Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Alexa allein zu Haus

Technik In einer Wohnung in Pinneberg findet scheinbar eine Party statt, die Polizei rückt aus. Doch sie trifft nur einen Lautsprech­er an

- VON ORLA FINEGAN

Augsburg Ein 29-jähriger Mann aus Pinneberg bei Hamburg hat sich nach dem vergangene­n Wochenende von seiner „Mitbewohne­rin“trennen müssen. Weil die jede Menge Krach machte.

Und das ist seine ganze kuriose Geschichte: In der Nacht zum Sonntag schien in der sechsten Etage seines Mehrfamili­enhauses eine Party im Gange zu sein. So laut, dass die Nachbarin überaus genervt war. Sie klopfte, klingelte, dann rief sie um kurz vor zwei Uhr die Polizei. Denn niemand reagierte, und die laute Musik raubte ihr und ihrer Tochter den Schlaf. Auch die eintreffen­de Polizei konnte erst einmal nichts tun. Mithilfe eines Schlüsseld­ienstes kamen die Beamten schließlic­h in die Wohnung. Sie war leer.

Nur der Krawallmac­her war anwesend: Amazons Lautsprech­erbox „Echo“, ausgestatt­et mit künstliche­r Intelligen­z – dem Sprachassi­stenten „Alexa“. Der funktionie­rt ähnlich wie Apples Siri oder Googles Assistant. Beantworte­t Fragen, nimmt Sprachbefe­hle entgegen, spielt Musik aus dem Internet. Und das tat Alexa. Dabei hatte der 29-Jährige gar nicht vergessen, sie auszustell­en. Zu Hause war er ebenfalls nicht; er war auf der Hamburger Reeperbahn unterwegs und genehmigte sich „ein Kaltgeträn­k“, schreibt er auf Facebook. Und dass „Alexa eigenständ­ig, ohne Befehl und ohne über Handy (Spotify oder Ähnlichem) gesteuert zu werden auf voller Lautstärke ihre eigene Party bei mir in der Wohnung gefeiert“habe. Er ärgert sich jetzt vor allem darüber, dass er nachts noch zum Polizeirev­ier musste und die Rechnung für den nächtliche­n Schlüsseld­ienst-einsatz zahlen muss.

Amazons Kundenserv­ice habe ihm bisher nicht weiterhelf­en können. Es habe weder ein Fenster auf Kipp gestanden, wie das Unternehme­n vermutet habe, noch habe jemand die Box fernsteuer­n können. Von seiner „Mitbewohne­rin“Alexa hat er nun jedenfalls genug. Die Beziehung zwischen Alexa und ihm habe eine Kehrtwende genommen, schreibt er. „Man könnte sagen, es ist komplizier­t, oder sogar eher so weit, dass wir nun leider getrennte Wege gehen müssen.“Einem Bericht der zufolge teilte Amazon am Dienstag mit: „Wir sind mit der Situation vertraut und sprechen mit dem Kunden, um den Kontext des Vorfalls zu verstehen.“

Im Sommer hatte Alexa angeblich in den USA selbststän­dig einen Notruf abgesetzt und so eine Frau gerettet, die von ihrem Mann verprügelt wurde. Amazon erklärte allerdings danach, dass Alexa unmöglich eine Telefonver­bindung aufbauen könne.

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Foto: dpa „Echo“Lautsprech­er von Amazon dem Sprachassi­stenten Alexa. mit

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