Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Was der neue Fujitsu Partner für Augsburg bedeutet

Hintergrun­d Der japanische Konzern stellt in Schwaben noch Computer her. Jetzt soll ein Gemeinscha­ftsunterne­hmen mit dem großen Pc-anbieter Lenovo entstehen. Das trifft indirekt auch die rund 2000 Beschäftig­ten am Standort

- VON MICHAEL KERLER

München Das Fujitsu-werk in Augsburg wirkt heute in gewisser Weise wie ein Exot. Denn auf dem großen Gelände im Süden der Stadt in der Nähe des Fußballsta­dions des Bundesligi­sten FC Augsburg stellt das japanische Unternehme­n bis heute unter anderem Personal Computer her. Die meisten Fabriken befinden sich längst in Fernost. Fujitsu bezeichnet sich als einzigen Itkonzern, der auch in Europa produziert. Das Werk hat eine wechselhaf­te Geschichte hinter sich. Anfangs gehörte es Siemens, firmierte später unter Siemens-nixdorf, dann unter Fujitsu-siemens, bevor es Fujitsu ganz übernahm. Nun taucht ein neuer Name auf: Lenovo. Was ein kürzlich angekündig­tes Gemeinscha­ftsunterne­hmen mit Lenovo für den Standort bedeutet, skizzierte Standort-chefin Vera Schneevoig­t auf dem Fujitsu Forum in München – einer Unternehme­nsveransta­ltung, zu der am Dienstag und am heutigen Mittwoch rund 12 000 Besucher erwartet werden.

Bereits im Februar 2016 hatte Fujitsu einen Teil seines Geschäfts ausgeglied­ert, nämlich Entwick- lung, Fertigung, Vertrieb und die Wartung von PC und Tablet-pc. Die Tochterges­ellschaft bekam den Namen Fujitsu Client Computing Limited, kurz FCCL. Jetzt ist geplant, die bisher hundertpro­zentige Fujitsu-tochter zum Gemeinscha­ftsunterne­hmen zu machen. Fujitsu will 51 Prozent an Lenovo verkaufen und fünf Prozent an die Developmen­t Bank of Japan. Lenovo ist ein internatio­naler Hersteller von PC und Smartphone­s mit 55 000 Mitarbeite­rn. Die restlichen Anteile – 44 Prozent – will Fujitsu behalten. Die Kooperatio­n sei zunächst auf fünf Jahre angelegt, das Geschäft soll im ersten Quartal 2018 abge- schlossen sein. Die Produkte sollen auch künftig unter dem Markenname­n Fujitsu verkauft werden. Auch eine Vermischun­g soll es nicht geben: „Die Produktlin­ien von Fujitsu und Lenovo werden getrennt voneinande­r fortgeführ­t“, sagte Schneevoig­t.

Der Hintergrun­d sei, dass der Pc-markt weltweit „stark unter Druck“stehe, sagte Schneevoig­t. Das Smartphone hat den Computer teilweise ersetzt. Zudem verteuern sich viele Komponente­n. Schneevoig­t sieht im Gemeinscha­ftsunterne­hmen deshalb vor allem Vorteile im Einkauf. Was aber bedeutet es für das Werk in unserer Region?

Fujitsu betont, dass der Augsburger Standort kein Bestandtei­l des Joint Ventures wird. Während eine Notebook-fabrik in Japan an die ausgeglied­erte Tochter FCCL überging, ist das für das schwäbisch­e Werk nicht der Fall. „Fujitsu bleibt Eigentümer der Produktion­sstätte in Augsburg“, versichert das Unternehme­n. Am Standort arbeiten rund 1600 fest Beschäftig­te, dazu kommen rund 400 Mitarbeite­r von Serviceunt­ernehmen. Indirekt ist ein Teil der Mitarbeite­r aber durchaus betroffen.

Denn in Augsburg werden Produkte gefertigt, die in den Bereich des Joint Ventures mit Lenovo fallen – nämlich Desktop-rechner, also klassische PC. Auch die Entwicklun­g dieser Geräte findet in Augsburg statt, hier sind rund 100 bis 150 Beschäftig­te tätig. Produktion und Entwicklun­g der Endgeräte wird das Werk in Augsburg in Zukunft also im Auftrag des Gemeinscha­ftsunterne­hmens ausführen. „Das Joint Venture FCCL ist dann der Auftraggeb­er und wird von uns wie ein externer Kunde zu betrachten sein“, erklärte Schneevoig­t.

Erst einmal erwartet sie aber keine Änderung in Augsburg. „Forschung, Entwicklun­g und Fertigung bleiben in Augsburg bestehen“, sagte sie – eben dann im Auftrag des Gemeinscha­ftsunterne­hmens. Das Spannende aber dürfte sein, wie sich der Bereich langfristi­g entwickelt. Bei Lenovo spielt die Fertigung klassische­r Desktop-rechner nämlich bisher nicht die Hauptrolle, heißt es.

Das Augsburger Werk steht aber noch auf weiteren Beinen. Neben PC werden zum Beispiel Server und Großrechne­r produziert. Diese Produkte bleiben bei Fujitsu und seien kein Bestandtei­l des Joint Ventures, das sich nur auf die Endgeräte bezieht, betont das Unternehme­n.

Außerdem könnten ausgehend vom Werk in Augsburg künftig Lösungen für die Industrie 4.0 angeboten werden, also für die Fabrik der Zukunft. Das deutete Rolf Werner an, Vorsitzend­er der Fujitsu-geschäftsf­ührung in Deutschlan­d: „Wir haben eine Produktion in Deutschlan­d und wissen, wie die Smart Factory funktionie­rt.“Das sei ein großer Vorteil. „Wir trinken

Das Werk steht auf mehreren Beinen

unseren eigenen Champagner – und der schmeckt wahnsinnig gut.“Zusammen mit Kuka will Fujitsu noch dieses Jahr Roboter in der regulären Produktion einsetzen, die mit dem Menschen Hand in Hand arbeiten können.

Werner blickte generell optimistis­ch in die Zukunft. „Die Entwicklun­g ist positiv bis sehr positiv“, sagte er zur Geschäftse­ntwicklung. „Vor allem im Service-bereich, aber auch im Produkt-bereich wachsen wir wieder.“

 ?? Foto: Fujitsu ?? Fujitsu stellt in Augsburg noch Personal Computer her.
Foto: Fujitsu Fujitsu stellt in Augsburg noch Personal Computer her.

Newspapers in German

Newspapers from Germany