Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Verzweifelte Suche nach einem Schwimmbad
Gesundheit Das Bewegungsbad im Klinikum schloss im Frühjahr für externe Badegäste. Der blinde Dieter Schmidt sucht seither vergeblich nach einer Ausweichstätte und Ansprechpartnern, die ihm weiterhelfen
Dieter Schmidt ist ratlos und verzweifelt. 30 Jahre lang konnte er mit seiner Gruppe von Blinden und hochgradig Sehbehinderten zur Wassergymnastik ins Klinikum. Doch im Frühjahr wurde auswärtigen Nutzern des dortigen Bewegungsbades gekündigt. Seither sucht die Blinden-gruppe nach einer neuen Bademöglichkeit. Bislang vergeblich. Bei seiner Suche fühlt sich Schmidt alleine gelassen. Er bekomme viele Ratschläge, aber wirklich geholfen habe niemand.
Die Schließung des Bewegungsbades für externe Badegäste hat im Frühjahr für viel Kritik gesorgt. Das Klinikum hatte die Entscheidung mit strengeren Auflagen des städtischen Gesundheitsamtes begründet. Diese hätten aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr erfüllt werden können. Betroffen von der Kündigung waren unter anderem Rheumakranke und Mütter mit Babys, aber auch Mitarbeiter des Klinikums, die diese Bademöglichkeit nutzten.
Besonders hart traf die Kündigung die Blinden-gruppe mit zwölf Teilnehmern zwischen 65 und 90 Jahren. Sie brauchen nicht nur ein Bad, sondern auch eine Umgebung, in der sie sich gut orientieren können. Und die sei nicht so leicht zu finden, sagt der 70-jährige Schmidt. Schon seit einem dreiviertel Jahr sei er auf der Suche nach einem anderen passenden Bad für die Wassergymnastik. „Jetzt weiß ich nicht mehr weiter.“Das Angebot im Raum Augsburg, das infrage kommt, ist begrenzt: Einige Bewegungsbäder seien geschlossen worden, weil sie teuer im Unterhalt sind, sagt Schmidt. Auch in öffentlichen Hallenbädern sei es schwierig. In Stadtbergen gebe es zwar eine Wassergymnastik für Behinderte, dort seien aber keine Termine mehr frei. Auf Anfragen in privaten Altenheimen habe es geheißen, es gebe auch keine freien Kapazitäten. Das städtische Bäderamt habe ihn wiederum ans Haunstetter Hallenbad verwiesen, berichtet Schmidt. Dort sei das Areal aber so groß, dass für Blinde die Orientierung zu problematisch sei. Im Spickelbad könnten die Blinden im regulären Badebetrieb Wassergymnastik machen. „Aber dann ist die Geräuschkulisse zu laut“, sagt der 70-Jährige. Auch das sei für Blinde schwierig.
Seit Monaten bemüht sich Schmidt um einen neuen Badeplatz. Nun droht seine Gruppe auseinanderzubrechen. Was ihn besonders ärgert: Das Klinikum habe im Frühjahr öffentlich angekündigt, man werde betroffene Benutzergruppen bei der Suche nach neuen Räumen unterstützen. Dort sei er aber von einer Stelle an die nächste verwiesen worden. „Einen Verantwortlichen habe ich nicht zu sprechen bekommen“, sagt er. Dabei ist Schmidt im Symbolfoto: Alexander Sing
Klinikum kein Unbekannter. 15 Jahre lang war er in der Klinikumsseelsorge tätig und hat sich ehrenamtlich eingesetzt. Bei der Wassergymnastik der Blinden gehe es nur um eine knappe Stunde wöchentlich, sagt Schmidt. Er fragt sich, ob dies doch noch weiter im Bewegungsbad des Klinikums möglich sein könnte, wenn man die nötigen Auflagen erfüllen und einen eigenen Bademeister mitbringen würde.
Eine Sprecherin des Klinikums betont auf Anfrage, die Schließung für Externe sei vom Gesamtvorstand sorgfältig geprüft worden und diesem nicht leicht gefallen. Die externen Besuchergruppen seien außerdem bei der Suche nach Alternativen unterstützt worden. Unter an- derem hätten sie eine Kontaktnummer beim städtischen Sport- und Bäderamt erhalten.
Die Sprecherin verweist aber auch auf die Vorschriften der Bäderordnung. Danach müsse bei externen Gästen im Bewegungsbad zwingend eine Badeaufsicht vorgehalten werden. Für das Klinikum sei es nicht machbar, zu jeder Zeit einen Bademeister an den Abenden und an den Wochenenden zu beschäftigen. Die Öffnung des Bewegungsbades für externe Gäste sei auch nicht vom Versorgungsauftrag des Großkrankenhauses gedeckt. „Aktuell können wir nur für Patienten, die im Rahmen ihres stationären Aufenthalts an einer physikalischen Therapie teilnehmen oder ambulanten Patienten der Berufsgenossenschaft, das heißt Patienten, die einen Arbeits- oder Wegeunfall erlitten haben und von der Berufsgenossenschaft betreut werden, die Nutzung gewährleisten“, so die Pressestelle des Klinikums.
Und was ist mit der Überlegung, dass die Blindengruppe eine eigene Badeaufsicht mitbringt? Dies werde man intensiv finanziell und juristisch prüfen, hieß es im Klinikum. Dazu müssten allerdings weitere Informationen vorliegen.