Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein wahrer Konservati­ver

Friedrich Merz war ein Mann mit Zukunft in der CDU. Dann kam Angela Merkel und drängte ihn zur Seite. Kehrt er nun auf Umwegen zurück?

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er in der Bild-zeitung. „Das bedeutet absolut kein Comeback als Politiker.“Parteifreu­nde, die ihn gut und lange kennen, sind sich da nicht ganz so sicher. „Er ist mit seinem Leben, so wie er es jetzt führt, zufrieden“, sagt einer von ihnen. „Das heißt aber nicht, dass er kneifen würde, wenn man ihn braucht.“

Ein Konservati­ver im besten Sinne, politisch erfahren und ökonomisch beschlagen: Nicht von ungefähr hat der frühere Industriep­räsident Hans-olaf Henkel ihn gerade erst als einzig wahren Nachfolger für Angela Merkel ins Spiel gebracht und damit auch vielen Konservati­ven in der Union aus der Seele gesprochen: „Ich kenne nur ein Cdu-mitglied, dem ich heute zutrauen wür- de, dieser Partei den nötigen Richtungsw­echsel glaubhaft zu verordnen – Friedrich Merz.“Der Mann, der die Steuererkl­ärung auf Bierdeckel­größe schrumpfen lassen wollte und den Begriff von der deutschen Leitkultur etablierte. Der Mann auch, der reden konnte wie kein Zweiter in seiner Partei und dem in der jungen Berliner Republik alle eine große Zukunft prophezeit­en, ehe Angela Merkel ihn nach der verlorenen Bundestags­wahl 2002 kühl abserviert­e, um selbst Fraktionsv­orsitzende werden zu können. Vorgänger Merz war, wenn man so will, ihr erstes Opfer auf dem Weg zur Kanzlersch­aft und sein späterer Rückzug aus dem Bundestag so gesehen nur folgericht­ig. Der ehemalige Richter, mit einer Richterin verheirate­t und Vater von drei Kindern, wechselte zu einer großen Anwaltskan­zlei, übernahm Mandate in den Beiräten großer Konzerne und den Vorsitz des Vereins „Atlantik-brücke“, der sich für einen guten Austausch mit den USA einsetzt. Gerüchte, er wolle seine eigene Partei gründen, dementiert­e der Zwei-meter-schlaks damals so scharf wie regelmäßig, auch einen Wechsel zur FDP lehnte er ab. Seit März vergangene­n Jahres ist er Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der deutschen Tochter von Blackrock.

Merz, der Unvollende­te, aber ist ein politische­r Mensch geblieben, der Bücher schreibt und Vorträge über die Weltläufte hält. Nur Parteitage besucht er keine mehr – und solange Angela Merkel Vorsitzend­e der CDU ist, wird sich daran auch nichts ändern.

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Foto: dpa

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