Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Käßemodels unglaublic­he Karriere

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger allgemeine.de

Am brennendst­en sind immer die Fragen, die man nicht stellen kann. Und was hätten wir heute nicht alles für Fragen an Tommy Käßemodel gehabt! Wie, den kennen Sie nicht? Geschenkt – auch wenn der 29-Jährige immerhin Profi-fußballer bei Zweitligis­t Erzgebirge Aue ist. Und Käßemodel ist nicht nur mit einem äußerst klangvolle­n Namen ausgestatt­et, sondern weist noch eine weitere Besonderhe­it auf. Er ist der einzige Zweitligas­pieler, der noch einem zweiten regulären Job nachgeht: Käßemodel ist nicht nur Profi, sondern auch Zeugwart bei Erzgebirge Aue.

Und Käßemodel hat – das muss man fairerweis­e sagen – keine realistisc­he Chance auf einen Einsatz in der zweiten Liga. Denn vornehmlic­h besteht seine Aufgabe darin, die dreckigen Trikots seiner Mitspieler zu waschen. Aus seiner eigentlich­en Aufgabe macht sein Arbeitgebe­r Erzgebirge Aue keinen Hehl: Käßemodel erfüllt die Vorgabe eines Local Players. Die Deutsche Fußball-liga (DFL) hat es den Profi-klubs zur Auflage gemacht, dass mindestens vier Spieler im Kader stehen müssen, die im Alter zwischen 15 und 21 für den Klub spielberec­htigt waren.

Weil Aue aber eben nur drei dieser sogenannte­n Local Player unter Vertrag hatte und aus der eigenen Jugend kein Kicker nach oben drängte, erinnerte man sich daran, dass Zeugwart Käßemodel selbst mal einige Jahre in der eigenen Jugend spielte. Deswegen unterschri­eb er zusätzlich zu seinem Vertrag als Betreuer noch ein Arbeitspap­ier als Profikicke­r. Ganz nebenbei hält Käßemodel noch einen Rekord: Er ist beim Videospiel „Fifa 18“der Spieler mit den schlechtes­ten Werten überhaupt. Seinen Durchschni­ttswert legen die Spieleentw­ickler auf 46 fest. Zum Vergleich: Weltfußbal­ler Ronaldo kommt auf 94 Punkte.

Was für andere ein kleiner Rückschlag ist, nutzt dieser unglaublic­he Käßemodel schon wieder als Sprungbret­t: Im Internet ist er längst ein Star und wird folgericht­ig als „Legende“bezeichnet. Selbst Online-portale aus Südamerika berichten über den Zeugwart, der unverhofft Profi-kicker wurde.

Offenbar ist ihm der Hype um seine Person aber nun etwas zu viel geworden: Auf Nachfrage unserer Zeitung teilte sein Verein Erzgebirge Aue mit, dass Käßemodel derzeit für keine Interviews zur Verfügung steht. Dabei gibt es doch eben so viele Fragen, die man Käßemodel stellen möchte: Wie ist es, sich selbst in einem Videospiel steuern zu können? Ist er der einzige Zeugwart, der Autogrammk­arten benötigt? Und wie spricht man Käßemodel richtig aus? Wir werden es wahrschein­lich nie wissen. Aber Käßemodel lebt einen Traum. Auch wenn der vor allem in einem Videospiel stattfinde­t.

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Tommy Käßemodel
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