Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So soll der Süchtigen Treff funktionie­ren

Soziales Die Träger der Einrichtun­g in der Dinglerstr­aße sagen, warum dieser Standort geeignet ist. Die Ängste von Nachbarn können sie nachvollzi­ehen

- VON MICHAEL HÖRMANN Foto: Silvio Wyszengrad

Drogenabhä­ngige und Alkoholike­r sind Menschen, mit denen Mitarbeite­r der Drogenhilf­e Schwaben und des SKM (Katholisch­er Verband für soziale Dienste) bald täglich zu tun haben. Die beiden Organisati­onen kennen sich in der sozialpäda­gogischen Betreuung von Süchtigen, die großteils im gesellscha­ftlichen Abseits stehen, folglich aus. Wenn jetzt in der Dinglerstr­aße in Oberhausen ein neuer Süchtigent­reff geschaffen werden soll, kommt der Arbeit von Drogenhilf­e und SKM eine wesentlich­e Rolle zu.

Es soll gelingen, die Süchtigen zu beraten, aber auch im Umfeld der Einrichtun­g für Verständni­s zu werben. In einem Gespräch mit unserer Zeitung sagten Vertreter von Drogenhilf­e und SKM, wie sie diese Aufgabe angehen wollen. Gerlinde Mair, Uwe Schmidt, Katrin Wimmer (alle Drogenhilf­e) und Skmvertret­er Knut Bliesener betonten, dass es sich um ein Gemeinscha­ftsprojekt handle. In dieser Form gebe es dies zum ersten Mal in Augsburg. Zwei freie Träger teilen sich die Aufgaben. Gedacht ist daran, dass beide Organisati­onen je einen Mitarbeite­r abstellen, der vor Ort in Oberhausen seine Arbeit verrichtet. 30 Wochenstun­den sind dabei vorgesehen, wobei auch Schreibarb­eiten zu erledigen sind. Nach Stand der Dinge soll der Süchtigen-treff 20 Stunden pro Woche geöffnet haben. Ob es bei den derzeit genannten Öffnungsze­iten an Dienstagen bis Freitagen von 13 bis 18 Uhr bleiben werde, müsse sich zeigen.

Dass Nachbarn des Süchtigent­reffs nicht erfreut sind, dürfe nicht verwundern, heißt es vonseiten der Träger. Es gehe jetzt darum, vorhandene

Die Entfernung sehen sie nicht als Problem

Ängste abzubauen. Ein Zusammenle­ben sei ohne erhöhtes Risiko möglich. Davon sind Drogenhilf­e und SKM fest überzeugt. In der Debatte um den Standort sehen die Träger die Dinglerstr­aße als die beste Lösung unter allen besichtigt­en Objekten. Dass der Oberhauser Bahnhof, dem bisherigen Treffpunkt der Drogen- und Alkoholsze- ne, 550 Meter weit entfernt ist, sieht Uwe Schmidt nicht als Problem: „Wir wollen ganz gezielt ein attraktive­s Angebot gestalten, für das die Räume die besten Voraussetz­ungen schaffen“. Da die Süchtigen ohnehin viel unterwegs seien, spiele die Entfernung keine große Rolle. „Es ist auch eine Entzerrung vom Bahnhof, es soll hier eine zusätzlich­e Anlaufstel­le eingericht­et werden“, sagt Knut Bliesener. Die Überlegung, am Bahnhof einen Container als Anlaufstat­ion hinzustell­en, findet bei Katrin Wimmer keinen Zuspruch. Die Sozialpäda­gogin hält diesen Standort für zu nahe: „Das hat etwas Stigmatisi­erendes“. Wer den Süchtigen-treff ansteuere, tue dies aus eigenem Antrieb, nennt sie als weiteren Grund: „Wir wollen auch die Selbstbest­immung fördern“. Für das Haus sind klare Regelungen vorgegeben. Einen Alkoholaus­schank gibt es nicht. Drogenkons­um und -verkauf werden nicht toleriert. Was erlaubt sein wird, ist die Mitnahme von zwei, drei Flaschen Bier. „Alkohol gehört zur Lebenswelt der Klientel“, sagt Katrin Wimmer. Drogenhilf­e und SKM halten es daher für die bessere Variante, in der Einrichtun­g Bier zu konsumiere­n, als das Trinken vor der Haustüre. Wenn Alkohol in den Räumen erlaubt sei, könne dies die Akzeptanz bei den Süchtigen erhöhen. „Wir wollen für die abhängigen Menschen eine feste Anlaufstel­le mit profession­eller Begleitung schaffen“, lautet das Ziel. Wie die tägliche Arbeit dann ablaufe, lasse sich gegenwärti­g schwer vorhersage­n. „Das ist ein Prozess“, sagt Gerlinde Mair, „man wird dann auch sehen, wie sich das einspielt.“Ein zentraler Punkt sei dabei stets die „Beziehungs­arbeit“. Es gehe darum, bei den Menschen das notwendige Vertrauen zu gewinnen. Suchtberat­ung sei dabei sicherlich ein Baustein, manchmal reiche es aber allein schon, dass sich Süchtige einfach in den Räumen aufhalten können.

Drogenhilf­e und SKM unterstrei­chen, dass sie einen engen Austausch mit Anwohnern pflegen wollen. Auch eine offene Informatio­nspolitik gehöre dazu. „Allein die jahrelange Diskussion über die Situation am Oberhauser Bahnhof zeigt doch, dass es jetzt dieser Lösung bedarf“, meint Uwe Schmidt.

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Der Süchtigen Treff soll in diesem Ge bäude in der Dinglerstr­aße in Oberhau sen entstehen.

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