Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Verbummelt­e Steuererkl­ärungen

Justiz Bayerns Ex-finanzmini­ster Fahrenscho­n unter Verdacht

- VON ULI BACHMEIER

München Ja, da schau her, der nette Herr Fahrenscho­n! Ausgerechn­et dem früheren bayerische­n Finanzmini­ster, der wohl nicht zuletzt des lieben Geldes wegen seine Karriere in der CSU an den Nagel hängte und sich 2011 zum Präsidente­n des Deutschen Sparkassen- und Giroverban­des wählen ließ, sitzt der Staatsanwa­lt wegen des Verdachts auf Steuerhint­erziehung im Nacken. Die Angelegenh­eit ist amüsant, mysteriös und ernst zugleich. Amüsiert haben sich gestern in München all jene, die Fah- renschon als Politiker oder Banker kennen: Ja mei, der Georg, er ist halt auch nur ein Mensch. Dass einer mal ein paar Jahre versäumt, seine Steuererkl­ärung zu machen, das könne man – Finanzmini­ster hin, Sparkassen­präsident her – doch verstehen ... Mysteriös ist die Sache, weil man nicht so genau weiß, was hinter dem Strafbefeh­l steckt. Das gilt zum einen für die rechtliche Seite: Fahrenscho­n sagt, er habe seine Steuererkl­ärungen 2012 bis 2014 verspätet abgegeben, aber mittlerwei­le alles bezahlt. Das sei zwar „ein kritikwürd­iger Fehler, den ich sehr bedauere, aber keine Straftat“. Die Staatsanwa­ltschaft München I sieht das anders, sagt aber nicht warum. Begründung: Steuergehe­imnis. Seltsam ist der Zeitpunkt der Veröffentl­ichung des Falles durch die Heute nämlich stellt Fahrenscho­n sich in Berlin als Sparkassen­präsident zur Wiederwahl. Jetzt wird gerätselt, wer dafür gesorgt hat, dass das Strafverfa­hren am Tag vor der Wahl öffentlich wird. Sehr ernst dagegen ist die Angelegenh­eit für den Betroffene­n und für die Sparkassen. Fahrenscho­n habe als Präsident, wie es heißt, zuletzt „sehr gute Arbeit“gemacht. Und er ist der einzige Kandidat – bisher.

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Foto: dpa

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