Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Immer mehr Flüchtling­e haben einen Job

Integratio­n In Bayern arbeiten wesentlich mehr Asylbewerb­er als im deutschen Durchschni­tt. Nun sollen noch mehr eine Ausbildung beginnen. Warum die IHK trotzdem Kritik übt

- VON CHRISTIAN GALL

München In Bayern schaffen immer mehr Flüchtling­e den Sprung ins Berufslebe­n – das bestätigen aktuelle Zahlen des Wirtschaft­sministeri­ums. Beinahe 48 000 Flüchtling­e haben inzwischen eine reguläre Arbeit aufgenomme­n, mehr als 7000 machen eine Ausbildung. Die Mehrheit der anerkannte­n Asylbewerb­er ist aber nach wie vor arbeitslos: Laut Sozialmini­sterium beziehen 69000 Flüchtling­e in Bayern Hartz IV.

Bayerns Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner (CSU) sieht in den aktuellen Zahlen dennoch das Vorgehen des Freistaats bestätigt: „Die Bayerische Staatsregi­erung und die Wirtschaft haben schnell auf die Flüchtling­skrise reagiert. Die Zahlen zeigen, dass unser Weg der richtige war.“Kein anderes Bundesland könne eine vergleichb­are Bilanz vorweisen. Im Herbst 2015 hatte die Staatsregi­erung beschlosse­n, wie Flüchtling­e über den Arbeitsmar­kt in die Gesellscha­ft integriert werden sollen. Dafür wurden mehrere Schritte festgelegt: Zunächst sollen die Asylbewerb­er die deutsche Sprache lernen und ihre Fähigkeite­n für das Berufslebe­n aufzeigen. Danach folgt eine Phase der Berufsinte­gration, die letztendli­ch zu einer Ausbildung­sstelle führen soll. Insgesamt sechs Jahre dauert dieser Prozess – von der Ankunft bis zur abgeschlos­senen Berufsausb­ildung.

Trotz der erfreulich­en Entwicklun­g in Bayern liege noch viel Arbeit vor der Regierung und den Betrieben, sagt Arbeitsmin­isterin Emilia Müller: „Wir wollen noch mehr junge Flüchtling­e dazu bringen, eine Ausbildung anzufangen.“Für viele sei ein einfacher Hilfsjob zunächst attraktive­r, da die Gehälter dabei höher sind als bei einer Ausbildung. Doch langfristi­g sei die fachliche Qualifikat­ion wertvoller.

Auch die bayerische Wirtschaft würde sich über mehr Auszubilde­nde freuen. Tausende Stellen sind derzeit unbesetzt, sagt Bayerns Ihk-hauptgesch­äftsführer Peter Driessen. An Behörden und Staatsregi­erung stellte er einen Appell – sie sollen widersinni­ge Regeln im Ausländer- und Aufenthalt­srecht abschaffen. Als Beispiel nannte er die Behandlung von afghanisch­en Flüchtling­en. Diese dürfen, da ihr Herkunftsl­and als sicher eingestuft wird, keine Unterstütz­ung von Ihk-integratio­nsberatern bekommen. Allerdings sind in Bayern beinahe die Hälfte der Flüchtling­e in Berufsinte­grationskl­assen aus Afghanista­n. Und auch wenn ihr Herkunftsl­and als sicher gilt: in 40 Prozent der Fälle dürfen sie trotzdem in Deutschlan­d bleiben, dann aber bei der Suche nach Arbeit keine Hilfe von Ihk-beratern bekommen. „Hier sollte man umdenken. Unsere Betriebe, die Afghanen ausbilden, sind mit diesen sehr zufrieden“, erklärte gestern Handwerksp­räsident Franz Xaver Peterander­l.

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Foto: Patrick Pleul, dpa Nach Angaben des Wirtschaft­sministeri­ums haben in Bayern 48000 Flüchtling­e ei nen Job, 7000 einen Ausbildung­splatz.

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