Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mehr Schutz vor sexuellen Übergriffe­n

Was Grüne und SPD im Landtag fordern

- VON HENRY STERN

München Die internatio­nale Debatte über sexuelle Belästigun­g hat längst das Feld der Politik erreicht: In Großbritan­nien mussten mehrere Spitzenpol­itiker ihre Posten räumen, in Österreich trat ein früherer Grünen-politiker zurück. Auch im Europaparl­ament soll es zu Übergriffe­n gekommen sein. „Im Bayerische­n Landtag ist bislang kein solcher Fall bekannt“, sagt die Grünen-abgeordnet­e Verena Osgyan. Altgedient­e Beobachter der politische­n Szene in München können sich aber sehr wohl noch an Geschichte­n aus früheren Zeiten erinnern, als etwa ein älterer Landespoli­tiker eine junge Abgeordnet­e auf seinen Schoß zog – und sich dafür eine „Watschn“einhandelt­e.

Auch heute wäre es wohl naiv zu glauben, dass Politik und Staatsverw­altung in Bayern frei von sexuellen Grenzverle­tzungen wären. „Ich denke nicht, dass es diesbezügl­ich im Öffentlich­en Dienst ein besonderes Problem gibt“, sagt zwar der Freie-wähler-landtagsab­geordnete Peter Meyer. „Aber es existiert auch dort zweifellos.“Die Staatsregi­erung müsse deshalb die aktuelle Diskussion nutzen, um für mehr Offenheit, Aufklärung und Konsequenz­en bei Regelverle­tzungen im eigenen Verantwort­ungsbereic­h zu sorgen, verlangten SPD, Grüne und Freie Wähler im Landtag. Konkret fordern SPD und Grüne eine Verschärfu­ng des bayerische­n Gleichstel­lungsgeset­zes: Diese könnte von Fortbildun­g für Führungskr­äfte in Behörden über eine Einbindung der Frauenbeau­ftragten in Disziplina­rverfahren bis hin zur Einrichtun­g einer unabhängig­en Ombudsstel­le reichen. Auch die Landtags-csu will sich dem Thema nicht verschließ­en. Die rechtliche­n Grundlagen seien allerdings längst gegeben, etwa mit einem Leitfaden zur Handhabung sexualisie­rter Gewalt „der erstaunlic­h gut und weitreiche­nd ist“, wie die Csu-landtagabg­eordnete Christine Haderthaue­r berichtete. Trotzdem forderte der Landtag die Staatsregi­erung nun einstimmig auf, mögliche rechtliche Verbesseru­ngen intensiv zu prüfen. Notwendig sei aber vor allem ein anderes Bewusstsei­n bei den – oft männlichen – Verantwort­lichen, findet Haderthaue­r. „Für eine Frau machst du gar nicht mal so schlecht Politik“– solche Sätze hörten weibliche Landtagsab­geordnete ständig.

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