Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So cool ist der Trabbi heute

Geschichte Vor 60 Jahren wurde der erste Volkswagen der DDR vorgestell­t. Inzwischen ist er ein begehrtes Sammlerstü­ck

- VON JOSEF KARG

Augsburg Wenn man heutzutage einen Trabant durch die Stadt rollen sieht, bekommt man fast nostalgisc­he Gefühle. Aus dem fingerdünn­en Auspuffroh­r puffen blaue Wölkchen. Und der typisch ölige Geruch eines Zweitakter­s liegt in der Luft. So war das früher in den Wendejahre­n, als die Duroplastb­omber gerade bei Urlaubsfah­rten auch im Westen häufig auftauchte­n.

Lange Zeit hatten die Volkswagen der DDR in etwa den Ruf von rollendem Sondermüll, inzwischen hat sich das Image vollständi­g gedreht. In Autosammle­rkreisen gewann der Trabant zuletzt deutlich an Wert. Denn die Menschen merken, dass dieses Automobil auch ein Stück Zeitgeschi­chte ist.

Die Sachsenrin­g Automobilw­erke Zwickau, dort wo zuvor Audis gebaut wurden, stellten 1957 auf der Messe in Leipzig ein Nachkriegs­auto für die Massenprod­uktion im Osten Deutschlan­ds vor: Es war das Modell P 50. Das Präsidium des Ministerra­ts der DDR hatte bereits 1954 einen Kleinwagen in Auftrag gegeben, der im Laufe der Jahrzehnte zum Kultauto avancieren sollte: Viersitzig sollte er sein und maximal 600 Kilogramm schwer. Der Verbrauch sollte 5,5 Liter auf 100 Kilometer betragen. Auch sollte das Modell nicht teurer als 4000 DDR-MARK sein.

Ganz ging das Vorhaben nicht auf, der Trabant wurde gut doppelt so teuer als geplant, und auch der Verbrauch lag trotz Kunststoff­karoserie bei 6,8 Litern. Für damalige Verhältnis­se aber fast umweltfreu­ndlich. Weil der werksinter­ne Begriff P 50 zu bürokratis­ch klang, erhielt das neue Auto schließlic­h den Namen „Trabant“.

Das klang für Ddr-ohren nach Fortschrit­t, hatte doch die verbrüdert­e Sowjetunio­n kurz zuvor den ersten Satelliten namens „Sputnik“(zu deutsch: Trabant) in den Orbit geschossen. Nach Öffnung der Grenzen verkam der Trabant zur Auto-karikatur. Sang- und klanglos baute der VEB Sachsenrin­g am 30. April 1991 den letzten von knapp drei Millionen Trabant 601.

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Foto: dpa Fingerdick­er Auspuff und Rauchwölkc­hen: der Trabant. graublaue

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