Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der DFB zieht die Notbremse

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger allgemeine.de

Der Videobewei­s fordert sein erstes Opfer. Der Deutsche Fußball-bund (DFB) setzt Hellmut Krug allerdings nicht allein deshalb als Chef des Projekts ab, weil der Einsatz des Assistente­n im Kämmerlein nach jedem Bundesliga­spieltag zu ausufernde­n Diskussion­en führt – einige wenige wollen ihn sogar ganz abschaffen. Nein, Krug verliert seinen Job, weil er für den DFB als Führungskr­aft nicht mehr haltbar war. Der öffentlich­e und der interne Druck auf Krug hatten in den vergangene­n Tagen derart zugenommen, dass der Verband die Notbremse ziehen musste. Funktionär­e in dunklen Anzügen und bequemen Sesseln bevorzugen Ruhe, Kritik und bohrende Fragen stören sie massiv. Erst recht Skandale. Und auf dem Weg zu einem solchen befindet sich Krug.

Gegen ihn stehen Vorwürfe im Raum: Der 61-Jährige soll in Entscheidu­ngen des Videoassis­tenten eingegriff­en und diesen überstimmt haben. Belastend kommt hinzu: Krug stammt aus Gelsenkirc­hen, begünstigt von den Entscheidu­ngen war ausgerechn­et das dort ansässige Schalke 04. Alles nur Zufall? Wer Krug Böses will, könnte gar von bewusster Manipulati­on sprechen.

Nun hat der DFB Konsequenz­en gezogen. Indem er Krug als Chef des Videobewei­ses abgesetzt hat, setzt er die Entmachtun­g des ehemaligen Schiedsric­hters fort. Schon nach der jüngsten öffentlich­en Auseinande­rsetzung zwischen Krug und Schiedsric­hter Manuel Gräfe hatte der DFB Krug verwarnt. Dieser verlor dadurch seinen Platz in der Schiedsric­hterkommis­sion Elite. Gräfe hatte mehr Transparen­z bei der Be- wertung der Unparteiis­chen eingeforde­rt, er kritisiert­e die Vetternwir­tschaft unter Krug. So soll Krug die Karriere von Felix Zwayer begünstigt haben. Jener Zwayer war Schiedsric­hterassist­ent im Team von Robert Hoyzer, der im Auftrag einer Wettmafia Spiele verschob. Gerichtsak­ten bestätigen, dass Zwayer vor einem Spiel 300 Euro von Hoyzer angenommen hat. Der DFB machte dies nie öffentlich, sperrte Zwayer allerdings für ein halbes Jahr. So viel zur Transparen­z.

Nun behilft sich der DFB vorerst damit, Krug aus der Schusslini­e zu nehmen. Dieser bleibt Dfbschieds­richterman­ager und ist weiter in das Projekt „Videoassis­tent“eingebunde­n. Einen Neuanfang ohne den altgedient­en Funktionär scheut der Verband. Noch.

Im vergangene­n Jahr hat der DFB eine Ethik-kommission gegründet. Diese könnte nun beweisen, dass sie wirklich an Aufklärung interessie­rt ist.

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Felix Zwayer
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