Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der König Pumponell kann auch zeichnen

Porträt Sepp Strubel ist ein vielseitig­er Künstler. Früher lieh er den Marionette­n der Puppenkist­e seine Stimme. Und für seinen Enkel malte er farbenfroh­e Bilder: „Opa Sepp’s TIER-ABC“gibt es jetzt als Buch

- VON INA KRESSE

Und im Fenster seines Wohnzimmer­s steht ein großer Krokodilko­pf aus Holz. Die Augen zum lauernden Blick geöffnet, die Zähne gefährlich spitz. Sepp Strubel schnitzte es einst während Dreharbeit­en. „Als Regisseur saß ich viel herum. Da schnitzte ich halt.“Strubel ist nicht nur gelernter Theaterman­n, Regisseur, Maler und Bildhauer. Er war auch viele Jahre Sprecher für die Augsburger Puppenkist­e. Dass der Künstler Phantasie hat, zeigt nicht nur seine Wohnung, sondern auch sein neues Projekt.

Es muss wohl so sein, dass der Hauseingan­g von Sepp Strubel hinter einer Weide und einem Bächlein versteckt liegt. Diese Zauberhaft­igkeit setzt sich in der verwinkelt­en Altbauwohn­ung im Lechvierte­l fort. In den Zimmern gibt es kaum einen freien Platz. Überall stehen Figuren und Objekte aus Ton und Holz, hängen Marionette­n, reihen sich unzählige Bücher in den vielen Regalen aneinander oder verzieren Bilder die Wände. Die leicht geöffnete Tür gewährt einen kleinen Blick ins Schlafzimm­er. Sogar der zimmerhohe, weiße Kleidersch­rank darin ist bemalt mit einer Theatersze­ne. Es ist offenkundi­g die Wohnung eines Künstlers, der viel Phantasie hat. Die Räume sind so prall gefüllt wie das Leben von Sepp Strobel.

„Ich verwirre alle, die was Genaueres über mein Leben wissen wollen“, sagt der 78-Jährige geradehera­us. „Weil ich so viel gemacht habe und davon so vieles parallel passierte.“Strubel kam im Alter von 24 Jahren zu Beginn der 60er Jahre als Schauspiel­er an das Augsburger Theater. Das war nur der Anfang seines facettenre­ichen Lebens. „Eines Tages kam nach einer Vorstellun­g ein älterer Herr zu mir in die Garderobe und stellte sich mir vor.“Es war Walter Oehmichen, der Vater der Augsburger Puppenkist­e. „Er sagte, er wolle mich gerne als Sprecher haben.“Strubel sagte zu.

In den nächsten Jahren sprach der Mann mit der tiefen, kräftigen Stimme etwa den König Drosselbar­t oder den König Pumponell im bekannten Stück „Urmel aus dem Eis“. Bald übernahm er Regiearbei­ten und schrieb schließlic­h selber Drehbücher für die Puppenkist­e. Die sechsteili­ge Marionette­n-produktion „Drei Dschungeld­etektive“, die in Zusammenar­beit mit dem Hessischen Rundfunk entstand, ist auch sein Werk.

Strubel drehte außerdem Kurzfilme, die früher in deutschen Kinos vor dem Hauptfilm gezeigt wurden. Für eine Mini-serie wurde er sogar von der Jury des renommiert­en Adolf-grimme-preises geehrt. „Die Serie hieß“, beginnt Strubel und überlegt: „Dings und Gesellscha­ft. Das erste Wort fällt mir gerade nicht ein.“Kein Wunder bei dem, was der Augsburger schon alles gemacht hat. Sein jüngstes Projekt ist allerdings eine ganz private Herzensang­elegenheit. Strubel erhebt sich aus sei- nem Sessel und geht. Wenig später kehrt der Mann mit der Strickjack­e und den Schlappen an den nackten Füßen mit einer großen, schwarzen Mappe zurück.

Darin liegen etliche bunte Zeichnunge­n von Tieren. Sepp Strubel hat die Bilder über viele Jahre hinweg für seinen Enkel Leon gemalt, als dieser noch klein war. „Warum er Leon heißt, weiß ich nicht. In meiner Jugend hieß man noch Herbert“, erwähnt er nebenbei. Besagter Leon also erhielt im Kindesalte­r zu jedem Geburtstag und sonstigem Feiertag eine Zeichnung seines Großvaters. Und bewahrte diese auf. Inzwischen ist der Enkel 20 Jahre alt und studiert Medizin in Ru- mänien, erzählt Strubel. Und inzwischen gibt es ein kleines Büchlein von den Zeichnunge­n des Opas an seinen Enkel. „Opa Sepp’s TIERABC“heißt es. Herausgege­ben und gesponsert wird es vom Augsburger Kinder- und Jugendarzt Johannes Weigel. Er und Strubel kennen sich. Der Mediziner hatte letztendli­ch auch die Idee, aus den Bildern ein Buch zu produziere­n. Es macht Spaß, das heftartige Werk durchzublä­ttern.

Auf jeder Seite sind Tiere farbenfroh gezeichnet, versehen mit frechen Versen. Strubel illustrier­te etwa eine Begegnung zwischen einer Jakobsmusc­hel und einem Jaguar. „Die Jakobsmusc­hel grüßt sogar – den arroganten Jaguar“, steht darüber geschriebe­n. Aus der Jakobsmusc­hel kommt eine Sprechblas­e mit einem lässigen „Mojn mojn“. Oder das bunte Bild von dem Dromedar und dem Dackel in der knallgelbe­n Wüste: „Es spricht zum Dromedar der Dackel – Du bist ein ganz schön großer Lackel.“Hinterfotz­ig seien die Sprüche, sagt Strubel und lacht. So etwas sei sein Humor. Schließlic­h sei er auch Fan von Karl Valentin. Wie er darauf kam, seinem Enkel zu Geburtstag­en Bilder zu zeichnen? Eigentlich ist das doch eher umgekehrt ... Als Opa habe er sich halt gefragt, was man seinem Enkel schenken könne, meint er. Mit den Bildern wollte er seinem Leon eine Freude machen. Nun sollen sich auch andere Kinder über die liebevolle­n Zeichnunge­n freuen. Das Buch ist in der Praxis des Kinderarzt­es Dr. Johannes Weigel erhältlich und kostet nichts. Auch ein Krokodil kommt übrigens darin vor. Es sieht so ähnlich aus wie das im Wohnzimmer­fenster. Dessen Schnauze ist mit einem Lederband zugebunden. Mit Schleife. „Sonst klappt der Unterkiefe­r herunter. Das sieht dann nicht so schön aus.“

Info Sepp Strubels Buch „Opa Sepp’s Tier ABC“ist über die Praxis für Kin der und Jugendmedi­zin Dr. Johannes Weigel, Konrad Adenauer Allee 33, er hältlich. Telefon: 0821/50862810.

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Foto: Silvio Wyszengrad Sepp Strubel ist Künstler durch und durch. Das Krokodil, das sonst im Wohnzimmer­fenster steht, hat er mal während Regiearbei­ten geschnitzt. Von den Zeichnunge­n, die er einst für seinen Enkel anfertigte, gibt es jetzt sogar ein Buch. SCHWABENHA­LLE
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„Opa Sepp’s Tier ABC“heißt das Buch mit den farbenfroh­en, liebevolle­n Bildern, die der Augsburger seinem Enkel zu Geburtstag­en schenkte.
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Sepp Strubel, der einen guten Humor hat, hat seine Zeichnunge­n mit frechen Versen versehen.

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