80 Meter hohen Gaskessel. Er ist das weithin sichtbare Zeichen. Das Gaswerk soll künftig aber weitaus stärker ins Bewusstsein rücken: Die Stadtwerke, denen das Areal gehört, entwickeln es zusammen mit der Stadt zu einem Zentrum für Künstler, Theater, Kultur- und Kreativwirtschaft. Am Donnerstag fand das Richtfest für das Ofenhaus samt neuem Anbau statt. Der Rohbau ist fertig. In gut einem Jahr werden in dem imposanten historischen Gebäude Schauspiel- und BallettAufführungen zu sehen sein – sofern der Zeitplan einzuhalten ist.
Mit der Entwicklung des Gaswerks soll gleichzeitig der Stadtteil Oberhausen aufgewertet werden. „Hier werden andere Strukturen geschaffen, neues Publikum wird gewonnen“, sagt Bürgermeisterin Eva Weber. Die Bürger seien in die Planungen eingebunden: Es gab Workshops, bei denen gemeinsam Ideen entwickelt wurden. Erholungsmöglichkeiten im Grünen stehen ganz oben auf der Wunschliste.
Um das Gaswerk bald mit mehr Leben zu erfüllen, kommt der Erschließung eine wichtige Rolle zu. Stadtwerke-geschäftsführer Walter Casazza setzt auf den öffentlichen Nahverkehr. Einen klassischen Linienverkehr werde es anfangs aber nicht geben: „Wir überlegen das Modell eines bedarfsgerechten Verkehrs zum Oberhauser Bahnhof“. Übersetzt: Zunächst wird das Areal wohl nur bei Veranstaltungen mit Bussen angebunden.
In der ersten Bauphase wird für rund 20 Millionen Euro das sogenannte Ofenhaus umgebaut und erweitert. Bis Herbst 2018 entsteht in dem historischen Gebäude samt sechsstöckigem Neubau eine zweite Interimsspielstätte des Theaters. Während der sechsjährigen Umbauzeit des Theaters am Kennedyplatz werden dort das Schauspiel und das Tanztheater einziehen. Neben einem Theater mit Platz für 240 Zuschauer gibt es einen Ballettsaal sowie Werkstätten und Büros auf insgesamt rund 5500 Quadratmetern.
Im Erdgeschoss im historischen Teil entsteht eine Gastronomie auf rund 650 Quadratmetern. Im Neubau sind auf einer Etage rund 700 Quadratmeter für Künstlerateliers vorgesehen. Die Räume werden großteils vom Theater genutzt. Werkstätten, Probenräume, Malsaal und Lagerräume sind vorgesehen. Die Stadt Augsburg mietet die Flächen für das Theater und die Künstler von den Stadtwerken und betreibt diese in Eigenregie. Direkt neben dem Ofenhaus wird ein Parkhaus mit 380 Stellplätzen gebaut.
Die nächsten Bauabschnitte und Sanierungen auf dem Gelände sehen weitere Ateliers und Übungsräume für Künstler, Kreative und Musiker bis zu insgesamt 50 000 Quadratmeter vor. In weiteren Gebäuden werden Flächen für Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft angeboten. Das Spektrum reicht von Designern, Software-entwicklern, Start-ups oder Architekturbüros bis zu Handwerksbetrieben. Dafür entsteht nach gegenwärtiger Planung eine Reihe neuer Gebäude auf dem Areal. Stadtwerke-geschäftsführer Alfred Müllner will ein „lebendiges Stadtquartier“schaffen. Ein Musikklub könnte sich dabei ebenfalls auf dem Gelände ansiedeln, wie weitere Gastronomie. Mit Grünflächen und Einrichtungen für Freizeitaktivitäten soll das Gaswerk-areal für alle Bürger eine hohe Aufenthaltsqualität bekommen, heißt es.
Ofenhaus Dieses historische Gebäude wird umgebaut. Von außen betrachtet, wird sich am Haus nichts ändern, die Mauern bleiben. Im Innenbereich des 19 Meter hohen Baus wird sich aber jede Menge ändern. Es sind zwei Gebäudeteile mit unterschiedlicher Nutzung: Eine Hälfte wird als Lokal hergerichtet, der zweite Gebäudekomplex bringt die Küche des Lokals unter und wird ab dem ersten Stockwerk, für das eine Zwischendecke eingezogen wird, zur Spielstätte für das Theater Augsburg.
Theater im Ofenhaus Die Brechtbühne, die momentan noch in der Innenstadt nahe dem Großen Haus angesiedelt ist, wird in groben Zügen im Gaswerk wiederaufgebaut. Die Zuschauertribüne wird nach Oberhausen umziehen. Der Spielbetrieb soll im November 2018 beginnen. Im Mai 2018 endet in der jetzigen Brechtbühne die Spielzeit. In den verbleibenden Monaten soll der Umzug stattfinden. Ein Hingucker soll in diesem Gebäudeteil eine Galerie in vier Metern Höhe sein. Sie ermöglicht Theatergängern den Blick auf das Restaurant.
Lokal im Ofenhaus Noch steht nicht fest, welcher Pächter die Gastronomie betreibt. Die Gasträume bieten Platz für 140 Gäste, zudem gibt es eine Außengastronomie mit 140 Plätzen. Gespräche mit zwei Interessenten aus der Region werden geführt, sagt Müllner.
Kreativquartier Die Künstler, die künftig Ateliers auf dem GaswerkAreal beziehen werden, stammen zum Großteil aus dem Kulturpark West in Kriegshaber. Die beiden Häuser nahe des Kulturhauses Abraxas, in denen derzeit rund 70 Kreative beheimatet sind, werden langfristig abgerissen, um Platz für moderne Wohnungen zu schaffen. Die Stadt suchte deshalb nach einem Ausweichquartier. Die Künstler gingen zunächst wegen der Umsiedlung auf die Barrikaden. Sie befürchteten, dass sie am Gaskessel nicht mehr so frei würden agieren können. Die Stadt hat dem stets vehement widersprochen. Nun haben sich die Wogen etwas geglättet, ein Teil der Künstler wird wohl umziehen, ein anderer Teil will sich neue Ateliers suchen. » Kommentar